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Beziehung und Loyalität

****ody Mann
13.225 Beiträge
Themenersteller 
Beziehung und Loyalität
"We have to recognize that there cannot be relationships unless there is commitment, unless there is loyalty, unless there is love, patience, persistence." — Cornel West

Übers.: "Wir müssen erkennen, dass es ohne Engagement, ohne Loyalität, ohne Liebe, Geduld und Beharrlichkeit keine Beziehungen geben kann."

Mir springt bei vielen Texten zum Thema Beziehung oft der Begriff der Loyalität ins Auge. Kürzlich auch bei einer Trauerrede, weil der Verstorbene mit einem Unternehmen bankrott gegangen war und ihn seine Frau während schwieriger Jahre nicht verlassen hat und er sie später in schwerer Krankheit bis zu ihrem Tode gepflegt hat. Liebe und Loyalität tauchten in einem Satz auf.

In politischem Kontext finden sich überwiegend Definitionen mit negativer Tönung dazu, im Themengebiet Liebe und Beziehung erklärt sich Loyalität oftmals mit Zusammenhalt und mehr.

Wie denkt ihr darüber, hat dieser Begriff eine Bedeutung für Euer Liebesleben, ist er überholt, ist mit Liebe ohnehin alles schon beschrieben?

Mir fällt meine Ehe ein, in der ich mich oft mit meiner Frau gefetzt habe, auch das Ende war nicht schön. Nach außen aber haben wir uns gegenüber anderen gegenseitig immer verteidigt. Ist das Loyalität, dass man die Partnerin, den Partner nicht hintenrum schlecht macht?

Je länger ich aber darüber nachdenke, desto seltsamer kommt mir dieser Begriff vor. Passt er überhaupt noch in die Zeit?
*******571 Frau
2.615 Beiträge
Wie denkt ihr darüber, hat dieser Begriff eine Bedeutung für Euer Liebesleben, ist er überholt, ist mit Liebe ohnehin alles schon beschrieben?

Ich habe den Begriff in meinem Profil, er beschreibt eins meiner Gefühle zu meinem Gefährten.

Ich überlege grade, ob ich ihn schon mal benutzt habe- mir fällt keine Beziehung ein die es mir wert war Loyalität zu zeigen.


Mir fällt meine Ehe ein, in der ich mich oft mit meiner Frau gefetzt habe, auch das Ende war nicht schön. Nach außen aber haben wir uns gegenüber anderen gegenseitig immer verteidigt. Ist das Loyalität, dass man die Partnerin, den Partner nicht hintenrum schlecht macht?

Ja, für mich beschreibt es absolut das!
****610 Frau
781 Beiträge
@****ody

Danke für das interessante Thema

Mir fällt als erstes dazu ein - "loyal hinter einem stehen"
Das kann der Partner sein, eine Freundin oder auch der Chef.

Für mich hat es was mit der Wertschätzung des Gegenüber zu tun. Ich schätze seine Werte, seine Stärken und auch Schwächen und häufig auch Ansichten. Mir ist die Person wichtig und deshalb nehme ich sie gegenüber anderen in Schutz oder versuche ihm den Rücken frei zu halten (diesen Punkt erlebe ich gerade im Berufsleben)

Meine ersten Gedanken zu diesem Thema. Lese mal gespannt mit.
Die etymologischen Definitionen von Loyalität sind mit „Liebe“ nicht abgedeckt. Loyalität hat eine salopp gesagt verschmolzene Komponente der Unterordnung höherer Ziele und dabei müssen meine Ziele nicht immer voll miterreicht werden. Dieses kann man jedoch sehr liebevoll tun!

Loyalität ist für mich weder überholt, noch aus einer kraftvollen Liebesverbindung wegzudenken. Würde ich diese Werte fallenlassen, für die Treue, Vertrauen, Zugehörigkeit und Loyalität stehen, würde ich in meiner Partnerschaft etwas vermissen. Ich fühlte mich weniger verbunden und das wäre lieblos… oder?
*******ssa Frau
5.653 Beiträge
Wenn es sich um aufrichtige Loyalität handelt passt es in jede Zeit.
Es gibt eben zwei Arten von Loyalität:
die gespielte/gesellschaftlich erzwungene, und die aufrichtige.

Ich persölich interpretiere Loyalität in einer Beziehung:
dem Partner beistehen, ihn unterstützen, seine Eigenschaften akzeptieren (auch weniger gute) - das ist Liebe.
****ius Mann
1.342 Beiträge
Über "Loyalität" habe ich mit schon oft Gedanken gemacht.
Lokalität ist mir besonders bei meinen Freunden wichtig, daher habe ich wohl nur wenige. *nixweiss*
Loyalität in einer Beziehung kann die Beziehung überdauern und eine tiefe und feste Freundschaft werden lassen. Ist mit meiner Exfrau so, unsere Loyalität war größer als unsere Beziehung, daher sind wir heute noch gute Freunde und ich kann mich auf sie verlassen, und sie sich auf mich.
Was manch einer Frau später sauer aufgestoßen ist, war mir aber egal.

Brauche ich Loyalität in einer Beziehung zwingend, ich bin mir nicht sicher....?
Wen Liebe und Sex reicht..., naja Kinder würde ich dann keine haben wollen... aber etwas Netflix und Ficken ginge schon.
So,... Tiefe hätte es dann wohl nicht...

Mit wäre aber schon schöner.
*******con Mann
248 Beiträge
Grundsätzlich, Loyalität ist mir sehr wichtig. Egal in welcher Beziehung, ein Mensch mit Charakter, der mit offenen Karten spielt, hat eine gewisse Loyalität. Sei es zu einem Chef, der mich gut behandelt, oder private Kontakte.
Freunde, die mir nahe und wichtig sind, genießen meine Loyalität. Selbiges gilt für meine Partnerin, wenn ich eine habe.
In einer Partnerschaft stelle ich von Anfang an klar, was für beide wichtig ist, was die Rahmenbedingungen sind und wo Grenzen sind. Solange ich nicht hintergangen werde, hat auch meine Partnerin bedingungslos meine Loyalität. Diese zeigt sich zb auch in einer Verteidigung, wenn sie nicht dabei ist. Das achten ihrer Wünsche und Gefühle.

Ich halte es auch im Falle einer Trennung so, dass es möglichst sauber bleibt. Und wenn die Frau nicht beginnt einen Krieg zu führen gehört für mich zur Loyalität auch, danach keine schmutzige Wäsche zu waschen.
***si Frau
2.483 Beiträge
Vielleicht geht die Liebe. Dennoch bleibe ich meinen Ex-Partnern gegenüber loyal.
**********sDown Frau
70 Beiträge
Loyalität als Ausdruck einer bestimmten Beziehungsqualität bedeutet mir, dass die Beziehung von Außen nicht oder nur schwer unterminierbar ist.
Loyal verhalte ich mich zB auch in Bezug auf meine Arbeitskollegen, meine Familie.

Es gibt dabei sicher Schnittmengen mit Treue, Beistand, Liebe, Mögen...

Den Partner zB. lange Zeit zu pflegen geht für mich über Loyalität hinaus, das würde ich dann unter Treue subsumieren.
******h15 Paar
2.818 Beiträge
@****ody, ein denkwürdiger Thread. Vielen Dank. *blume*

*****ody:
Wie denkt ihr darüber, hat dieser Begriff eine Bedeutung für Euer Liebesleben, ist er überholt, ist mit Liebe ohnehin alles schon beschrieben?

Beim Lesen deiner Frage kam mir als erstes eine Gegenfrage in den Sinn:
Wie könnte Loyalität jemals ein überholter Begriff sein?
Hier meine gedankliche Antwort an mich selbst: für mich, und uns beide, ist Loyalität keineswegs überholt, sondern eine ebenso seltene wie wertvolle Chatakter-Eigenschaft.
Menschen zu finden, die Loyalität tatsächlich leben, anstatt nur davon zu sprechen, ist ein seltenes Glück, das wir wertschätzend und freudig annehmen sollten, egal, in welcher Beziehung wir zu ihnen stehen.
↑ Diesen Satz meine ich wörtlich.

Wir sind (=leben) beide sehr loyal einander gegenüber und ich bin davon überzeugt, dass das einer der ausschlaggebendsten Gründe für unsere glückliche Partnerschaft ist.

Ja - mit Liebe ist schon alles beschrieben.
Aber: jede*r Mensch fühlt und beschreibt Liebe auf seine/ihre ganz eigene Art. Daher verwende ich ergänzende Begriffe, um unsere individuelle Bedeutung von Liebe Dritten begreiflich machen zu können.
Passend finde ich hierfür, unter anderem, definitiv das Wort Loyalität.
Die individuell unterschiedlichen Beschreibungen zum Begriff «Liebe» finde ich übrigens immer sehr spannend und schön zu hören, falls jemand möchte. 😊


*****ody:
Ist das Loyalität, dass man die Partnerin, den Partner nicht hintenrum schlecht macht?

Ja.
Ich bin in dieser Hinsicht vorgeschädigt. Es wäre für mich unheimlich verletzend, wenn mein Partner sich heimlich über mich auskotzt, schlecht von mir spricht oder Sprüche macht á la «die Alte spinnt mal wieder».

Sehr glücklich bin ich also, einen Partner gefunden zu haben, dem ich diesbezüglich vertraue(n kann). 😊
Selbstverständlich verbietet ihm das nicht den Austausch über Konflikte innerhalb unserer Beziehung mit eng vertrauten Menschen. Bei Belastungen ist es wichtig, eine*n Zuhörer*in zu haben. Es geht im Bezug auf Loyalität nur um die Frage, wie diese Kommunikation aussieht.

Zum Abschluss der Versuch, unsere Auffassung von Loyalität zu beschreiben:
Wirklich loyal ist, wer zu jeder Zeit und vor jedem Gegenüber zu einem Menschen steht und dabei auch für ihn oder sie einsteht, wenn notwendig.
Loyal ist, wer sich nicht durch geringste Zweifel innerlich entfernt oder nach einem Streit alles hinwirft, wer an Problemen arbeiten und sich auch eigene Fehler eingestehen kann.
Loyal ist aber auch, wer offen und ehrlich kommuniziert, stolz auf seine*n Partner*in ist und das anderen zeigt.

Loyalität gibt es natürlich in vielen Bereichen des Lebens, zB. Arbeitgebern gegenüber. Aber hier geht es ja um die Liebe. 😊

Ich bin sehr gespannt auf weitere Gedanken.

Liebe Grüße,
Sie 🌷
*********ebell Mann
2.726 Beiträge
*****_54 Frau
11.783 Beiträge
Kurz: Alle Menschen in meinem "inner circle" (Familie, enge Freundschaften, Liebes-Beziehung) können unbedingt mit meiner Loyalität rechnen.
Ohne geht es nicht.
****ot2 Mann
10.739 Beiträge
Mir fällt es schwer ein konkretes Beispiel für Loyalität während einer Partnerschaft anzuführen und zu formulieren.

Vielleicht hat da ja jemand mehr Ideen als ich momentan.
*****_54 Frau
11.783 Beiträge
Worin zeigt sich Loyalität ?

Innere Verbundenheit, sich für den anderen aufrichtig interessieren, ihn nicht betrügen, oder für eigene Zwecke ausnützen, nicht in böser Absicht manipulieren, nicht vor anderen bloßstellen, ehrliche Antworten geben, wenn er Hilfe braucht, helfen oder Hilfe organisieren ... mir fällt sicher noch eniges dazu ein.
*******n_HH Frau
5.825 Beiträge
Loyalität habe ich oft als grenzüberschreitende, moralisch zwingende Eigenschaft kennengelernt. Dabei denke ich, selbst in der Auflösung einer Beziehung kann Loyalität ein Standbein sein. Zumindest wenn die Beteiligten mehr von diesem Begriff erwarten als Aufopferung für "ein Prinzip ". Wenn sie sich hinter der Loyalität nicht vergessen, sondern sehen...dass damit nicht ......auf immer und ewig, komme was wolle begreifen. Loyalität geht auch aus der Ferne.
Wenn ich eine Beziehung habe bin ich meiner Partnerin gegenüber loyal und fordere dies auch ein.
Besonders gegenüber "Beziehungsflüsterern" die aus Neid ihr eigenes verkorkstes (Beziehungs)Leben auf andere reflektieren.
Keiner wird über meine Partnerin schlecht reden wenn ich dabei bin, dies unabhängig davon wie sehr es in der Beziehung gerade krachen mag und der Haussegen vielleicht schief hängt.
Loyalität ist in der Beziehung ein wichtiger Wert den ich lebe.
*****_54 Frau
11.783 Beiträge
Zitat von ********n_HH:
Dabei denke ich, selbst in der Auflösung einer Beziehung kann Loyalität ein Standbein sein.

*top*
Ja, auch das gehört dazu.
****ney Paar
51 Beiträge
Zitat von ****ody:


Je länger ich aber darüber nachdenke, desto seltsamer kommt mir dieser Begriff vor. Passt er überhaupt noch in die Zeit?

.. ein spannendes Thema und tatsächlich auch jeden Gedanken dazu wert. Eine spannende Komponente, als ich deinen Beitrag gelesen habe, war, die Überlegung, wie du zu den abschließenden Gedanken kommst. Was bewegt dich @****ody dazu darüber nachzudenken, dass dieser Begriff nicht mehr in die heutige Zeit passt?
Und wie könnte so ein Leben ohne Loyalität wirklich aussehen? Vertrauensarm, kontaktarm, voller Misstrauen und wahrscheinlich recht sinnbefreit, ohne gemeinsame Wertehaltung zu Freunden, Familie, Liebesbeziehung..
.. ist daher nicht Loyalität ein grundsätzliches Konstrukt menschlicher Nähe?

.. wenn wir jetzt den Gedanken, dass Loyalität zu einem wertvollen und ganzheitlichen Teil der Menschen gehören weiterspinnen, stellt sich für mich die Frage: wird mit Loyalität auch eine Erwartungshaltung eingenommen? Ist das vielleicht der Grund, warum es immer wieder Menschen gibt, die Loyalität nicht leben können... spannend!
*******n_HH Frau
5.825 Beiträge
Loyalität... ruft das in euch nicht ungesunde trigger an?
Jene die meinen, dass du auf Teufel komm raus an bestimmten Werten festhalten musst, egal was dein emanzipatorischer Geist dir zuruft?
Gibt es für "durch dick und dünn", nicht inzwischen weniger reaktionär behaftete Begriffe?
****ody Mann
13.225 Beiträge
Themenersteller 
Erst einmal danke für diese vielen klugen Gedanken! Ihr macht den Thread für mich richtig spannend. Über das Thema grüble ich schon ziemlich lange und ich muss auch gestehen, dass ich selbst vermutlich nicht in jeder Beziehung loyal oder nicht immer loyal war. Ich habe auch nicht immer wirklich geliebt oder mich zu einer Frau zugehörig gefühlt.

Mehr als das EP hätte ich im Moment noch nicht beizutragen, ich würde gerne noch weiter Eure Kommentare lesen. Über den Hinweis von @*******n_HH zu den ungesunden Triggern habe ich noch nachgedacht und für mich festgestellt, dass diese womöglich das ganze Beziehungsvokabular liefern könnte. Liebe, Zugehörigkeit, Anteilnahme, Bindung, Bedürfnisse, Nähe, Vertrauen usw.
*****_54 Frau
11.783 Beiträge
Zitat von *******n_HH:
Loyalität... ruft das in euch nicht ungesunde trigger an?
Jene die meinen, dass du auf Teufel komm raus an bestimmten Werten festhalten musst, egal was dein emanzipatorischer Geist dir zuruft?

Da muss ich mal kurz nachfragen: Welche ungesunde Trigger meinst du?
Wo wäre da eine mögliche Kollision mit der eigenen emanzipatorischen Stimme?
****ody Mann
13.225 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******n_HH:

Gibt es für "durch dick und dünn", nicht inzwischen weniger reaktionär behaftete Begriffe?

"Jemand zum Pferdestehlen" oder "Partner in crime" vielleicht.
*******Punk Frau
5.698 Beiträge
Ich frage mich gerade spontan, ist Verrat das Gegenteil von Loyalität?
Was wären wir für Menschen wenn wir keine Werte, keinen inneren Codex hätten nach dem wir leben?
****ody Mann
13.225 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *********enza:
Ich frage mich gerade spontan, ist Verrat das Gegenteil von Loyalität?

Wenn Loyalität eine Überschrift wäre, der man sich feierlich verschreibt, könnte man diese Sache vielleicht verraten. Ich schätze aber, dass sie einfach nur das Ergebnis einiger dauerhafter Verhaltensweisen und Überzeugungen ist, wo zwei Menschen ähnlich für einander empfinden.

Entweder sie sind loyal oder illoyal, je nach Bindung und Überzeugung. Alles Mögliche könnte das Gegenteil sein oder Loyalität verhindern. Egoismus vielleicht.
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