Zerrissen
Da ist ein Dämon in mir. Es brauchte lange, um ihn zu akzeptieren, aber letztendlich habe ich angefangen ihn zu mögen. Wir hatten eine Menge Spaß und tauchten in ein paar meiner tiefsten, dunkelsten Gelüste ein. Seit einiger Zeit nun ist er verschwunden. Hier stehe ich, verwundert warum er mich verlassen hat. Ich kann das Böse immer noch fühlen – schlafend, wartend. Ebenso wie meine Gelüste.Ist es zu einfach geworden? Bin ich inzwischen zu selbstgefällig und uninspiriert? Oder bin ich am Ende einer dieser Menschen, welche ich nie ausstehen konnte? Die Sorte, die will, was sie nicht haben kann und gelangweilt ist, sobald sie sich dessen sicher ist? Irgendwie vermisse ich diesen finsteren Antrieb, für den ich endlich den Mut und die glückliche Gelegenheit hatte, ihn auszuleben.
Ist es nicht ironisch, dass ich die längste Zeit das Gefühl hatte meine Fantasien unterdrücken zu müssen und nun, wo ich sie Realität werden lassen kann, sind sie weg. Ich liege wach und anstatt der verruchten Halbträume, die viele Nächte zur Perfektionierung brauchten und solch ein Genuss in der Umsetzung waren, ist da nichts. Nicht ein einziger versauter Gedanke. Und selbst wenn sich ein Schimmer einer Idee auftut, braucht es fast Gewalt sie am Leben zu halten. Geschweige denn den Wunsch zu haben sie zu verwirklichen.
War der Dämon nur ein Symptom meiner schlimmsten Tage? Ist das ein verfluchter Handel des Lebens, dass es anfängt mit mir aufwärtszugehen und ich diesen Teil meiner Selbst verliere? Wenn ja, warum wünsche ich fast, dass dies nicht der Fall ist? Halb möchte ich zu diesen dunklen Tagen zurück, nur um diese Gelüste wieder zu fühlen.
Leider kann ich meinen bösen Begleiter nicht fragen, wo er herkam und was er ist. Ich kann hier nur stehen, zerrissen wie ich bin.