An erster Stelle gilt meiner Meinung nach: Tue nichts, was du nicht tun willst. Das gilt für euch beide und es gilt natürlich nicht nur beim Sex. Du kannst deinem Partner entgegen kommen, aber nicht auf eine Weise, bei der du anfängst, dich selbst zu verleugnen. D.h., weder soll einer von euch beiden auf etwas verzichten, was wichtig für dich oder ihn ist, noch soll einer von euch etwas tun, bei dem du oder er sich schlecht fühlt.
Du schreibst, dass du dich überfordert fühlst. Du bist nicht auf der Welt, um anderer Leute Erwartungen zu erfüllen oder gar, um andere Menschen glücklich zu machen. Auch nicht deinen Partner. Beim Sex kann jeder Wünsche äußern, Verschläge machen oder Anregungen, Fantasie und Ideen einbringen. Aber fordern kann niemand etwas von dir. In diesem Sinne: Sprich mit deinem Partner und kläre, ob das Wünsche sind oder Forderungen. Etwas griffiger: Wenn du nach dem Sex deinem Partner sagst, was dir gefallen hat und was nicht, dann hat er zwei Interpretationsmöglichkeiten. Nr 1: Du meckerst und bist nicht zufrieden, er soll etwas ändern. Nr 2: Du teilst ihm mit, wie du euren Sex erlebt hast; du sagst ihm nicht, dass er etwas anders machen soll.
Ich unterscheide bei sexuellen Dingen in drei Bereiche:
1. Der Ja-Bereich: Das sind Dinge, die ich aktiv will und die für mich zu einem guten Erlebnis gehören. Sie würden mir fehlen, wenn ich in einer Partnerschaft wäre und der Partner diese Vorlieben nicht mit mir teilt. Das sind die Dinge, die mich beschäftigen, bei denen ich Fantasie entwickele, kreativ und verspielt bin - und wegen denen ich auch hier im Joyclub bin.
2. Der Nein-Bereich: Das sind Dinge, die meine Grenzen verletzen, die ich nicht will, die ich ablehne, mit denen ich mich schlecht fühlen würde und die ich sicher nicht erleben bzw. mit anderen tun will.
3. Der Toleranz-Bereich (bei mir am größten): Das sind Dinge, die ich nicht aktiv beim Partner "bestelle" aber auch nicht strikt ablehne. Sie verletzen nicht meine Grenzen. Ich kann sie mit Lust erleben wenn ich erlebe, wie sie meinem Partner bzw. meiner Partnerin gefallen. Wenn sich der Partner das wünscht, dann tue ich das und ich habe Spaß dabei. Ich wäre oft von alleine gar nicht auf die Idee gekommen, dass das etwas ist, was Spaß macht.
In diesem Sinne würde ich an eurer Stelle damit anfangen, darüber zu reden, was jeder von euch erleben will und was ihr jeweils ablehnt. Alles, was dann bei euch beiden nicht auf euren ja-nein-Listen steht sind Dinge, die im Toleranzbereich liegen - und über die ihr womöglich noch nie nachgedacht habt.
Nur: Wie findet man aber nun heraus, worüber man noch nie nachgedacht hat? Denke mal einen Gedanken, den du noch nie vorher gedacht hast! Leicht gesagt, oder? Kreativitätstechniken helfen hier eher nicht. Aber lesen, andere Leute fragen (machst du gerade), andere Informationsquellen studieren, sich mit den Spielarten der Sexualität beschäftigen kann inspirierend sein. Es gibt zum Thema auch Seminare von Tantra bis BDSM.
Ironie ist, dass "man" mit dem eigenen Partner oft schlechter über Sex reden kann als mit anderen Leuten. Auch Sex kann man technisch üben. Ich kann nicht sagen, ob so etwas für euch in Frage kommt: Evtl. suchst du dir oder ihr euch sexuelle Übungspartner um bestimmte Dinge auszuprobieren. Und zwar nur Dinge, die ihr bislang nicht miteinander versucht habt. Das geht natürlich nur konsensuell. Ihr erlebt dann andere Männer und Frauen und seht, was denen gefällt und was nicht und natürlich gibt das auch Inspirationen. Oder ihr schaut anderen zu, z.B. auf entsprechenden Events und Parties.
Du schreibst, dass sich dein Mann etwas Neues, Aufregendes und mehr Kreativität wünscht. Das ist erstmal das Problem deines Mannes, nicht deines. Unter "aufregend" stellt sich jeder etwas anderes vor. Wenn ihr einen "schönen Urlaub" plant und du packst die Bergschuhe ein, er die Badehose, dann sind das auch sehr unterschiedliche Vorstellungen. Auch hier gilt: Redet darüber, was er aufregend findet, und du prüfst, ob du darauf einsteigen willst. Und umgekehrt.
Sex ist ein Spiel für Erwachsene. Ihr konnt das spielerisch angehen. Wenn ihr schon darüber nachdenkt, was ihr mögt, dann schreibt das auf Karteikarten. Schreibt dann weiter Dinge auf, die euch einfallen, die ihr machen würdet, wenngleich ihr sie nicht direkt beim Partner "bestellen" würdet. Und dann mischt ihr die Karten, zieht welche heraus und das tut ihr dann.
In manchen Büchern gibt es auch Listen zum Ankreuzen. Auch das kann eine Inspiration sein.