Wir standen vor der Türe. Ich straffte mich. Meine Begleitung richtete mir den offenen Hemdkragen, stäubte ein imaginäres Fusselchen vom Jacket, fragte: "Hast du die Hose offen?!" - Ja, sagte ich kleinlaut. „Also dann, Augen zu und durch!“ und schärfte mir nochmals ein, „dein Deckname ist Sperling. Sei nicht so furchtbar altbacken. Halt keine Monologe. Spar an deiner Intelligenz, allzu schlau ist ungesund. Kein Wort über Politik. Sei Charmant, mach Komplimente, auch wenns schwer fällt. Sieze nicht, das sind alles Duz-Freunde. Nimm mich bei der Hand, wenn du dich fürchtest! Und onanier nicht vor den Leuten!“ - „Jetzt hör mal wieder auf!“, wehrte ich ab.
Tatsächlich war ich so voller voller Bedenken. Ich kann bestimmt nicht! Werd ich meinen Mann stehen können? Werd ich? Komm ich in bewährte Hände? Werd ich mich grausen müssen? Wie ist mein Deckname für den Abend noch mal? Irgendwas mit ‚Dingsspermling‘. Ich schickte noch ein Stoßgebet an meinen Penis: „Wenn du mich wieder im Stich lässt, red ich kein Wort mehr mit dir, dann wars das mit uns!“
Aber als sich dann das Guckfensterchen der Türe für uns öffnete und eine freundliche Frau fragte: „Ja wo kommt ihr denn her?“. Da war ich überrascht. Wir traten ein. Es war eine geile Welt zum Anfassen, wo Liebe kein Fremdwort war. Das Ende meiner Enthaltsamkeit. Endlich! Ich hatte so viel Sex unter der Hirnschale, so viel Entbehrung. Ich war angetan. „Du?!, flüsterte ich zu meiner Begleitung, „Die wollen, dass wir bleiben.“
Ganz anders der Abend meiner Begleiterin. Sie war gelangweilt. Bis zum Überdruss. Jeder Interessentin stellte sie mich als ihren ureigenen Mann vor. Und wimmelte so jede mit brüsker Abweisung ab. - Das hat mich noch mehr überrascht. Mein Vorschlag, dann könnten wir doch zusammen, lehnte sie ab: „Biste meschugge?! Mit jemand wie dir mach ich doch nichts!“
Das hat mich nicht überrascht!