Ja es hat sich verändert, ich bin selbst aus dem Dating ausgestiegen, mein Mann auch.
Alle meine Bekannten sind inzwischen Karteileichen. Manche wollen nach der Coronazeit jetzt doch lieber eine feste Beziehung statt Club und rumvögeln.
Weil drei lange Jahre Dauerpanik eben doch etwas mit den Menschen gemacht haben.
Wir haben uns unterschwellig leider viel zu schnell daran gewöhnt, dass „der menschliche Kontakt“ für uns eine akute „Todesgefahr“ darstellt.
Nicht etwa, weil wir diese Erfahrung tatsächlich alle gemacht hätten, sondern weil Kontaktverbot und Quarantäneanordnungen bis hinein ins intime Privatleben, bis in die Familien hinein mit teils drakonischen Strafen vom Staat, und moralisch von der Gesellschaft sanktioniert wurden.
Heute weiß man das alles besser. Vieles davon war überzogen. Also von uns kein Vorwurf an dieser Stelle. Hinterher ist man bei Vielem schlauer.
Aber soziologische Untersuchungen gerade bei Schulkindern über die nachhaltigen (negativen) Veränderungen in ihrem Freundes- und Kontaktverhalten belegen eine andauernde, unterschwellige „Angst vor anderen Menschen.“
Selbst wir als Erwachsene haben damals gelernt, mit den Verboten von Kontakten irgendwie zu leben.
Natürlich ist da ein Umdenken und ein Umgewöhnen eingetreten. Wir haben das auch bei uns selbst festgestellt. Menschen waren „per se (todes-) gefährlich“, einfach so. Das ist ein starker Trigger.
Sicher, es wäre jetzt zu einfach, alles den Corona Maßnahmen in die Schuhe zu schieben. Das wollen wir nicht. Schließlich sind wir immer noch selbst für unser Handeln verantwortlich.
Einen gewissen Effekt wollen wir aber dennoch nicht ausschließen. Schließlich sind drei Jahre beständige „Todesgefahr“ gerade in unserer zivilisierten Gesellschaft durchaus ein Anker, der im Unterbewusstsein hängen bleibt, wenn man darauf konditioniert wird, dass jeder Abstand unter 1,5 Meter von Staat und Gesellschaft allgegenwärtig hart bestraft wird.
„Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“, heißt das doch so schön.
Da haben wir uns halt mal was „angewöhnt“.
Und das werden wir wohl wie viele andere Gewohnheiten so schnell auch nicht wieder los.
Wir machen für uns das Beste draus.
Schließlich sind wir auch andere doofe Gewohnheiten manchmal schon wieder los geworden.
Und ein Gutes hat es ja auch: Wir treffen inzwischen in den Clubs deutlich weniger Leute mit „Rotznase“, die trotz Erkältung auf die Party und die Matte gehen.
„Es war eben nicht alles schlecht“
Tom & Zarah