Der Bruder hat m. E. überhaupt nichts mit der Sache an sich zu tun. Ob er sich um die Mutter kümmert oder peng.
Es liegt einzig und allein an der Frau des TEs, ihre Grenzen zu ziehen.
Grenze bedeutet nicht, sich wegzudrehen, aber einen Schritt zurückzugehen. Verantwortung abgeben.
Nicht einfach, kann ich sogar verstehen. Wer in diesem Pflichtbewusstsein aufgewachsen ist, ist auch mit Glaubenssätzen konfrontiert. Die legt man nicht einfach so ab.
Hätte der Bruder nicht diesen Spruch gesagt, hätte ihn jemand anders gesagt.
Würde es diesen Bruder gar nicht geben, gäbe es ein anderes Familienmitglied.
Solange ICH nicht selbst die Grenze für mich ziehe, werden alle anderen Menschen in meinem Umfeld immer weiter versuchen, mir noch mehr Last auf meine Schultern zu packen.
Ja, da ist eine 92jährige Mutter, die betüddelt werden will. Das heisst aber nicht, dass man als Tochter nicht auch noch ein Eigenleben führen darf....wenn sie denn will....und sie will scheinbar nicht, ansonsten hätte sie schon längst gestreikt oder die Gesundheit hätte sie gänzlich in die Knie gezwungen.
Bei aller Liebe zu meinen Eltern bzw. zu meinem Dad: das dürfte er nie von mir verlangen...und das würde er auch nicht. Dafür hat er vorgesorgt. Nicht fürs Seniorenheim, aber für eine Pflegefachkraft mit 24stündiger Betreuung in seinem eigenen Zuhause. Weil er nicht möchte, dass ich als Tochter jemals in diese Abhängigkeit zu und von ihm gerate.
Ich habe selbst, wie die Partnerin des TE, in so einer verzwickten Situation zu meiner Mutter gesteckt. Sie rief an und jammerte, ich war da. Das Telefon klingelte spätabends, ich ging ran. Ihr ging es nicht gut und ich fuhr spontan noch morgens um 9 Uhr zu ihr, obwohl ich zu dem Zeitpunkt eigentlich schon mit meinem Mann und zwei Kids im Auto Richtung Freizeitpark sitzen sollte.....so ging das viele Jahre.
Ich fühlte mich ausgebrannt, kam -gefühlt- nicht aus der Verantwortung zu meiner Mutter raus und sah auf der anderen Seite, wie sehr meine eigene kleine Familie darunter litt...mich eingeschlossen.
Ich war der Meinung, wenn meine Mutter mal nicht mehr ist, würde sich das alles erledigen.
So lange musste ich aber gottseidank nicht warten, denn mein Mann hat mir die Augen geöffnet, indem er mir mit Trennung drohte und zwar so, dass diese auch unmissverständlich son ihm durchgezogen wird.
Gleichzeitig hat er uns beiden einen Termin bei seinem Hausarzt geholt, der seit vielen Jahren trockener Alkoholiker war und nur noch in der Beratung für Suchterkrankungen tätig war.
Der sagte kurz und knapp zu mir: "Tu was für Dich, ansonsten liegst Du eher in der Kiste als Deine Mutter." Und er hatte Recht! Ich fing an, an mir zu arbeiten und Familienstrukturen für mich aufzudröseln.
Der Unterschied zu meinem Ex-Mann und dem TE war jedoch, dass mein Ex mit mir diesen schweren Weg gegangen ist. Er hat sich nicht getrennt und so lernte ich durch sein Vertrauen in mich, Vertrauen in mich und meine Entscheidungen zu bekommen und dann kam, wie es kommen musste: durch soviel Wut, Ängste, Aggressionen, habe ich mich mit meiner Mutter überworfen, ihr die übelsten Worte an den Kopf geknallt....und dann hat sie im Laufe der Jahre begriffen, dass ich sie immer lieben werde, aber nicht mehr nach ihrer Pfeife tanzen werde.
Das mal dazu, nur zum Verständnis.
Was mir komplett beim TE fehlt, ist das Verständnis für ihre Handlungsweise. Warum ist sie so involviert?
Nicht der Bruder ist das Problem, sondern der TE und seine Partnerin selbst.
Und wer weiß -und das ist jetzt mal eine ganz böse Unterstellung- vielleicht kümmert sie sich auch soviel um ihre Mutter, weil sie es zuhause nicht aushält? Wir wissen es doch nicht und nur abzuurteilen über den Bruder oder die Partnerin, ist m. E. einfach nicht richtig und fair.
Da gehört ganz viel aufgearbeitet....und vielleicht ist eine Trennung tatsächlich das einzig richtige. Damit beide einfach mal zur Ruhe kommen und gerade die Partnerin (vielleicht) merkt, dass da gehörig was schiefgelaufen ist.
Noch etwas: mit 92 ist die Mutterns Lebenszeit begrenzt. Zu warten, dass es bald vorbei ist, kann man machen. Nur: die Probleme sind dann nicht gelöst. Die Partnerin wird sich eine neue Aufgabe suchen, die sie aufs Äußerste fordert...oder aber in ein tiefes Loch fallen, weil keine Aufgabe mehr da ist.
Beides ist möglich, aber nichts davon schafft die Probleme/Glaubenssätze/Einstellungen der Partnerin aus dem Weg. Das kann nur sie alleine meistern.