Hallo Muc_Rope,
ich danke dir für dein sehr ausführliches und reflektiertes Feedback.
In vielen Punkten hast du Recht. Natürlich ist der Eingangstext nur eine grobe Zusammenfassung meiner Gedanken- und Gefühlswelt zu diesem Thema, sonst hätte ich da den Brockhaus in 12 Bänden schreiben müssen.
Mit konservativ ist gemeint, dass Dinge wie Bondage, Zuschauen oder Zuschauen lassen, MMF oder FFM, Partnertausch usw. usf. für mich nie zur Debatte standen. Sex war eine private und sehr intime Angelegenheit und ich hatte auch nie Ambitionen, am "klassischen" Sex etwas zu ändern. Ich hatte Spass, meine Partnerin hatte Spass - alles gut.
Aber inzwischen hat sich das ein wenig geändert. Auch durch den JC und meine letzte Partnerin. Die war da deutlich freier und offener als ich. Mit ihr fing ich an, offen über Sex, Vorlieben, Neigungen zu sprechen. Nur ist sie eben jetzt meine Ex. Aber wohin mich mein Weg führen könnte, weiss ich in der Tat noch nicht genau.
Natürlich könnte ich mich jetzt durch Bücher und Foren fräsen, um auf diesem Wege heraus zu finden, ob diese oder jene Spielart etwas für mich ist, aber wie du schon sagtest, dass Tun und Erleben ist eben nochmal etwas ganz Anderes. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich mich nicht trotzdem darüber informiert hätte. Das habe ich getan und so auch einige Dinge kategorisch für mich ausgeschlossen.
Beim Sex ziehe ich allerdings meine Befriedigung in erster Linie daraus, meiner Partnerin Lust zu bereiten. Das bedeutet nicht, dass ich devot bin und auf Kommandos reagiere, sondern dass ich versuche sie zu verstehen und zu lesen und mein Tun daran anpasse, dabei kann ich auch durchaus in der führenden / dominanten Rolle sein. Sie beispielsweise nur mit Zunge, Lippen und Fingern zu befriedigen, ist für mich genauso lustvoll und bereichernd, wie der "klassische" Akt an sich. Daher rührt vermutlich mein Unwille sie "unbefriedigt" zurück zu lassen.
Mir sind allerdings noch viele Aspekte beim Thema Dating nicht direkt bewusst, das gebe ich zu. Der Gedanken, oder besser die Erkenntnis, dass ein Date immer mit dem Risiko des "Scheiterns" behaftet ist, weil es eben nicht passt, selbst wenn alle Beteiligten wissen, was sie wollen und tun und dass auch das Gegenüber sich dieses Risikos bewusst ist oder zumindest sein sollte, hat sich bei mir noch nicht wirklich fest gesetzt. Da war oder bin ich wohl noch zu sehr Kopfmensch - wenn beide Seiten wissen, was sie tun, wird es auch gut. Wie eine mathematische Gleichung (1+1 = 2).
Was die Workshops angeht - ich sehe sie nicht grundsätzlich als unnötig oder überflüssig an. Im Gegenteil, sie können sehr hilfreich sein, gerade im Bereich Bondage beispielsweise, aber es fällt mir sehr schwer zu glauben, dass ich mich mit einer komplett fremden Person oder einem Dummy einer neuen Spielart dergestallt nähern kann, dass ich es als Bereicherung empfinde.
So oder so. Du hast mir mit deinem Beitrag viele Punkte aufgezeigt, über die ich nachdenken und reflektieren kann, wo ich da für mich persönlich gerade stehe und dafür möchte ich dir nochmals aufrichtig danken.