Auch wenn's hier schon länger ruhig ist wollte ich mal versuchen die Diskussion wieder anzuregen.
Hab mich gerade durch die ganzen beiträge gearbeitet und finde das thema und die meinungen dazu wirklich spannend.
Ich bin devot, lebe in einer FLR und meine frau würde mich als ziemlich unterwürfig beschreiben.
Im öffentlichen leben kämen aber sicherlich die wenigsten auf die idee mich als Devot zu bezeichnen. Ich bin extrovertiert, habe einen starken Charakter, beteilige mich leidenschaftlich gerne an (konstruktiven) Diskussionen und hab kein problem meine ansichten dabei auszudrücken, auch wenn die meinungen mal ausseinander gehen.
Beruflich habe ich die Position eines Teamleiters und traue mich zu behaupten, das mir die Rolle des führens nicht so schlecht liegt.
Trotzdem würde ich mich als altagsdevot bezeichnen, aber bevor ich darauf eingehe warum, möchte ich noch meinen beitag zum thema "Devot oder höflich" leisten.
Wie gesagt lebe ich in einer FLR mit D/S bezug.
Das bedeutet aber nicht das unser leben nur aus sex besteht. Sex ist ein teil davon, aber beiweitem nicht alles...
Es gibt in dieser beziehung klare regeln, die sind immer präsent und ihre nichtbefolgung hat auch Konsequenzen. Aber die meisten dieser dinge haben nichts mit sex zu tun. Ist es nun D/S oder nicht, dass ich allein für den Haushalt zuständig bin? Putzen, wäsche waschen, kochen, einkaufen,...
Für UNS ist es auf jeden Fall teil davon. Das ist aber nicht (immer) sexuell, ab und an wird es zu einem spiel, aber meistens nicht, ich mache es einfach nur um meine frau glücklich zu machen, denn das macht mich glücklich.
Aber wäre es D/S wenn wir ein vanilla paar wären, meine frau z.b. montagearbeiterin wäre, die ganze woche nicht zuhause ist und ich einfach deshalb den haushalt machen würde?
Auch ich bin im alltag, zuvorkommend und höflich meinen mitmenschen gegenüber.
Ich halte anderen die tür auf, helfe wenn ich kann, stehe in den öffis auf, wenn jemand meinen sitzplatz dringender benötigt und sage bitte und danke.
Das ist auf jedenfall höflichkeit, ind nicht unterwefung. Trotzdem verspüre icg dabei ein gutes gefühl. Einfach weil ich gerne helfe und es mich glücklich macht, ander glücklich zu machen. Doch fühle ich in diesen momenten keine unterwürfigkeit.
Genau das entspringt aber sicherlich, zumindest zum teil, meiner devoten Ader. Nicht das "es ist teil meiner erziehung und zeugt von manieren", aber eben das "ich mache es weil ich mich dabei gut fühle."
Wenn ich im Bus einer älteren person meinen platz frei mache, verspüre ich dabei sicherlich keine sexuellen Reize und sehe es sicherlich nicht als teil BDSM...
Auch anderen die tür aufzuhalte hat nichts sexuelles für mich...
Im altag bitte und danke sagen erfüllt mich sicher nicht mit devoten gefühlen...
Und jetzt kommt das ABER:
Genau die gleichen beispiele sind sehrwohl Teil unseres D/S, wenn meine frau vor einer geschlossenen Tür steht, mich neckisch ansieht und ungeduldig wartet, dass ich diese öffne...
Ich mich auf ihren befehl hin in den öffis nicht setzen darf...
Ich vermute jeder Sub, von dem schon mal verlangt wurde bei z.b. einer spanking session bitte und danke zu sagen, weiß welche gefühle dies in einem auslösen kann...
Die für mich geltende antwort zu dieser Diskussion ist eigentlich recht simpel: "der ton macht die Musik".
Es kommt nicht auf die handlung an, sondern auf den kontext und das Mindset dahinter...
Körperliche züchtigung kann ein leidenschaftliches spiel sein, aber auch (erotische) strafe, oder eben misshandlung...
Hausarbeiten zu machen kann (lästige) pflicht sein oder meine devoten bedürfnisse erfüllen
(Ich vermute mal) ein Masseur wird bei der ausübung seines berufes keine sexuellen gefühle verspüren. Wenn ich meine frau massiere sieht das ganz anders aus...
Diese liste kann man unendlich fortführen, aber der Text wird so schon lange genug, deswegen spar ich mir das an dieser stelle mal, ich glaube ihr versteht auf was ich hinaus will.
Nun zur altagsdevotion:
Ich empfinde mich als alltagsdevot, (und ja, ob devot per Definition, wirklich der richtige begriff dafür ist, ist nochmal eine ganz andere Diskussion) dass heißt für mich aber nicht, mich jedem gegenüber unterwürfig zu zeigen.
Aber ich bin auch im alltag devot gegenüber meiner Frau und zwar nicht nur im schlafzimmer.
Für uns ist das ganze auch mehr als ein spiel oder fetisch es ist teil unserer beziehung und unserer persönlichkeiten. Meine unterwürfigkeit ist ein gefühl das ich ihr gegenüber habe und mit ihr teile, ebenso wie meine liebe zu ihr.
Umgekehrt gilt das für ihre liebevolle Dominanz.
Und diese unterwürfigkeit bezieht sich nicht ausschließlich auf sexuelle handlungen, sondern ich zeige sie ihr immer wenn das möglich ist, ohne andere damit zu belästigen. (stichwort SS->C<- und aussenstehende)
Zur frage, wie wir das ganze ausleben:
Sie verwaltet unsere finanzen, ich bekomme taschengeld und bei größerem einkäufen muss ich um erlaubnis fragen.
Wenn wir Essen gehen entscheidet sie, ob ich ein bier trinken darf und im anschluss bezahlt sie die Rechnung. Führt dann zwar oft zu verwunderten blicken bei den kellnern, ist mir ein wenig unangenehm, dass ich nicht der zahlende Gentleman sein darf, belästigt aber niemanden.
Sie gibt mir vor wie ich mich kleiden und pflegen (frisur, bart,...)soll, um ihr zu gefallen.
Von solchen kleinigkeiten gibt es einige in unserem leben, einige davon dienen auch zur luststeigerung, aber viel davon haben nichts mit unserer sexualität zu tun. Wir machen es einfach weil es sich für uns gut und richtig anfühlt es zu tun. Wir zeigen uns damit einfach unsere und zuneigung.
Und das ist für mich liebe und nicht sexualität.
Lg
J4CK
P.s. ich würde mich sehr freuen wenn ich die Diskussion wieder anregen könnte. Eure sichtweise zu meiner Meinung würde mich brennend interessieren.