Moin liebe TE,
erst einmal Respekt, dass Ihr diese Art Thema ansprecht, denn hierbei wogen die Emotionen erfahrungsgemäß sehr hoch.
Das geht von "ich bin monogam, weil ich mich nicht anstecken will, ihr solltet das auch sein" bis "ich bin nicht monogam und denke nicht an Ansteckungen, weil ich mir meinen Spaß nicht verderben lassen will" - zuweilen sehr emotional und persönlich angegriffen, wenn jemand anders denkt oder handelt.
Trotz der Joyclubpolitik, welche Safer Sex als Geschlechtsverkehr mit Kondom propagiert, sind nach wie vor alle Menschen und Meinungen auf der Plattform vertreten, von "alles ohne" (AO) bis "Kondom beim GV reicht doch" (Safer Sex, allgemein in Swingerkreisen anerkannt) über "wir machen uns ernsthaft Gedanken" (ich würde es sexuelles Handlungsbewußtsein nennen) hin zu "kein Sex = keine Ansteckungen" (Eremit). Die bunte Welt eben.
Und leider driften daher ernst gestellte Fragen wie Eure sehr schnell emotional ab, weil alle (inklusive mir) die Möglichkeit nutzen möchten, ihre Meinung und ihre Einstellung darzustellen.
Nun zu mir:
Seit Oktober 2018 gehe ich in Swingerclubs und bezeichne mich als Swingerin, insgesamt war ich bisher 308 Mal auf frivolen Partys in Swingerclubs, davon 32 Mal in diesem Jahr. Ich kam dazu, weil es der effektivste Weg für mich ist, da ich sonst auch gerne One-Night-Stands habe, gern Sex ohne Verpflichtung, wie z.B. Wiederholungspflicht oder Guten-Morgen-Nachrichten. Ich liebe die Unterschiedlichkeit von Menschen und lebe das auch gern in meiner Sexualität aus.
Aber ich mache mir auch Gedanken, wie ich mich und die Menschen, mit denen ich Sex habe, am besten schützen kann. Aus diesem Grund habe ich zu Beginn viel gelesen (z.B. bei der AIDS-Hilfe und Pro Familia) und probiert und im Laufe der Zeit ein für mich passendes Hygienekonzept entwickelt. Sollte dieses Konzept für einige Menschen, mit denen ich gern was machen würde, nicht passen, ist es wie sonst: Es klappt halt nicht. Weiterhin viel Spaß und Erfolg. Der nächste, bitte.
Der Hauptaspekt dabei liegt bei mir:
Ich teste mich alle 6 Monate bei meiner Gynäkologin auf alle gängigen sexuell übertragbaren Krankheiten und zahle die Kosten selbst. Das sind ca. 150 Euro. Sollte da irgendetwas auftreten, fühle ich mich verpflichtet, die Menschen zu informieren, mit denen ich im entsprechenden Zeitraum sexuell aktiv war und die ich noch greifen kann.
Dann bestehe ich darauf, dass Menschen, die mich intim anfassen wollen, sich vorher die Hände waschen. Ich hatte auch schonmal einen HÜ mit einer anderen Dame, wo wir regelmäßig Desinfektionsmittel nutzten, um diese Variante auszuprobieren. In meinem Stammclub ist der Weg zwischen Matte und Waschbecken oder Dusche maximal 5 m, ein kurzes "ich geh mal kurz Hände waschen" ist da allemal drin. Und meine Runden sind nicht auf Zeit sondern entspannt, es kann immer wieder eingestiegen werden, ansonsten gibt es sicher später auch nochmal die Chance. Ich kenne sogar eine Dame, die alle interessierten Herren vorher nochmal duschen schickt und auch selbst duschen geht.
Ansonsten kommt bei mir keine Flüssigkeit dahin, wo ich es nicht abwaschen kann. Ich nutze Kondome für den GV und habe auch Lecktücher im Gepäck. Ich blase auf Wunsch auch mit Kondom, ansonsten mit viel Spucke, was ich alles auf die Matte ausspucke, natürlich ohne "Happy End" und Sperma im Mund. Bereits vor der Ejakulation "suppende" Penisse wichse ich nur. Nicht das sicherste Konzept, aber bisher bin ich gut damit gefahren und ich kann mein Konzept ja auch immer weiter entwickeln, schließlich ist es meins.
Allerdings habe ich den Oralverkehr auch so gut wie eingestellt, weil es mir einfach nichts bringt.
Ja, ich kann mir im wilden Getummel merken, wer wo seine Hand hatte. Auch, wer das Kondom schon eine Weile auf seinem Penis hat. Und ich lasse mir auch nicht auf meine Vulva spucken, "damit es glitscht", oder mich mit fremd angeleckten Fingern bespielen, diese Menschen fliegen sofort von der Matte. Denn ein Handlungsbewußtsein selbst im Akt gehört für mich zu einem gegenseitigen achtsamen Umgang und ich durfte schon einige Menschen kennenlernen, die dies beherrschen.
Und ja, ich habe auch schonmal in einer seeehr schönen Runde zugelassen, dass mich eine sehr gute Bekannte ohne Lecktuch leckt. Oder dass ich ausgiebig küsse. Das mache ich dann bewußt und äußerst selten. Denn jeder Mensch, auch wenn ich ihn noch so gut kenne, ist ebenfalls Teil der Szene und hat einen ähnlich hohen Durchlauf wie ich. Ein "wir machen es ohne, denn wir kennen uns ja schon" finde ich da höchst bedenklich, an ein Schneeballsystem erinnernd.
Ich möchte abschließend darauf hinweisen, dass es beim Zusammenkommen verschiedenster Menschen nicht nur um sexuell übertragbare Erkrankungen geht, sondern auch um alle anderen menschlich übertragbare Erkrankungen, z.B. Bindehautentzündung, Krätze, etc.. Auch davor ist kein Mensch gefeit und es hilft einfach nur die sofortige Behandlung und die Information der Mitspielenden, um Infektionskreise zu unterbrechen.