Zitat von **********r2021:
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Bogen zum eigentlichen Thema:
Ich finde, einer meiner Fehler beim Onlinedating anfangs war auch eine große Naivität, weil ich zu Beginn nicht verstand, wie dieser "Markt" funktionierte. Er funktioniert nämlich in vielen Bereichen sehr anders als reales Dating und ich musste mir sehr viel mehr Mühe bei meiner Darstellung geben, um Spaß dabei zu haben.
Jetzt wird’s wieder interessant. Magst Du mehr dazu sagen,
@****yn ? Wie „anders“?
Ich spreche mal explizit von meiner Perspektive als Frau, weil ich denke, dass es nochmal starke Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt.
1. Ich als Frau muss online deutlich mehr auf mein optisches Auftreten achten, als ich es offline tun muss. Ich werde real auf der Straße so gut wie nie angesprochen, obwohl ich recht auffällig gekleidet bin. Ich trage zum Beispiel fast ausschließlich 50s Rockabilly Kleider und Röcke in bunten Farben, trage Haarreifen und Katzenkopfhörer, bin allgemein sehr mädchenhaft feminin gekleidet. Ich werde definitiv angeguckt - aber ich weiß nicht, ob das nicht vielleicht auch Einbildung ist und mir stärker auffällt, als es tatsächlich ist, weil ich einen kleinen self-aware Knacks habe - aber ich werde draußen eigentlich nie angesprochen. Das letzte Mal letztes Jahr im Herbst und davor zuletzt, als ich 18 war, oder so. Es passiert super selten.
Im Internet wurde ich dagegen besonders anfangs geradezu mit Nachrichten geflutet. Und ich habe diese Erfahrung ja nicht nur hier gemacht, sondern auch auf anderen Plattformen und schnell festgestellt, dass im Internet das Jumping-to-conclusions Phänomen massiv ist und hier bereits die winzigsten sexuellen Cues von der Gegenseite gigantisch aufgeblasen werden und drauf angesprungen wird.
Ich habe ein bisschen gebraucht und experimentieren müssen, um ein recht stabiles Auftreten (auch woanders) zu kreieren, damit insbesonders die, die ich gar nicht anlocken will, auch nicht angelockt werden. Im Gegensatz zum real life passiert online mehr direkte, spontane Interaktion und weil eine reale soziale Komponente fehlt, wird unglaublich viel in den blödesten Mist hineininterpretiert. Es ist nur ein Stillleben, man kann das mit so viel Fantasie füllen und daraus eine subjektive Realität basteln. es herrschen ständig Missverständnisse und überall locken "Versuchungen".
2. Im Gegensatz zu mir (und manch anderen) haben viele Menschen im Online-Dating konkrete Ziele. Ich würde sagen, das trifft insbesonders auf Männer zu, dass sie sich tendenziell deutlich seltener in solchen Communities anmelden, um zu plaudern, sondern weil sie was ganz Konkretes wollen. Das ist etwas, was ich anfangs doch stark ausgeblendet habe, ich gab praktisch jedem den benefit of the doubt, bis ich irgendwann einsehen musste: Praktisch jeder, der mich anschreibt, tut das, weil er sich was Sexuelles mit mir vorstellen kann und dafür offen wäre.
Das verändert die Kommunikation und die Frage, inwieweit man sich auf ein Gespräch mit jemandem einlässt, immens. Es ist wirklich eine richtige Kunst, hier zu filtern und frühzeitig herauszufinden, wen man durch den eigenen Filter lässt und wen nicht, denn nicht mit jedem ist ein platonischer Kontakt möglich, insbesonders wenn das nicht das ist, was der andere eigentlich will. Da muss man niemandem am Haken zappeln lassen, man schiebt dem einfach direkt den Riegel vor. Das hab ich früher nie gemacht, weil ich höflich sein wollte und mir dachte, ach, nicht jeder ist so (und es ist nciht jeder so, das stimmt, aber der Großteil eben doch, sie kontaktieren dich, weil sie sexuelles Interesse haben; das ist legitim, aber für mich uninteressant).
Nur als Beispiel: Mich schreiben nach wie vor Männer an, die fragen, ob sie sich mit mir austauschen können, weil sie Fragen zu bestimmten Themen haben. Oder weil sie wissen wollen, welche Games ich zocke und ob man mal zusammen zocken könnte.
In beiden Fällen mache ich sehr früh klar, dass ich 1) nicht über mein privates Sexleben im Detail sprechen werde, weil das nur die was angeht, die es direkt betrifft und ich 2) kein Interesse an einem sexuellen Kontakt habe.
Ich höre von diesen Männern, die sich nur "austauschen" und "zocken" wollten, danach nie wieder was. Meine Naivität ist diesbezüglich mittlerweile gestorben und begraben, meine Erfahrung sagt mir, dass Menschen, die dich tatsächlich nicht direkt flachlegen wollen, nicht so vage und schleimend sind, sondern generell ganz anders kommunizieren.
Ich hab mich früher auf so viele Gespräche und Aktivitäten eingelassen, weil ich zu sehr von mir auf andere schloss und dachte, genau wie ich können die meisten doch auch einfach nur Gesellschaft genießen, aber da musste ich halt auch aufwachen: Joyclub ist eine Erotikplattform, natürlich suchen die meisten hier Erotik und daran ist nichts falsch. Ich darf nur nicht so naiv sein und denken, wer mich kontaktiert, will sicher nur bisschen plauschen. Das passiert super selten, die meisten wollen was Konkretes. Dessen muss ich mir bewusst sein und dementsprechend handeln und eventuell direkt Grenzen setzen. Und die muss ich auch stärker setzen als im Realen, dort finde ich das um einiges leichter, die Menschen checken es schneller und man kann es auch subtiler kommunizieren. Online muss man sich gegenseitig praktisch ein Brett vor den Kopf knallen und wirklich extrem klar und sauber kommunizieren, damit man nicht missverstanden wird.