Hey, ich fand den Artikel interessant und finde es gut, dass hier Aufklärung betrieben wird. Darüber weiß ich bisher auch viel zu wenig. Das hört ja auch nie auf
Ich bin völlig unspektakulär hetero und Cis-Mann, auch noch weiß
Meine Frage: Das Aufweichen von Rollenbildern und die Akzeptanz des Ungewöhnlichen und Abnormen? kann ich gut verstehen. Ist ja auch ne gute Sache! Was ich persönlich einfach nicht ganz erfasse, ist, weshalb das verbunden wird (nehme ich so wahr, z.B. hier "Nicht-binäre Menschen wollen nicht nur aus veralteten Rollenbildern ausbrechen, sondern ihr eigenes Geschlecht individuell und selbstbestimmt deuten und leben.") mit einem Ausbruch aus der Geschlechtsbezeichnung. Ich meine, individuell, selbstbestimmt und frei von einem Rollenbild leben, handeln und fühlen oder nicht, hängt nicht zwangsläufig daran, ob man als Frau/ Mann oder anders bezeichnet wird, oder? Klingt immer noch ignorant, ja.
Ich verstehe es, bei biologischer Uneindeutigkeit oder einer Differenz zwischen biologischem und identifiziertem Geschlecht da aus dem Raster zu fallen und sich für das eine, das andere oder keines exklusiv zu entscheiden. Aber ich verstehe nicht das Bedürfnis (ich meine damit nicht, dass ich es also nicht gut fände), bei klaren biologischen Geschlechtsmerkmalen von Mann oder Frau (ohne Transgender zu sein, was meistens eine eindeutige persönliche Geschlechtszuordnung ist, wenn ich mich nicht täusche) sich dieser Bezeichnung als Mann oder Frau zu entledigen, um sich als sich selbst zu fühlen. Nun, natürlich habe ich dieses Bedürfnis so nicht verspürt, also kein Wunder, dass ich das nicht verstehe. Hätte ich das, fände ich das Unverständnis womöglich dumm
Aber ich meine, dass man dieses Selbstgefühl doch im Grunde/ theoretisch auch durch die Öffnung des Verständnisses der Wörter "Frau" und "Mann" als eben nicht an die typischen Stereotypen, Normen und strikt "eingeschlechtlich" gekoppelt erreichen könnte. Wenn man dieses Verständnis von Mann und Frau unterstellt oder es unterstellt fühlt, ist das auch nicht so förderlich, egal ob klar zugehörig oder nicht.
"Auch wenn viele Menschen veraltete Geschlechterrollen unzeitgemäß oder sogar diskriminierend einschätzen, empfinden sich die meisten Menschen trotzdem klar als Mann oder als Frau."
Ich denke, ich verstehe, wie es gemeint ist, aber man kann auch verstehen. "obwohl du die Geschlechterrollen so einschätzt, empfindest du dich immer noch klar als Mann oder Frau" Warum kann man sich nicht auch klar als Mann empfinden, wenn man lange Haare trägt, die Nägel lackiert, weibliche Hormone nimmt, sich mit einigen männlichen Eigenschaften nicht identifizieren kann, sich mit eher "weiblichen Rollen" indentifiziert etc. oder als Frau, wenn man keine Brüste will, einen Bart hat, sich mit einigen weiblichen Eigenschaften nicht identifzieren kann, sich mit eher "männlichen Rollen" identifiziert etc.? Warum nicht "Mann" oder "Frau" von Geschlechterrollen, Verhaltensweisen und Eigenschaften trennen? Die Norm bleibt die Norm, klar, aber die ist ja auch nur ein Durchschnitt, gemäß Gauß'scher Verteilung, der so von keiner Person ganz erfüllt wird. Eine starke Normabweichung muss nicht unbedingt gleichgesetzt werden mit einer Unvereinbarkeit, oder? Auch absolut nicht leicht, logisch.
Beispielsweise bei Genderfluidität, was spricht dagegen, als Mann bezeichnet zu werden, wenn man eindeutig männliche Geschlechtsmerkmale hat und sich mal weiblicher fühlt, mal männlicher, egal wie sehr und wie lange. Umgekehrt natürlich genauso.
ich meine, das wäre auch nicht schwerer oder leichter zu akzeptieren. Dafür weniger kompliziert. Letzen Endes ist jeder ein Mensch und anders als alle anderen, nicht? Egal, wie man genannt wird. Und wer das nicht versteht, wie soll man so jemand non-binary erklären?
Wie seht ihr das?
Nur um das hier am Ende klarzustellen: Ich beabsichtige niemandem hiermit irgendein Recht auf eine nicht-binäre Geschlechtsbezeichnung oder Empfindung abzusprechen oder das in irgendeiner Weise abzuwerten. Wer das irgendwo empfindet/ empfunden hat, sage mir das gerne. Ich diskutiere gern und lerne immer gern dazu
Lang genug jetzt.
Liebe Grüße