auf der intensiv-station (und den anderen stationen) wo ich tätig war/ bin, ist es idR so, dass die besucher von traumatisierenden anblicken verschont bzw drauf vorberietet werden.
sei es durch spanische wände die den blick auf nachbar-patienten verhindern, bzw gut angelegte, saubere verbände, verdeckte ableitungen (urinbeutel, drainagen etc).
seltenst sehen besucher ihre angehörigen blutend und vor schmerzen geschüttelt im bett liegen.
wenn die anblicke zu schlimm sind, dann werden besucher vorher informiert. wenn die patienten im durchgang sind und durchdrehen, dann wird kein besuch durchgelassen.
wenn patienten aus anderen gründen abdrehen, bekommen sie eine sedierung und sind ruhiger.
die situationen auf station sind einschätzbar und beherrschbar, nicht wie im kreißsaal wo jederzeit ALLES passieren kann und die eigene frau zur besessenen furie mutiert.
wenn ich als besucher auf die intensiv gehe, dann weiß ich, was mich erwarten kann, bzw die schwestern/ ärzte informieren und erklären warum welcher schlauch wo raus hängt usw...
im kreißsaal hat keiner zeit jeden aussetzer der frau zu erklären, kommentieren usw.
zudem dauern geburten meistens länger als ein besuch auf der intensiv/ station (besuchszeiten) und die besuche sind geplant.
besucht man einen angehörigen auf station, dann kann man sich mental drauf vorbereiten und ggf. auf nen anderen tag verschieben. wenns dann zuviel wird, dann kann man gehen oder die schwester bitten, nach ner stunde unter einem vorwand den besucher nach hause zu schicken.
geburten kommen spontan, auch mal mitten in der nacht oder nach einem langen arbeitstag. da kann nicht jeder mann in einer 1A verfassung sein und mental gestärkt 20 stunden neben seiner frau sitzen, der man in dem moment eh nix recht machen kann.
außerdem wird dem mann während der geburt klar, dass es nun wirklich ernst wird. die geburt ist einschneidend. das baby das zuerst nur frauensache war wird geboren und nun beginnt ein ganzer haufen verantwortung. man kann sich vorher nicht real ausmalen welch ängste man durchlebt und wie sehr sowas an die psyche geht, wenn man nicht nur für sichz verantwortlich ist, sondern plötzlich vater ist.
der starke mann, der funktionieren muss, sonst => lusche, weichei, arschloch usw.
das schlimmste an der ganzen sache- und auch das traumatisierende ist aber wohl, dass alle welt behauptet geburten wären schön, zauberhaft und erfüllend...
dem ist aber nicht so. das rosarot- geblubber vom schönsten erlebnis des lebens ist teilweise so out of space, dass es die beteildigten (mann wie frau) ganz schön umhauen kann.
auch frauen können von einer geburt stark traumatisiert werden. äußert sich dann z.b in der angst vor einer erneuten geburt.
man kann scheiße zwar schönreden, aber spätestens dann, wenn einem bewusst wird, dass das wunder der geburt doch nicht so zauberhaft ist wie immer behauptet, dann ist die enttäuschung doch schon sehr groß.
aber ich stimme zu, dass es selbstverständlich viele angehörige gibt, die ihre leutchen auf station nie besuchen, eben weil sie es nicht können/ wollen. das ist natürlich für den kranken schlimm, sollte aber respektiert werden.
nicht jeder kann/soll/muss alles ertragen/ sehen können.
auch ärzte und pflegepersonal kommen immer wieder an ihre grenzen und müssen patienten an kollegen abgeben, weil sie aus irgendwelchen gründen nicht damit klar kommen und selber keinen schaden davon tragen wollen.
das ist menschlich und gehört zur persönlichen psychen- hygiene.