Puh...schwieriges Thema. Ich finde aber gut, wie du die Frage formuliert hast, nämlich so, dass jede antwortende Frau da ganz bei sich bleiben kann, persönliche Erfahrungen sind schließlich immer genau das und können selten einfach so übertragen werden.
Also ja, als meine Kinder klein waren, gab es diese Phasen. Wenn gefühlt 24/7 jemand was von mir will, ich kaum Momente nur für mich habe, wenn insbesondere auch die Nächte nicht ausreichend erholsam sind, dann schalte ich in einen Funktionsmodus und vergesse, dass ich eine Libido habe.
Dazu kommt, dass ich zwar Sex und meine Lust insgesamt sehr hoch ansetze, aber in der Priorität eben erst NACH Zeit zur Erholung nur für mich.
Folglich gab es in diesen Zeiten, in denen von den Erholungszeiten einfach viel zu wenig da war, Situationen, in denen die Kinder dann endlich mal im Bett waren, in denen ich dann nur noch für mich sein wollte. "ENDLICH mal genießen, dass gerade keiner was von mir will", das war dann das vorherrschende Gefühl dabei.
Wenn dann in genau diesem Moment doch noch jemand was von mir will (dann der Mann mit seinen Bedürfnissen), dann fand ich das damals auch schwierig.
Was mir damals geholfen hätte?
Mehr Erholung nur für mich.
Und das schließt vor allem die Erholung im Kopf mit ein. Ich erlebe es vielfach auch im Bekanntenkreis, dass selbst in Familien, in denen es scheinbar emanzipiert zugeht, beide relativ gleich verteilt arbeiten gehen und der Vater auch anteilig Haushalt und Kinder Betreuung übernimmt, die gesamte Verantwortung für die Abläufe doch bei der Frau und Mutter liegen.
Es gibt für diesen Teil der Aufgaben auch ein Wort, "mental load", also die mentale Last.
Leider verstehen zu viele Männer, die diese Last einfach nicht tragen (nicht alle, ich spreche jetzt wirklich nur von denen, die sich da eben raushalten), nicht, wie sehr man unter dieser mentalen Last auch zu tragen hat und wie sehr dies den Kopf (und damit das Lustzentrum ) blockiert.
Ich kann nur von mir sprechen, ich trug fast die gesamte mentale Last für das Funktionieren meiner Familie alleine seit meine Kinder geboren wurden. Mein Exmann hat, soweit ich das sehen kann, nichtmal richtig verstanden, was da alles im Hintergrund dranhängt und warum das so eine große Last war und ist. Wahrscheinlich habe ich es auch nicht deutlich genug kommuniziert.
Dies ist nicht der Grund für die spätere Trennung gewesen, aber ganz sicher eine Ursache dafür, dass die Beziehung sich in eine Richtung entwickelt hatte, die dann später nicht mehr tragfähig für andere Herausforderungen war.
Um ganz konkret nochmal zum Thema Lust zu kommen:
Ich denke, als Mann kann man in so einer Situation 2 Dinge tun.
1. Der Frau, wenn sie tatsächlich sehr überlastet ist, Last abnehmen (dabei sehr genau überdenken, wie die tatsächliche Belastung ist)
2. Gerade in solchen Phasen die Sexualität vielleicht auch mal mehr in die "gebende" Richtung verschieben, ohne eigene Erwartungen zu haben. Das mag manchmal nicht so einfach sein, und ich möchte auch dazu sagen, dass ich der Meinung bin, dass so etwas insgesamt natürlich ausgeglichen sein muss in einer Beziehung.
Aber gerade, wenn die Frau völlig kaputt aufs Sofa sinkt und der Mann noch Sex will, dann wäre es schon hilfreich, dass es kein "jetzt will der auch noch was von mir " ist, sondern eher ein "schön, er schenkt mir ein bisschen Entspannung, streichelt mich , massiert mich und ich muss danach auch keine Akrobatik mehr betreiben, sondern darf auch mal einfach so genießen "
Das ersetzt vielleicht nicht den Sex, den der Mann sich in dem Moment wünscht, erhält aber die körperliche Nähe zwischen zwei Partnern aufrecht in Phasen, in denen mehr einfach gerade nicht geht.