„Für mich haben Komplimente zu Geleistetem den höchsten Stellenwert. Da zähle ich Komplimente für "den Charakter" - wie du es nennst - für mich dazu, denn es sind Entscheidungen in Handlungen, die von anderen als Charakter wahrgenommen werden.
Geht mir genauso - sofern das Kompliment ehrlich und nicht aufgesetzt/ manipulativ ist.
Die passende Tiefe eines Kompliments kommt auch immer auf die Art der Begegnung an.
Beispiel Kennenlernen via Joy...
Vorneweg: Mir ist Scheiß egal, dass so einige Männer via Joy nach One Night Stands
mit Option auf mehr suchen.
Können sie ja tun. Es ist aber nicht mein Ding, erst nach einer sexuellen Vereinigung mit dem Kennenlernen zu beginnen und dabei festzustellen, dass ich den Kerl, der schon mal in mir steckte, charakterlich eigentlich gar nicht leiden mag.
Too much information!
Und vor allem: Zu viele Kerle, die dann auch noch vor lauter Enttäuschung zur Dreckschleuder mutieren.
DAS muss ich mir echt nicht antun.
Erste Treffen, die ich via Joy anbahne nutze ich um zu schauen, ob es für mehr passen könne.
Dazu brauche ich ein Gegenüber, welches ebenfalls am
gegenseitigen(!) Kennenlernen Interesse zeigt.
Ein Mann, der beim Treffen die Flirtstrategie "Katze im Sack" anwendet und bloß mit oberflächlichen Komplimenten um sich wirft, sucht via Joy offensichtlich was anders als ich. - Diese Treffen halte ich sehr kurz.
Bei Männern, die bereit zum gegenseitigen Kennenlernen sind, läuft das anders...
Man kommt ins Gespräch über XY. Erzählt dazu eine kleine Anekdote aus dem eigenen Leben. Nun leben solche Stories davon, dass man eben nicht gradlinig auf den Erfolg zusteuerte. Das wäre gähnend langweilig. In den spannenden Anekdoten passierte irgendetwas Unerwünschtes, man war an einem Tiefpunkt, der rettende Einfall kam und man bekam die Geschichte "zum Guten" gewendet.
So eine Anekdote steckt voller gelebter Werte, die die eigenen Entscheidungen beeinflussten. Vor allem das "Happy End".
• Der ganz große Flop sind "Happy Ends meines Gegenübers", die in meinem Wertesystem unter der Kategorie "armseelig" laufen. - Aber hey, ein Versuch war es wert. Passt halt nicht. Leben und leben lassen.
• Top sind hingegen "Happy Ends meines Gegenübers", welche voll und ganz meinem Geschmack und meinen Werten entsprechen.
Umgekehrt natürlich dasselbe.
Mit meinen Anekdoten lege ich es auch darauf an zu polarisieren.
Auf dass sich die Spreu vom Weizen trenne.
Nun zu den Komplimenten...
Passen die gelebten Werte, fallen seine nonverbalen Reaktionen auf meine Anekdote positiv aus. Und er kann über dieselben Dinge lachen wie ich.
Kommen zusätzlich charakterbezogene Komplimente, die mir zeigen, dass mein Gegenüber erkannt hat, was mir in der geschilderten Situation wichtig war und dass er das auch schätzt, freue ich mich.
Obendrein bekommen Komplimente einen besonderen Mehrwert, wenn sie von einem Mitstreiter kommen.
Also wenn sich durch die Gespräche bereits gezeigt hat, dass er dasselbe Faible (Interessensgebiet oder Hobby) hat wie ich und nicht mehr zu den Anfängern auf dem Gebiet zählt.
Hin und wieder sind auch Komplimente in Bezug auf mein äußeres Erscheinungsbild nett.
Doch sollte ein Mann trotz eines positiven Verlaufs beim gegenseitigen Kennenlernen ausschließlich Komplimente in Bezug auf mein äußeres Erscheinungsbild bringen, würde ich mich darauf reduziert fühlen. Sowas fühlt sich für mich Kacke an.
Passt es nicht, kann mein Gegenüber noch so sehr "gute Mime machen wollen" während ich ihm meine Anekdote erzähle...
die unmittelbare nonverbale Reaktion ist doch zu verräterisch!
Meist kürze ich meine Anekdote dann auch rasch ab.
Und wenn ein Mann in so einer Situation charakterbezogene Komplimente brachte, so waren diese - bis dato - immer völlig daneben!
Fair Play schaut anders aus als Interesse zu heucheln und mit Komplimenten um sich zu werfen wo sich Abneigung zeigte, nur um irgendeine Frau zu ficken.
Obendrein finde ich es doof, wenn Männer, die sich entschieden haben, ins gegenseitige Kennenlernen einzusteigen
nicht realisieren(!), ob passend oder unpassend.
Ich meine, wenn so gar kein Flow aufkam und immer mehr Punkte, die so gar nicht passen offensichtlich wurden, wirkten weitere Komplimente - gleichgültig welcher Art - auf mich extrem weltfremd & ignorant. Die Krönung bei diesem Typus war die Frage beim Aufbruch: "Und? Gehen wir jetzt ficken?"
Falscher Film.
Sowohl Timing als auch Tiefe der Komplimente sagt viel über die Zielsetzung des Gegenübers aus.
Und ich mag es, wenn Männer diesbezüglich eine klare Linie fahren.
In bestimmten Situationen gehört für mich der Verzicht auf charakterbezogene Komplimente zum Fair-Play.
Zum Beispiel beim Anbahnen eines klassischen One Night Stands auf einer Veranstaltung...
Unter klassischem One Night Stand verstehe ich:
1. Glasklar
ohne Option auf mehr!
Wir zelebrieren für ein paar Stunden die Leichtigkeit des Seins - das, was gerade beiden Lust bereitet - und das wars dann.
2. Das spontane Ergreifen einer günstigen Gelegenheit.
Das ist bei Zufallsbegegnungen auf Veranstaltungen am ehesten gegeben. Volle Sinnesbandbreite. Keine darauf folgende Kontaktmöglichkeit. Große Auswahl. Eine Chance für viele Männer zu zeigen, dass sie aus eigenem Antrieb ihre Wohnhöhle verlassen, locker und gut drauf sind.
• Ein Mann, der bei so einer Zufallsbegegnung die Flirtstrategie "Katze im Sack" anwendet, von mir ebenfalls nicht mehr als Smalltalk oder Phantasie-Rollenspiel fordert und bloß mit oberflächlichen Komplimenten um sich wirft, fährt eine klare Linie. - Das finde ich fair.