Wir waren bei ihr zuhause. Ihre Eltern waren am selben Tag "in den Urlaub vorgefahren".
Sie konnte arbeitsbedingt erst am nächsten Tag nachfolgen, und hatte mich für den Abend/die Nacht in die elterliche Wohnung eingeladen.
Warum ist das wichtig?
Weil sie damals ihrer Mutter versprochen hatte, noch nicht mit mir zu schlafen (wir hatten uns zwei Wochen vorher erst kennengelernt, und - was die arme Frau Mama damals nicht wußte - war, daß wir schon am ersten Abend gemeinsam in der Kiste gelandet waren - gute zwei Tage, bevor sie mich zum ersten Mal mit nach Hause nahm)
Die sturmfreie Bude war also sehr verlockend für uns.
Zuerst gemeinsam gekocht und gegessen, dann ab ins Bettchen.
Ich hab ihr noch den Vorschlag gemacht, doch im elterlichen Ehebett...aber da winkte sie sofort ab: "nee, auf keinen Fall. Ich kann heute die Laken nicht mehr waschen, und morgen muss ich zu früh raus, um den Zug noch zu erwischen, und meine Mama merkt das sofort, wenn da die falsche Bettwäsche drauf ist!"
Also - stattdessen auf ihr Futonbett, und los ging's.
Wir so mittendrin, da hör ich was.
Ich höre also auf zu stoßen und lausche.
Sie irritiert: "was is'n los? Warum hörst du auf?"
Ich: "ich dachte, ich hätte was gehört."
Sie lauscht jetzt auch. Von unseren Atemgeräuschen abgesehen - Stille.
Dann, sie: "meine Eltern können's unmöglich sein, die sind schon in Polen. Was genau hast du denn gehört?"
Ich: "ich weiß nicht...so ein knirschen und knacken..."
Sie lauscht noch mal. Dann: "ich hör nix!"
Ich: "ja, ich hör auch nix mehr. Aber es war da."
Sie: "egal - mach weiter!"
Wir setzen also fort, was wir begonnen haben...plötzlich höre ich das Geräusch wieder.
Diesmal hör ich nicht auf zu stoßen, will sie aber auf das Geräusch aufmerksam machen, also fang ich an: "da! Hörst du's jetzt auch? Da ist..."
In dem Moment gibt das Kopfende vom Bett unter uns nach, und wir kullern nach vorn runter.
Nach einem ersten Moment der Verwirrung, in dem wir all unsere Gliedmaßen auseinander sortieren müssen, wird mir klar, was passiert ist, und ich sag: "Scheiße! Ich wußte doch, da war ein knirschen und knacken...dein Bett ist im Arsch!"
Sie: "was? Aber das kann man doch einfach wieder zusammensetzen, oder?"
Ich: "glaub ich nicht...steh mal auf, ich muss mir den Schaden ansehen..."
Matratze und Bettzeug aus dem Weg geräumt...das Ausmaß des Schadens wird klar: das Kopfteil des Futons ist in der Mitte durchgebrochen.
Sie erkennt den Ernst der Lage sofort: "wie soll ich das meinen Eltern erklären? Wie zerbricht man denn ein Bett?"
Ich versuche zu helfen: "wir könnten sagen, daß ich dich besucht hab, und aus einem Jux heraus hab ich mich auf dein Bett geworfen - und da ist es halt passiert. Ich übernehme den Schaden natürlich!"
Sie: "spinnst du? Meine Mama ist nicht blöd. Die weiß doch sofort, was hier abging...sie und Papa nicht daheim, wir beide auf meinem Bett...die hat zwei Kinder, die ist nicht doof!"
Nach einigem Brainstorming, kam ich zu guter Letzt auf die Lösung: "hör zu - du fährst morgen früh nach Polen zu deinen Eltern. Aber du läßt mir deinen Wohnungsschlüssel da. Ich fahr am Montag zum Baumarkt und hol ein paar Bretter. Damit dopple ich das Kopfteil auf, dann steht dein Bett wieder, und solange keiner allzu genau hinsieht, fällt die Bruchstelle in der Deckleiste kaum auf. Wenn ihr in zwei Wochen aus Polen zurück kommt, ist alles in Ordnung!"
Gesagt, getan...es klappte alles.
Und natürlich fiel die Bruchstelle ihrer Mutter ein paar Wochen nach dem Urlaub auf.
Aber außer einem vorwurfsvollen Blick kam da nix mehr nach.
Ich glaub, dazu mochte sie mich zu sehr.