Muss man sich im Joyclub duzen?

...wie sagte unser geschätzter Bundespräsident Heinrich Lübke so treffen: "You can say you to me!"

Ich Sieze im privaten Umfeld niemanden und will auch nicht gesiezt werden.

@*****nts
Nein, das macht überhaupt keinen Sinn. Wenn Du ein Problem mit dem Menschen hast, schreibe es offen und beende den Kontakt ggf.
Würde mir jemand das "DU" entziehen wollen, würde ich von meiner Seite den Kontakt abbrechen. Wozu Kontakt zu jemandem, wo es nicht paßt?

Man "muss" natürlich nicht und man "kann" natürlich, und ich würde auch sagen, man "sollte", denn generell ist im Internet in privaten Gesprächen, also zB in Communities, Chats, usw. die übliche Anrede ein "Du". Wenn es um geschäftliches geht, finde ich es diskutabel, ob man seine Verhandlungspartner siezen sollte, aber für private Mails, also gerade hier, ist ein "Du" üblich.

Und ein "Sie" hier im Joy ist immer ein Anzeichen. ZB für jemand, der die deutsche Sprache nicht so gut spricht (also auch diese Internetregel nicht kennt), und alles richtig und höflich machen will. Oder für devote BDSMer(*innen), die denken, dass es cool ist, direkt in der ersten Mail damit ein Machtgefälle aufzumachen. (Und denen ein Hinweis: Ist bei den meisten Femdoms nicht cool. Wenige wünschen sich das in ihrem Profil, also lesen und dann so machen - ansonsten lieber nicht.)

Ich kenne es nur so, dass man sich duzt hier- aber es spricht nichts dagegen, das anders zu handeln- schafft halt aber Barrieren....

. . . zu benutzen aus, wenn sich eine solche Situation ergibt. Die deutsche Sprache ist da sehr flexibel.

@ Aber es gibt auch unangenheme Situationen im Joyclub. Absagen, Spannungen etc. Macht es da, euer Meinung nach Sinn, das DU-Wort jemanden zu entziehen.

Ein ‚Entzug‘ ist also nicht notwendig.

Ansonsten ist mir eine ‚Sie‘-Anrede bzw. Kontaktaufnahme bislang stets nur bei ‚Fakes‘ (eher selten auf Joy, aber auf Datingseiten) passiert und dient mir eher als (Aus)Sortierkriterium.

Andererseits hat mich Dein Thread an eine Situation erinnert, in der ich gerne beim ‚Sie‘ geblieben wäre . . .

Seminar. Ich Leiter. Mit den Seminarteilnehmern natürlich per ‚Sie‘. Am Ende des Abends an der Bar war nur noch eine Teilnehmerin, die mich fragte:

Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen ?

Ich antwortete: Klar, ich muss sie ja nicht beantworten.

‚Sind Sie eigentlich schwul ?‘

Darauf ich: Soll ich Ihnen jetzt das Gegenteil beweisen ?

Wir gingen auf mein Hotelzimmer . . . setzten uns aufs Bett und ich zog ihr ihre Bluse und BH aus, als sie meinte . . .

‚Sollten wir jetzt nicht aufs ‚Du‘ wechseln ?‘

Haben wir gemacht. Allerdings hatte ich bis dahin ein schönes Prickeln . . . und hätte es reizvoll gefunden, sie ‚per Sie‘ zu vögeln . . .

Also ich hab das bisher ganz selten gelesen, dass hier jemand jemanden gesiezt hat. Dann hatte ich den Eindruck, derjenige oder diejenige ist noch ganz neu auf dieser Plattform oder überhaupt im Internet oder einfach unbeholfen. Es ist schlicht vollkommen unüblich.

Auf Facebook ist das schonmal anders. Da bin ich zum Beispiel in der Gruppe von einer Stadt mit Namen "Wir lieben xy-Stadt" und da wird dann über alles mögliche aus der Stadt diskutiert und die Leute siezen sich teilweise und erwarten das wohl auch. Dann hau ich immer mit einem "du" dazwischen und kann förmlich den entsetzten Blick meinens Gegenübers spüren. 😂

Aber was ich viel interessanter finde, ist die Differenzierung zwischen dem großen und dem kleinen Du. Wenn ich hier mal mit jemandin schreibe und sie das Du immer groß schreibt, schreibe ich irgendwann, ob ich ihr denn das kleine Du anbieten darf. Manche verstehen den Unterschied.

😄 in Onlineforen oder Facebookgruppe kommt meistens dann die Forderung nachm SIE wenn denjenigen die Argumente ausgehen 😄🤷🏼‍♀️
Hier, wenn sich jemand so benimmt das ich das DU nicht mehr möchte, dann würde der Kontakt abgebrochen, warum sollte ich mich damit belasten?!

Es kommt wie immer darauf an.

Im allg. Chat/Forum ist es etwas anderes als in einem TPE-Umfeld.
Grundsätzlich lässt sich sagen, wenn die Augenhöhe gegeben ist, dann du.
Wenn ich in einem TPE Umfeld geduzt werde, dann weil mich mein Gesprächspartner auf seiner Augenhöhe sieht. Ich werde niemanden auffordern mich mit Sie anzusprechen, nehme aber die Ansprache mit Sie sehr wohl(wollend) zur Kenntnis.

Um die Frage zu beantworten: Müssen, muss man nichts. Können, kann man schon.

...ich habe gelernt, dass man Du, Er, Sie und Es immer großschreibt und das werde ich in meinem Alter auch nicht mehr ändern...

Ups @**C , das ist mir neu, jedenfalls für Er und Es ... lach.

Aber das kleine Du hat doch was viel Umgänglicheres. Es nimmt die Distanz und schafft Nähe und Augenhöhe.

...ich sehe das eher dem Umstand geschuldet, dass man heute aus Bequemlichkeit im Internet alles klein schreibt. Hat sich damals bei SMS Nachrichten so eingeschlichen, weil es immer etwas aufwändig war, auf der Handytastatur von kleinen Buchstaben auf Großbuchstaben zu wechseln...

Off topic:

@**********ucher @ Aber das kleine Du hat doch was viel Umgänglicheres. Es nimmt die Distanz und schafft Nähe und Augenhöhe.

Ich nutze das Grosse Du genau dafür. Nähe zu schaffen, den-/diejenige direkter anzusprechen. Respekt* zu zeigen. Das kleine du kenne ich als das ‚allgemeinere‘, verallgemeinernde, distanziertere. Das ‚Jedermann-du‘.

*Respekt und Distanz (häufig in einem Topf zu finden) sind bei mir zwei verschiedene Paar Stiefel. Eltern, Freunden, Bekannten gegenüber zeige ich mehr Respekt gegenüber als ‚Jedermann‘.

Zurück zum Thema.

https://gfds.de/du-dich-dein-dir-gross-oder-kleinschreibung-bei-den-anredepronomen/

Dass man heute vermehrt das kleine du findet, hat weniger mit der Bequemlichkeit des Internets zu tun (auch wenn ich als Handy-Tipperin zugeben muss,,dass das manchmal ein Thema ist).
Aber tatsächlich gibt es da einen Schnitt zwischen den Generationen durch eine Rechtschreibreform, nach der man es heute nicht mehr groß schreiben muss (und sogar differenziert wird, ob es ein persönlicher Brief ist, oder der Angesprochene persönlich unbekannt ist)

...ivh bleib dabei, ich schreibe Pronomen groß. Rechtschreibreformen kommen und gehen...

Schön ist es doch, den Unterschied zu kennen und als Stilmittel bewusst einzusetzen.

Die (unerwartete) Anrede mit "Sie" kann da auch manchmal eine gewünschte Distanz schaffen.

Hingegen das Jedermann-du kann Gleichheit unter Gleichen schaffen oder eben, wie von mir bewusst eingesetzt, (scheinbare) Hürden des großen und respektvollen Du herabsetzen.

Also wir schreiben die Pronomen auch immer noch groß.
Allerdings schreibt das Programm auf dem Smartphone sie generell klein, wahrscheinlich eben, weil sie nun seit der Reform klein geschrieben werden dürfen.
Lästig ist dabei, dass man das fast jedesmal auf Großschreibung ändern muss.

Es gibt damit aber ein Problem in einer sexpositiven Community, in der viele BDSMer*innen und BDSM-Interessierte sind: Für viele BDSMer*innen und BDSM-Interessierte ist Siezen nämlich ein (wenn auch niederschwelliges) BDSM-Spiel. Und so ein Spiel braucht eine einvernehmliche Absprache.

Es gibt aber nicht wenige devote (ich sag mal: Möchtegern-)BDSMer, die ihnen völlig unbekannte Femdoms hier in 1.Mails siezen. Und darauf reagieren viele Femdoms zu Recht gereizt mit: Wir kennen uns nicht! Wir sind hier nicht in einem abgesprochenen Machtverhältnis!

Es gibt allerdings (wenige) Femdoms, die Siezen in ihrem Profiltext fordern. In dem Falle ist es klar sinnvoll, sie so anzuschreiben, wie sie es wünscht. Wenn dem aber nicht so ist, empfehle ich ein "du", um eben nicht den Eindruck zu erzeugen, man wolle ungefragt direkt ein Spiel starten.

Und @**C und @*****ich Also wenn man Ü70 ist, dann habe ich dafür jedes Verständnis. Dann braucht man kein Abitur mehr machen und auch beruflichen Emails mehr schreiben. Da würde auch jeder Siez-Adressat denken "OK, alte Schule" und eben nicht "Damn, wieder son notgeiler Devoter, der es nicht abwarten kann."

Naja, knapp über 70.

Meine Elvira, die nun seit neun Monaten über 70 ist, duze ich aber auch einfach ganz frech. Das nehme ich mir heraus, weil ich der etwas Ältere bin.

Lotharerich

Müssen muss man garnicht's...
Ich für meinen Teil "duze" alle hier mit denen ich schreibe, den das lockert das Schreiben einfach enorm auf und sieht weniger "formal" aus😁

Ich duze grundsätzlich.

Auch im Club duze ich. Wenn ich dort gesiezt werde komme ich mir direkt alt vor.
Ausnahmen sind entsprechende Events, bei denen das "Sie" gleich Ausdruck von Machtgefälle ist.
Etwa CMNF-Events oder Sklavenauktionen. Also Mottoevents.
Ich glaube aber, dass sich das dann ohnehin von selbst versteht.

Werde ich von einer devoten Frau gleich gesiezt kommt mir das komisch vor.
Es kam bisher aber auch nur eine handvoll Male vor. Wenn ich jemanden frisch kennenlerne besteht für mich noch nicht sofort eine irgendwie geartete D/s-Konstellation, weshalb ich durch ein submissives "Sie" gar nicht direkt ab der ersten CM in eine dominante Position gedrückt werden mag. Sie weiß ja noch gar nicht ob es passt.

Es ist aber hingegen völlig okay, wenn eine Person mich dennoch ganz allgemein siezen möchte, sofern ich das dann auch einordnen kann und dadurch keine automatischen Begehrlichkeiten entstehen oder ausgedrückt werden.

Ansonsten bin ich mit jedem Menschen hier per Du.
Online kommentiere ich grundsätzlich in der Du-Form, außer ich möchte bewusst eine Distanz herausstellen. Das kommt aber eher in anderen Ecken des Internets vor, nicht hier.

...ich schreibe noch täglich geschäftliche eMails und verkehre in der Regel auch mit langjährigen Geschäftspartnern immer noch per "Sie". Grund dafür ist, dass es bei Unstimmigkeiten einfacher ist, diese in einer professionell, distanzierten Sie-Form zu klären. Auch bei Verhandlungen ist es per Sie leichter, einen Standpunkt zu vertreten, denn es wird gerne erwartet, dem Duzfreund doch einen "Freundschaftsbonus" einzuräumen. Es berührt mich auch unangenehm, wenn in einem Geschäft der Verkäufer anfängt, mich direkt zu duzen. Diese Sitte wurde hier seinerzeit von Ikea eingeführt, weil in Schweden das Duzen von Fremden Landesusus ist und man es hierzulande für cool hielt...

Auch im beruflichen Kontext ist es mal so, mal so.
Letztendlich ist das doch reine Gewohnheit. In anderen Sprachen gibt es das "Sie" in der täglichen Sprachnutzung gar nicht mehr. Siehe Englisch.

Ich kenne Unternehmen bei denen das kollegiale "Du" intern vorherrscht.
Natürlich hat man dann unterschiedliche Du-Formen. Das Du gegenüber der Kollegin, die man ohnehin Duzen würde, da man einen freundschaftlich-kollegiales Umgang pflegt ist dann ein anderes "Du" als das gegenüber der Geschäftsleitung.

Es geht aber, wenn man sich daran gewöhnt. Zudem es dann geklärter Usus ist und man weiß warum man dort geduzt wird.

Mich hat einmal ein Hermes-Fahrer angerufen und mir am Telefon erklärt (O-Ton).
"Hey, ich hab das Paket für dich bei deiner Mutter abgegeben."
Da habe ich erst einmal klargestellt, dass wir nicht per Du sind und das wohl kaum meine Mutter war, sondern lediglich eine Person im selben Haus. Das ging dann gar nicht.

Heißt das, man braucht kein Abitur mehr zu machen, um nach den neuen Rechtschreibregeln zu schreiben, nur weil man weiterhin die Pronomen groß schreibt?

Ja sicherlich gibt es viele, die alle neuen Regeln ablehnen, aber für uns erhebe ich schon den Anspruch, dass auch wir über 70 die sinnvollen Änderungen anwenden.

Gruß
Lothar Erich

@*****ich Nein, ich wollte damit nur folgendes sagen:
Joyclubber im Altersbereich 20-40 sind mit dem Internet (und auch der neuen Rechtschreibung) aufgewachsen und duzen deshalb jeden in einer privaten Internet-Kommunikation, weil sie das als informelle Regel gelernt haben. Wenn die also abweichen davon, dann bewusst, um zB (ggf. unabgesprochen) ein BDSM-Spiel zu starten. Auf meinem Paarprofil kommen zB immer mal wieder Mails von devoten Männern, die so "Werte Lady, darf ich Sie fragen ..." schwurbeln. Und da ist klar, die sind nicht aus der Zeitmaschine gefallen, sondern versuchen unabgesprochen ein BDSM-Machtgefälle zu etablieren.
Auch bei Joyclubbern im Bereich 40-70 würde ich erwarten, dass sie schon so viel im Internet gemacht haben, dass sie solche Regeln kennen und einen daher im Joy nicht siezen. Aber bei Joyclubber Ü70 würde ich eben "ein Auge zudrücken" und denken: Die haben in den 50ern und 60ern höfliche Anreden gegenüber Erwachsenen gelernt. Und ich kann es verstehen, wenn sie denken: Ich lerne jetzt mit Rente/Pensionierung nicht mehr jeden neumodischen Schnickschnack. Also würde ich denen eben kein ungefragtes BDSM-Geschwurbel unterstellen, sondern denken: Die sind einfach nur auf eine altmodische Art höflich.