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Mich würde interessieren, wo ihr eure letzte oder derzeitige Beziehung kennengelernt habt und wie es dazu kam, dass ihr ein Paar wurdet.
Ich bin dabei neugierig, wie sich Dating und Kennenlernen aktuell bei euch so abspielt und ob sich diesbezüglich in den letzten Jahren oder Jahrzehnten etwas grundlegend geändert hat.
Wall of text incoming!
Ich bin derzeit ja Single, also geb ich einfach mal zwei meiner verflossenen Beziehungen an, die doch recht verschieden begannen:
1)
Ganz "klassisch" - offline, bei einer mehr oder weniger zufälligen Begegnung:
Es war unser Stadtfest. Mein Bruder spielte in einer der Bands, die dort ihren Auftritt hatten.War natürlich Ehrensache für mich, dort vorbeizuschauen. Und das gleiche galt natürlich auch für seine Verlobte. Die hatte zudem noch eine Freundin von der Berufsschule eingeladen, die sich die Band meines Bruders auch mal ansehen wollte.
Der Auftritt fand statt, danach gings zu einer nahegelegene Kneipe auf die Terrasse, um noch gemütlich etwas beisammen zu sitzen und zu klönen. Im Laufe des Abends wurde es doch etwas kühler, und ich merkte daß die Freundin leicht fröstelte. Also bot ich ihr meine Jacke an. Ganz ohne Hintergedanken. Ich fand sie zwar sehr nett, ging aber
(allein schon aufgrund unseres Altersunterschieds (sie war 11.5 Jahre jünger als ich)) nicht davon aus, daß sie in irgendeiner Weise an mir interessiert sein könnte.
Der Abend wurde noch etwas später, den alkoholischen Getränken wurde in ausreichendem Maße zugesprochen, daß eine Heimfahrt für die junge Dame nicht mehr in Frage kam. Es war zwar niemand wirklich betrunken, aber in eine Polizeikontrolle hätte zu dem Zeitpunkt wohl keiner von uns kommen wollen
(und dürfen).
Mein Bruder und ich teilten uns zu der Zeit eine Wohnung. Daß seine Verlobte bei ihm im Zimmer schlafen würde, war ja schon vorher klar gewesen, und für ihre Freundin hatten wir im gemeinsamen Wohnzimmer eine Couch, die schnell als Bett hergerichtet wurde. Allgemeine Verabschiedung, "gute Nacht"- Wünsche, dann ging ich in mein Zimmer.
Zum direkt einschlafen war ich noch zu wach, also schaltete ich noch den Fernseher an. Etwa fünf Minuten später klopfte es an meine Tür. Ich sagte "herein?", die Tür ging auf, und die Freundin der Verlobten steckt ihren Kopf rein. "Kannst du auch noch nicht schlafen? Was schaust du denn da? Kann ich mitschauen?" Klar, kein Problem.
Sie tritt also ins Zimmer und mir werden erst mal die Augen groß. Sie hatte sich von der Verlobten meines Bruders ein Negligee geliehen
(sie selbst hatte ja nix dabei), und sagen wir mal so: das Teil verbarg nichts - sie stand quasi in ihrer Unterwäsche vor mir. Sie setzt sich neben mein Kopfkissen auf mein Bett. Ich setze mich auch auf, damit wir beide nebeneinander sitzen, und ich nicht einfach flach neben ihr liege.
Ich sitze also da, Oberkörper frei, Unterkörper unter der Bettdecke, sie im Negligee neben mir.
Nach ca. fünf Minuten sagt sie "uh, du hast's aber doch ziemlich kühl hier drin. Würde es dir was ausmachen, wenn ich auch unter die Decke krieche?"
No Ma'am, das würde mir absolut nichts ausmachen...es gab da nur ein winzig kleines Problem.
Ich sage: "Ähm, nee, kannst du gerne machen...allerdings ist jetzt wohl der Moment gekommen, wo ich dich darauf hinweisen sollte, daß ich Nacktschläfer bin - soll heißen, ich lieg hier im Adamskostüm unter der Decke. Wenn du mir vielleicht von da drüben meine Shorts reichen könntest..."
Sie "oh,...ok...ich müßte auch noch mal ganz schnell auf die Toilette, ich komme gleich wieder, ja?"
Schwupps, ist sie raus aus dem Zimmer und ich verfluche mich selbst, weil ich meine Shorts nicht angelassen hatte. Die Nummer hier ist ja jetzt wohl gelaufen. Mist. Naja, entgegen aller Hoffnung spring ich trotzdem aus dem Bett und schlüpfe in meine Shorts - vielleicht kommt sie ja doch noch mal zurück.
Drei Minuten klopft es erneut an die Tür und sie kommt wieder rein. Und ich trau meinen Augen nicht: jetzt ist sie unter dem Negligee nackt. BH und Slip sind verschwunden.
"So, hier bin ich wieder!" sagt sie, und ich antworte: "ich hab mir in der Zwischenzeit was angezogen, du bist jetzt also sicher in meinem Bett!", schlage die Decke zurück und rutsche zur Seite, damit sie reinkommen kann.
Sie lacht und steigt zu mir ins Bett. Naja, wir haben danach vielleicht noch etwa zehn Minuten vom Film bewußt mitbekommen, dann kam es zu einem tiefen, gegenseitigen Blick in die Augen, gefolgt von einem ersten Kuss, und "der Rest ist Geschichte", wie man so schön sagt. Die Beziehung hielt sechseinhalb Monate.
2)
(Dieses Erlebnis lag zeitlich nach dem obigen Beispiel)
Eher "modern" - also online über eine (Telefon-) App:
Ich war mal wieder Single und nutzte eine dieser "Telefon-Dating-Hotlines"
(12 ct/Minute), in der Hoffnung vielleicht jemand kennenlernen zu können. Hatte vorher schonmal geklappt
(wenn auch nur zum "Sex-übers-verlängerte-Wochenende", aber immerhin), von daher war ich doch recht hoffnungsvoll. Kam dann auch schnell mit einer Dame ins Gespräch. Wir verstanden uns ganz gut, schlossen "Hotline-Freundschaft", damit wir uns später wieder finden konnten
(zum Nummernaustausch war es zu dem Zeitpunkt für uns beide noch zu früh), und führten über die nächsten Tage sehr nette Gespräche. Irgendwann tauschten wir dann eMail-Adressen und Handynummern aus, und setzten unsere Gespräche auf diesen Wegen fort. Ein paar Wochen Telefonate und Bildertausch
(verbunden mit der ein oder anderen Partie Telefonsex) gingen ins Land. Irgendwann fragte sie mich dann, ob wir uns nicht mal treffen wollen. Ich müßte aber dann zu ihr gefahren kommen, weil a) sie ja die zwei kleinen Kinder hat, und b) sie derzeit ohne Auto ist. Ok, war für mich kein Problem, ich war motorisiert. Also fuhr ich die knapp 250 km zu ihr. Oder genauer gesagt, in ihre Stadt - wir hatten verabredet uns am dortigen Zoo zu treffen. So konnten wir uns in der Öffentlichkeit "gegenseitig beschnuppern", und die Kinder waren auch beschäftigt. Und sie hatte immer noch ihre Anonymität, falls es zwischen uns halt nicht stimmen sollte. Das Treffen verlief gut, wir mochten uns. Danach fuhr ich Abends wieder heim mit dem beiderseitigen Versprechen, daß man sich bald wiedersehen würde. Das zweite Treffen kam wenige Wochen später zustande. Ich fuhr wieder zu ihr, wir besuchten einige Sehenswürdigkeiten in ihrer Stadt, und gegen Abend lud sie mich auch zu sich nach Hause ein. Die Kinder wurden ins Bett gebracht, wir saßen im Wohnzimmer auf der Couch und unterhielten uns. Irgendwann wurde beschlossen, daß ich die Nacht in ihrer Wohnung verbringen kann. Aber getrennt. Also sie in ihrem Schlafzimmer, und ich auf der Couch im Wohnzimmer. Am nächsten Tag fuhr ich dann Abends wieder nach Hause. Wieder einige Wochen später kam es zu meiner dritten Reise zu ihr. Diesmal stand von vornherein fest, daß ich bei ihr zuhause übernachten kann. Abends, die Kinder waren wieder im Bett, saßen wir wieder auf der Couch und unterhielten uns. Wir rückten immer näher zusammen, irgendwann fragte ich, ob es für sie in Ordnung wäre, wenn ich sie küsse...und wieder ist der Rest Geschichte.
In diesem Fall wurde vieles noch verkompliziert
(und in mancherlei Hinsicht ("der Entschluß zusammenzuziehen") beschleunigt), weil sie vor mir mit einem Partner zusammen gewesen war, der sie missbraucht und geschlagen hatte, und dem - auch Monate nach der Trennung - nicht klar war, daß es tatsächlich aus ist. Daraus folgend: Jahre des Telefonterrors, Sachbeschädigungen, Körperverletzungsklagen...mir wurde nicht langweilig. Diese Beziehung hielt letztlich sechseinhalb Jahre.