Ich kann dich sehr gut verstehen mit deinen Bedenken.
Was ich erlebt habe:
Ein Bekannter hier aus dem Joyclub wollte einen BDSM Stammtisch gründen und ich habe ihm gesagt, dass ich mitmachen
will. Eines Morgens wurde ich wach, guckte auf mein Handy und fand mich wieder in einer WhatsApp Gruppe "BDSM Stammtisch ". Ca. 10 mir wildfremde Leute hatten bereits geantwortet und verfügten nun über meine Handynummer. Diese bleibt sichtbar, auch wenn man aus der Gruppe austritt. Ich habe den sofort angerufen und verlangt, dass er die Gruppe löscht.
Der gleiche Typ hat einer Frau gedroht, ich vermute mal, weil er bei ihr nicht landen konnte. Diese Frau war so verschwiegen, dass sie sogar auf dem Stammtisch einen falschen Namen benutzt hat. Hier wollte er sie zukünftig nur noch mit echtem Namen ansprechen. Auch eine Art Zwangsouting.
Auf einer erotischen Lesung mit BDSM Inhalten wurde eine Filmaufnahme gemacht, die anschließend bei YouTube eingestellt werden sollte. Zufällig fiel mir auf, dass eine Kamera ins Publikum gerichtet war. Das musste ich dann unterbinden.
Manchmal ist es schwierig, Leuten, die im Joyclub nicht anonym unterwegs sind und die sich auch sonst im Netz öffentlich machen, von meinem Beharren auf Anonymität zu überzeugen. Aber ganz ehrlich, ich muss mich dafür nicht rechtfertigen, es reicht, wenn ich sage ich will nicht geoutet werden.
In meinem Bekanntenkreis wissen das mittlerweile fast alle. Aber jeder hat es von mir selbst erfahren, auf eine jeweils angemessene Art und Weise und ich kann mich da auf Verschwiegenheit verlassen.
Viele Menschen verbinden BDSM noch mit so Zeug, welches man auf Super RTL oder RTL 2 als Reportage aufgetischt bekommt und das meilenweit von dem entfernt ist, womit wir uns hier im Joyclub beschäftigen.
Als ich mit BDSM anfing, war meine größte Sorge, dass sich irgendwelche minderjährigen Kumpels meiner Söhne hier kichernd rumtreiben und mich entdecken und denen erzählen :Deine Mutter ist bei den Perversen. Das ist auch heute noch der Hauptgrund, warum es von mir hier keine erkennbaren Fotos gibt. Heute fände ich es nicht mehr so schlimm, aber auch wenn meine Söhne jetzt erwachsen sind, über meine Sexualität wollen die nichts wissen und das respektiere ich.
Noch ein anderer Gedanke treibt mich um. Die Nazis hätten sich 1933 ins Fäustchen gelacht und kein versteckter Jude hätte überlebt, hätte es damals schon soziale Netzwerke gegeben. Heute fühle ich mich noch sicher mit einer demokratisch gewählten Regierung. Aber wenn ich nach China schaue oder die neuesten Umfrageergebnisse der AFD höre, wird mir Angst und bange. Die ganze Welt entwickelt gefühlt totalitäre Tendenzen, da will ich mich nicht mit meinen nicht gesellschaftsfähigen, sexuellen Neigungen , die als pervers angesehen werden, öffentlich machen, und erst Recht nicht öffentlich gemacht werden.
Deine Ängste verstehe ich also sehr gut. Und ich finde, die sind auch begründet. Denn du gibst in deinem Profil so viel preis, dass dich jeder, der dich persönlich kennt, auch erkennen kann.