Meine Theorie:
Ich glaube, man muss hier sehr klar differenzieren, was mit "Bad Boy" gemeint ist. Wenn wir von einen "Bad Boy" als empathieloses, egozentrisches Arschloch ausgehen (eigentlich eher ein Macho als ein Bad Boy), dann ist dies wohl nur bis zu einer gewissen Grenze begehrenswert. Im Zweifelsfall, so zumindest meiner Erfahrung nach, hat diese Form von "Bad Boy" aber immer noch die besseren Karten beim anderen Geschlecht, als sein polares Gegenstück, den "Ja-Sager" und den "Allen-Anderen-Alles-Rechtmacher-und-sich-selbst-dabei-vernachässigen-Typ". Der ist eben meist unangenehm bedürftig und verhältnismässig langweilig, da er gar nichts Eigenes mit einbringt und auch deutlich weniger authentisch agiert. Er polarisiert halt null und unterdrückt seine eigenen Gefühle, aus Angst, sonst nicht geliebt zu werden. Der ist dann der "er ist voll nett, aber mehr als Kumpel-Typ."
Was am "Bad Boy" attraktiv ist, ist, dass er weiss, was er will, Rückgrat hat und dominant ist. Eigenschaften, die einer Frau auf einer instinktiven Ebene Sicherheit geben. Was wir generell als "Macho" bezeichnen, ist allerdings eine etwas ausser Kontrolle geratene Form davon, die meist aus einem gewissen Frust gegenüber Frauen entstanden ist. Manchmal kulturell bedingt, manchmal aus persönlichen Gründen. Der Macho ist die Antwort auf den netten Typen. Viele Männer, die als nette Typen keinen Erfolg hatten, werden später frustriert zum Macho, weil sie beobachten, dass die anderen Typen um sie herum, die die Frauen gleichgültiger (also weniger bedürftig) behandeln (was mit Arschloch-Sein verwechselt wird), mehr Erfolg haben. Und sie fangen dann auch tatsächlich an, eher Frauen ins Nest zu kriegen. Ist es daher für einen Mann zielführender, ein Arschloch zu sein? Ich glaube nicht, da diese Art von Verhalten zwar gewisse Frauen sexuell triggert, aber generell zu ungesunden Beziehungsdynamiken führt. Denn beide Polaritäten, der Macho und der zu nette Typ, sind eine sehe kindliche und unreflektierte Antwort auf ein Gefühl des Mangels. Mangel an Liebe, Aufmerksamkeit, Sicherheit, whatever.
Ich denke ein Mann, der in seiner Persönlichkeit gewachsen und gestanden ist, wird die besten Aspekte beider Polaritäten in sich vereinen. Er ist Durchsetzungsfähig, hat Rückgrat, ist emotional nicht von der Frau abhängig und kann ihr auch mal Grenzen aufzeigen. Er ist leidenschaftlich, übernimmt die Führung und ist fähig, sich im Ernstfall für sich und seine Partnerin(nen?) durchzusetzen. Gleichzeitig hat er aber auch einen Sinn für Verantwortung, Empathie, Loyalität, Fürsorge. Eben die guten Eigenschaften des netten Typen. Eigenschaften, die jeder Mann entwickeln muss, wenn er mal eine Familie halten will. Was biologisch gesehen die ultimative Form der männlichen Entwicklung ist. Da habt Ihr euren Teamplayer. Jenseits von Macho und nettem Typen. Für mich persönlich würde ich diesen Typen einen Bad Boy mit Herz nennen (lol). Er geht sein eigenes Leben, das er nach seinen Vorstellungen gestaltet. Teilt es aber auch mit dem Leben einer (oder mehrerer, you do you) passenden weiblichen Partnerin, die ebenso ihr eigenes Leben lebt und mit ihm teilt (diese Dynamik kann auch gleichgeschlechtlich vorkommen, männlich und weiblich sind hier als Polaritäten in Verhaltensmustern zu verstehen, die auch geschlechtsunabhängig sein können).