An das, was
@**********ets69 schreibt, erinnert sich doch schon jeder, der selbst ein paar Jahre auf dem Buckel hat.
1973, direkt vor der Ölkrise: 20.000 Verkehrstote.
2019, also vor Corona: Ca. 3.000 Verkehrstote. Aber wesentlich höhere Zahl zugelassener Autos, höhere Kilometerleistung des Einzelnen, daraus folglich deutlich höhere Verkehrsdichte.
Niemand hatte einen Fahrradhelm auf, man wurde nicht mit der rollenden Trutzburg SUV zum Schultor gefahren, der Rettungsdienst war eine schnelle Verletzten-Spedition im Vergleich zu der heutigen hochqualifizierten Erstvorsorgung am Unfallort. Wir sind heute gegen wesentlich mehr Krankheiten gewappnet, die Straßen und Fußwege in Städten und Gemeinden sind besser beleuchtet...
Wenn man Autowerbung aus den 70ern sieht, wie hoch die Bodenfreiheit war, welche Unebenheiten ein ganz normales Auto wegstecken konnte... Da bräuchte es heute ein Off-Road-Fahrzeug dafür. Unsere heutigen Modelle sind für die glatten Straßen konzipiert. Selbst ein Porsche Cayenne benötigt spezielle Off-Road-Reifen, die bis maximal 100 km/h zugelassen sind (Porsche, der dann mit maximal 100 auf der Autobahn zu der Off-Road-Strecke fährt, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen!), wenn man das ausnutzen will, was er eigentlich könnte. Aber das ist ja kein Problem, weil unsere Straßen eben entsprechend besser geworden sind.
Die Rechtshaftung von Herstellern, Verkäufern und Beratern sowie öffentlichen Stellen ist heute wesentlich größer als früher, so dass oft Eigenverantwortlichkeit deutlich reduziert wurde. Man erwartet heute, auf alle Gefahren hingewiesen zu werden.
Wenn vor einer scharfen Landstraßenkurve keine Geschwindigkeitsbegrenzung angegeben ist, erwartet man heute, dass man trotz verschlissener Stoßdämpfer und abgefahrenen Reifen bei nasser Fahrbahn mit 100 km/h problemlos durchkommt. Wenn nicht, versucht man die zuständige Behörde zu verklagen. Und wenn es nur das Argument ist, an einer anderen Kurve wäre doch auch eine Geschwindigkeitsreduzierung angegeben gewesen und man müsse sich darauf verlassen dürfen, dass das einheitlich sei.
Die Katze zum Trocknen in die Mikrowelle zu stecken, muss ich nicht extra erwähnen, aber auch, dass Kaffeekochen im Wohnmobil verboten ist, wenn es der Fahrer bei 100 km/h auf der Autobahn machen will, musste irgendwann mal erwähnt werden.
Die Produkthaftung wurde massiv ausgeweitet. Audi wurde erfolgreich verklagt, weil ein Autofahrer behauptete, dass sein Automatikwagen nach dem Start selbsttätig losfuhr und dabei ein Mensch zu Schaden kam. Da half es nicht, dass Audi nachweisen konnte, dass der Motor nicht anspringt, wenn eine Fahrstufe eingelegt ist (anders als damals die DAF-Modelle). In der Folge wurden die Automatikautos aller Hersteller so konstruiert, dass man die Bremse treten muss, um den Wagen zu starten und auch um eine Fahrstufe einzulegen.
Gegen einen Online-Fehlkauf rettet uns die gesetzliche Möglichkeit alles binnen 14 Tagen zurückzuschicken, auch wenn es ausgepackt und ausprobiert wurde. Etwas, was im stationären Handel bestenfalls auf Freiwilligkeit des Händlers basieren würde.
Vor medizinisch notwendigen Operationen werden wir standardmäßig aufgeklärt und müssen unterschreiben, dass wir wissen, bei einer Operation sterben zu können, was auch der Fall ist, wenn wir ohne Operation ganz sicher vorzeitig sterben werden.
So entwickeln wir uns zu einem Susi-Sorglos-Staat, wo immer alle anderen Schuld sein müssen an unserem eigenen Versagen, wo Eigenverantwortung vernachlässigt werden kann, wo voreilender Gehorsam immer wichtiger wird.
In der Folge will kaum mehr jemand für seine Fehler einstehen und die Konsequenzen akzeptieren...
Und in dieser ganzen jahrzehntelangen Entwicklung kommen doch tatsächlich seit einiger Zeit ein paar Verrückt auf die Idee, man solle verstärkt mit dem Fahrrad auf die Straße! Ganz ohne die teuren Knautschzonen, die Stoßstangen verdrängt haben und bei Unfällen mit Schrittgeschwindigkeit bei 12 Monate alten Autos Totalschäden produzieren, weil Unmengen an Teile wegfliegen, da dies Energie auffängt. Ganz ohne Helmpflicht, weil ja die Frisur darunter leidet. Sogar ohne eine fest montierte Beleuchtungsanlage vorzuschreiben, obwohl es im Winter die meiste Zeit dunkel ist.
Hand aufs Herz: Wer würde die Beleuchtungsanlage für seinen PKW mitnehmen, wenn es abends später wird, wenn die nicht fest montiert wäre, hm?
Was ein Wahnsinn... Wie werden wir das überleben? Und wenn man dann noch die Quote der Einhaltung der Verkehrsregeln durch Fahrradfahrer in der Großstadt sich anschaut. Die Unfallzahlen mit Fahrradfahrern ohne Autobeteiligung werden durch die Decke gehen. Die Zahl der Verkehrsverletzten ebenso.
Ob das den Leuten bewusst ist? Ich würde es mir wünschen, weil es ein Preis dafür sein wird, umweltfreundlicher unterwegs zu sein.