Irgendwie irritiert mich sehr, dass hier seit einigen Seiten nichts mehr zum Thema kommt.
Warum machen die, die über die Grenzen von CNC diskutieren wollen nicht einen eigenen Thread auf? Diese Diskussion interessiert mich nämlich überhaupt nicht, da ich allen empathie- und vernunftbegabten Menschen zutraue, in einer tatsächlichen Situation im echten Leben nicht nach irgendwelchen Prinzipien sondern nach Sachlage sinnvoll zu entscheiden. Deshalb ist es müßig, darüber zu diskutieren, was alles in der Theorie ist.
Hier wurde, finde ich, eine ziemlich sinnvolle Frage gestellt, nämlich, ob man abbrechen darf/soll/kann/muss, wenn Bottom bettelt oder Stopp sagt, obwohl vorher vereinbart wurde, dass man genau das nicht tun wird. Und falls ja, dann wie am besten?
Die meisten hier beißen sich so sehr an dem ersten Teil fest, dass sie den Kern der Frage gar nicht berühren, was ich schade finde.
Ich erzähle mal von mir, weil ich selbst auch Richtung CNC tendiere, meine Herrin aber auch gelegentlich das Problem hat "lasse ich sie weiter leiden oder nicht?" Wir tun aber nicht so heftige Dinge wie der TE und seine Sub. Meine Herrin kennt mich auch, was anders ist, wenn man mit Fremden spielt. Das Problem bleibt gleich im Grunde.
Letztens hatte sie mich in unbequemer Position gefesselt und gesagt, dass sie mich zwei Stunden so lassen will.
Nach 20 Minuten ist mir der Arm eingeschlafen und die Schulter tat mir weh. Ich habe nicht gebeten, aufzuhören, aber irgendwann ist mein Gejammer vom Pegel her von "boah, wie unangenehm, aua" zu "das ist mega schlimm gerade für mich und jetzt leidet nicht mehr nur der Körper, sondern auch die Seele" übergegangen. Das hat sie natürlich auch gemerkt und hat mich los gemacht.
Wie waren meine Gedanken und Gefühle dann?
Ich war dankbar, dass sie gemerkt hat, dass ich wirklich leide und, dass sie nicht wollte, dass ich auf diese Art leide. Ich war aber auch enttäuscht. Enttäuscht von meinem Körper, der nicht kann, was ich und sie wollen, aber auch enttäuscht von meiner Seele, die in den Gedankenkreisel geraten ist, der dazu geführt hat, dass ich so gelitten habe. Und auch enttäuscht von meiner Herrin, dass sie den "leichten" Ausweg gewählt hat, anstatt bei den ersten Anzeichen mit Worten oder Handlungen mich aus dieser Spirale zu holen, sodass ein Abbruch nicht so schnell nötig gewesen wäre. Mir fällt auf, dass ich darüber mal mit ihr sprechen sollte. Ich glaube, das ist ihr nicht bewusst, dass man da vorher helfen kann.
Mein Fazit aus solchen Erlebnissen:
Wenn ich das Opfer bin, definitiv eingreifen, wenn man merkt, dass ich anfange abzudrehen. Eingreifen bedeutet aber nicht abbrechen, sondern erstmal Maßnahmen ergreifen, die mir helfen, die Situation durchhalten zu können und wenn es nur für eine kurze Weile länger ist, bevor man dann doch aufhören muss.
Das gilt aber nur für mich aus meiner Erfahrung. Aber nach sowas kann man ja vorher fragen, vielleicht sogar nach Anzeichen, an denen man das erkennen kann, dass man abdriftet.
Bei mir sind zum Beispiel Tränen ein solches Zeichen. Ich weine für gewöhnlich im BDSM nicht, wenn etwas unangenehm ist (plötzlicher, unvorbereiteter, starker Schmerz ausgenommen), sondern dann, wenn mein Gehirn mich Sachen denken lässt, von denen ich mich schlecht fühle.
Auch eine Veränderung in der Stimme oder Art der Kommunikation kann bei mir ein Anzeichen sein, nur nicht so zuverlässig.
Wenn man es mit erfahrenen Subs zu tun hat, werden die vielleicht, so nehme ich an, auch sagen können, was bei ihnen Anzeichen sind.
Ich würde mich echt mega freuen, wenn andere ihre Erfahrungen und ihre Sicht zu dem Aspekt der Frage schreiben würden, weil ich finde, das ist der interessante Teil des Ganzen, nicht dieses theoretische Geschwafel von "Aber Straftat" und "Im CNC darf ich alles" um mal die Positionen überspitzt darzustellen. In der Praxis wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird und weder rennen andauernd Subs zur Polizei, noch sind Doms im Allgemeinen so psycho, dass sie keine eigenen moralischen Grenzen haben und deshalb tatsächlich die "Erlaubnis" komplett ausnutzen würden. Bleibt doch mal auf dem Teppich alle. Über diese Randfälle zu diskutieren hilft doch nichts und bringt für das Thema keinen Gewinn.