„„Für mich spielt die Evolutionstheorie dabei eine entscheidende Rolle.
Manchmal verhält man sich wie ein Reaktionsjunkie. Der Rausch übernimmt die Führung. Finde jemanden toll und es wird wild. Paar Wochen oder Tage später ist alles vorbei und ich frage mich, was war da los.
Dann geht das Spiel wieder von neuem los.
Sie schreibt; ich dachte halt wirklich; "cool, körpermittig sind wir uns bereits vor 5 Jahren begegnet, da hat Alles gepasst. Machen wir uns einen Wellnesstag und wenn es passt, wirds ein krönender Abschluss".
Es war ein schöner Tag, aber körpermittig war nichts, rein gar nichts mehr da, was sich vor 5 Jahren MIT Schmetterlingen im Bauch schön und passgenau angefühlt hat.
Eine Beziehung hatten wir nie, nur ein 6 Wochen Sommerdingsgemeinsam, ich war verknallt.
Er selbst hätte locker an dem körpermittigen vor 5 Jahren angedockt, deshalb meine Frage, ob sich Männer und Frauen in ihrem Verhalten unterscheiden.
Ich denke, wenn ich deinen Beitrag hier oben lese, dass Du dir damit implizit selbst die Antwort auf deinen Startbeitrag gegeben hast.
Ich glaube nicht an die ausschließlich chemisch gesteuerten Aktionen und Reaktionen in dem Zusammenhang. Evolution wurde auch mal hier angesprochen, und im Verlauf der Evolution haben sich nacheinander drei Gehirnregionen bei. Menschen herausgebildet, die alle gleichzeitig aktiv sind, sich aber mit ihren Steuerungsimpulsen überlagern (was natürlich technisch chemische Vorgänge sind). Der älteste Gehirnteil wird gerne als Reptiliengehirn bezeichnet. Der Teil prüft den Gegenüber einfach nur ab, ob zur Arterhaltung geeignet, wenn ja, kommt das Signal „Ficken“ und das Blut geht bei beiden Geschlechtern zur Körpermitte. Es gibt aber jüngere Gehirnteile, die beim Menschen, der eben kein Reptil ist, verhindern, dass wir bei einem zufälligen Treffen an der Bushaltestelle direkt übereinander her fallen und kopulieren. Grob vereinfacht spielen Intuition und Vernunft eine weiter wesentliche Rolle. In der rosa-Brillen-Phase dürfte die Vernunft am schwächsten sein in ihrem Steuerungseinfluss.
Zurück zu deinem Beitrag oben. Für mich unterscheiden sich die zwei von dir beschriebenen Zeitpunkte, damals vor 5 Jahren und dann der Wellnesstag, in ihrem Aufbau in einem (Achtung, das ist jetzt inhaltlich eine spekulative Unterstellung von mir) Aspekt, nämlich der Intension. Vor 5 Jahren hattet ihr eine gute Zeit, wenigstens Du warst verliebt (es wäre interessant, ob Du erst verliebt warst und es dann (deshalb?) zum Sex kam, oder anders herum), wenigstens hattet ihr beide die Absicht, in den wenigen Wochen euch gegenseitig gut zu tun, was sich in gutem, genussvollen Sex sehr gut darstellen und ausdrücken lassen kann (wenn man eben keinen gemeinsamen Alltag hat, der die Begegnungen überlagert). Das Gesamtpaket aus sexueller Attraktivität und dem gegenseitigen Wohlwollen hat gestimmt.
Dann kam die Möglichkeit einer heutigen Begegnung. Du bist mit der Frage rangegangen, ob sich ein Wellnesstag mit einer sexuellen Begegnung, die in ihrer Qualität an Lust, Befriedigung und gegenseitigem Wohlwollen an die damalige Zeit anknüpfen könnte, abzuschließen. Schon im letzten Wort liegt ein ganz wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Zeitpunkten, damals war in mehreren Wochen keine Rede, jedenfalls nicht unmittelbar, von „Abschluss“ (sprich „jetzt gibt keinen Sex mehr“), es lief ja wochenlang, jetzt bist Du mit dem Gedanken, dass am Ende des Tages der Sex absehbar der letzte mit ihm sein wird, in die Begegnung gegangen.
Für ihn hat sich vielleicht ebenfalls die Intension geändert, damals Wohlwollen dir gegenüber, Vergnügen im Geben an dich, …, jetzt vielleicht einfach nur der Wunsch, die Chance auf eine Wiederholung von gutem Sex mit dir.
Der Punkt ist, es geht um die jeweiligen Intensionen und Motiv damals/heute bei ihm/dir und den Unterschieden dabei. Und wenn ich den Kreis zum weiter oben gesagten schließe und die Intuition hinzunehme, dann klärt sich vielleicht auch deine Frage. Ich bin absolut davon überzeugt, dass die zwischenmenschliche Kommunikation weit aus komplexer und umfassender ist, als das was wir bewusst wahrnehmen (und zwar ohne das ganze Esoterikgedöns!) und verbal transportieren dabei. Wir haben einen Instinkt dafür, was um uns herum passiert, können einen Gegenüber in Bruchteilen von Sekunden einschätzen (ob richtig oder falsch ist ein anderes Thema), und stellen uns entsprechend darauf ein.
Ward ihr damals in Motivation und Intension kompatibel, dann hat das damals gepasst. War deine Intension heute, herauszufinden ob es noch einmal (ohne Absicht auf Fortführung) passen könnte als zu prüfende „Option“ am Ende des Tages, er aber die Intension, „irgendwie“ zu Sex mit dir zu kommen als „klares Ziel“ für den Tag, dann passt das eben nicht mehr, was dir mit Sicherheit deine Intuition sagen würde. Die Ziele passen nicht, auch wenn es vordergründig um das Selbe dabei geht, und damit ist, wenigstens für dich, keine Grundlage mehr gegeben. Dein Körper reagiert entsprechend - nicht.