Lieber TE,
Mir stechen beim Lesen Deiner Beiträge vorallem die Informationen raus:
1. Ihr habt in eurer Beziehung in etwa ebenso lang monogam gelebt, wie zum gemeinsamen Spiel mit anderen geöffnet. Insbesondere das Kopfkino davor und danach war hier reizvoll. Es war weniger ein permanentes Bedürfnis von euch beiden nach fremder Haut. Es war mehr eine Alltagsflucht aller paar Wochen. Etwas, was mehr Reiz und Würze in die Zweierbeziehung brachte.
2. Auf hormonelle Verhütung verzichtet sie, seit ihr verheiratet seid.
3. Gleichzeitig befindet sie sich in beruflicher Neuorientierung.
4. Nun ist ihre Libido zwar Deinem Vernehmen nach stärker, aber ausschließlich auf Dich fokussiert, wobei sie Sex nicht mehr als aufregendes Spiel zwischen euch (er)leben lässt, für das man sich in Schale wirft und verführt / verführen lässt, sondern ein Standardrepertoir dessen abspult, was erfahrungsgemäß zum Höhepunkt führt, aber besonders wenig Aufwand bereitet.
5. Über Sex spracht ihr früher viel, heute nicht mehr, was Du als nicht so schlimm erachtest, weil ihr beide eure Bedürfnisse ja kennt.
Nun stellst Du Dir die Frage: "Zurück zur Monogamie - Wie schafft man neue sexuelle Basis?"
Der schon angebrachte Gedanken mit dem Familiengründungsmodus, kommt mir dabei ebenso in den Sinn. Ja die Pille verändert viel, aber für sich allein gesehen nicht so sehr, dass Frau tatsächliche Neigungen und Wünsche über Bord wirft.
Die neugewonnene Sicherheit - ihr habt euch ja aufeinander mittels Trauschein festgelegt - wird daran ebenso seinen Anteil haben, wie die berufliche Neuorientierung, die viel ihrer Aufmerksamkeit und Energie beanspruchen dürfte.
Die Ehe ist ja nun in Sack und Tüten (etwas überspitzt formuliert), da ist dies zunächst die primäre "Baustelle".
Einen Kinderwunsch würde ich nicht gleich annehmen, die zweite Rahmenbedingung neben der stabilen Partnerschaft schafft sie sich dafür ja gerade erst neu.
Für mich klingt das Setting eures momentanen Sexlebens nicht nach tatsächlich mehr Lust bei Deiner Frau, sondern eher nach gemeinsam gelebtem, immerhin (all) täglichen, funktionalem Triebabrieb zur Stressreduktion. Masturbation unter Zuhilfenahme des Partners. Wenig prickelnd.
In Phasen der Anspannung und des Stresses sicherlich mal okay, da immerhin die Verbindung nicht abreißt. Aber nachvollziehbar unbefriedigend auf Dauer (nicht nur) für Dich.
Für mich würde eine neue sexuelle Basis voraussetzen, dass ihr beide den Kopf wieder freier kriegt.
Du von dem Thema der offenen Beziehung - Du schreibst selbst, es geht Dir nicht primär um das Erleben mit anderen, sondern um das mit Deiner Frau.
Sie vom Alltagstrott und von allem außerhalb eurer Beziehung.
Fangt an EUCH wieder zu daten.
Mir wären da gelegentliche Tapetenwechsel wichtig, damit die Lust und Phantasie tatsächlich wieder anspringen - raus aus den alltäglichen Verpflichtungen vor der Nase. Und wenn es nur einmal im Monat ein Hoteldate oder Wochenendurlaub miteinander ist.
Begehren beim anderen wecken und ihm Bestätigung schenken, begehrt zu werden. Quantität runter nehmen, Qualität wieder erhöhen.
Vielleicht kann man(n) sich auch mal dem abendlichen Ritual daheim zur Pflichterfüllung charmant verweigern, ihr aber ein neues Spielzeug schenken mit der Bitte, zuschauen zu dürfen?
Und wieder mehr denn je Gerede über Sex zulassen.
Nicht erzwungen, aber so kleine aufgeschnappte Teaser ansprechen oder selber triggern - im passenden Moment natürlich.
Ich glaube, desto mehr man das Reden darüber einstellt, weil man glaubt, "der Partner kennt ja meine Bedürfnisse und ich seine", desto weiter entfernt man sich davon, tatsächlich eine gemeinsame Basis zu pflegen.
Jeder entwickelt sich in einer Beziehung weiter.
Selbst wenn das "Kennen" an einem Punkt mal zutraf, ist die weitere angenommene Entwicklung des anderen mehr eigene Projektion und Zuschreibung als seine Realität.