Weg-Gedanke
Das Zimmer ist bereits gebucht. Ich habe es gerade erledigt. Von 10 bis 16 Uhr steht uns nun ein Ort zur Verfügung, an dem wir uns kennen lernen dürfen, ohne irgendwelche Etiketten zu missachten. Damit beginnend, dass Maria dies eine Mal ohne unser beider Anteilnahme gen Himmel fährt.Hattest Du nicht Solcherlei im Sinn?
Versteh mich nicht falsch, denn es ist eine Schnappside, ohne Schnaps, eine Eulenspiegelei ohne Klamauk, es ist ein lüsterner, kleiner Teufel, der mich grad reitet. Was gibt es schon zu verlieren, raunt er mir dabei verschwörerisch zu, und ich mag ihm nur allzu gerne folgen. Sehe mich schon neben Dir auf der Matratze sitzen, ahnungslos, was als nächstes geschehen wird. Denn das ist das Erquickende dabei - es kann alles sein!
Vielleicht erschöpfen wir uns nur im Reden. Vielleicht führt es auch zum Kuss. Man mag Haut spüren. Und dann...wer weiß...uns in den Sinn kommt...
Oder wir trennen uns nach wenigen Minuten und sind um eine andere Erkenntnis reicher. Manchmal ist der Weg zum Reiz bereits sein reizvollstes Ziel.
An heimtückische Regengüsse vor Jahren erinnere ich mich noch glasklar, an die vielen ersehnten und erlebten Sonnentage dagegen kaum. Ich denke, Du weißt, was ich meine.
Es gibt nur drei Regeln, die uns beiden gelten, sollten wir die Tür dort tatsächlich hinter uns schließen:
Wir hegen keinerlei Erwartungen. Desweiteren bereuen wir nichts, das sich im Einklang ergeben mag.
Und das Wichtigste: Wir treffen uns nicht wieder.
Sollte es eine Erfahrung sein, die sich zumindest für einen von uns im Reiz der Vorfreude bereits erschöpft hat, ohne ihm in der Folge irgendeinen seiner Sinne befriedigt zu haben, so war sie es trotzdem wert gemacht zu werden und wir belassen es dabei.
Aber was, wenn wir uns gegenseitig überraschen, gar begeistern?
Kurzsichtige Versuchungen mit knappem Atem sind nicht des Teufels Sache, denn seine Hinterlist rinnt pikant und mit langem Abgang die Kehle hinab.
Sollte es also beide nach einer Wiederholung verlangen, so darf dies erst geschehen, nachdem beide einem Treffen, ähnlich diesem ersten, nachgekommen sind, das der jeweils Andere für ihn arrangiert hatte.
Oh ja, mir würde die Wahl des Prüsteins, den ich Dir vorsetzte, sicher viel Genuss bereiten!
Nur, was ist eine Laune wert, die nicht bei ihresgleichen gehalten wird?
Wie gesagt, der Anfang ist gemacht. Ich kann fühlen, wie Du mit Dir ringst, dem Impuls zu folgen. Doch was hast Du zu verlieren? Ich kenne Dich noch zu wenig, doch bereits gut genug, um zu wissen, dass auch Du hin und wieder Deine Möbel verrückst und hinter Deinem eigenen Rücken über Dich selbst lachst. Es ist nur eine kleine Verrücktheit...