„Nicht nur auf die letzten Beiträge bezogen:
Ich weiß nicht, ob wir alle den gleichen Film gesehen haben - es scheint wohl mehrere Versionen gegeben zu haben
Also, in dem Film, den ich sah, wurde bspw. nicht nur "das Patriarchat" aufs Korn genommen - sondern auch eine zu einfache Kritik daran...
Ken wurde am Ende mit der Aussage beruhigt, die man ja sonst "klassisch" im Zusammenhang mit desorientierten Mädchen kennt - nämlich dass er ein wertvoller Mensch ist, unabhängig davon, wie ihn das andere Geschlecht sieht oder/und behandelt (also teils re-emanzipatorisch aus männl. Sicht).
Die "perfekte" Barbie-Welt wurde zeitweise durch Kens "Coup d' Etat" erschüttert - als Folge lernten die Barbies, auch den Kens sukzessive mehr Rechte u. Bedeutung zuzugestehen.
Parallel aber wurde auch sehr plausibel klargestellt, dass die Barbies zuvor nicht aus einem Tyrannei-Bedürfnis heraus die bisherige Ordnung (vor)lebten.
Gibt es irgendwo umgekehrte, ableitbare Parallelen?
Für mich ist all das mehr als
• die billige Huldigung eines pinken Inbegriffs von Verblendung; ebenso aber auch nicht
• der gescheiterte Versuch von vorgeschobenen Emanzipationsbestrebungen auf plumpestem Wege.
(wenn ich mir vorher genauer angesehen hätte, wer daran alles mitwirkte und ansonsten verglichen hätte, wofür diese Künstler stehen, hätte mir klar sein müssen, dass mich nicht nur seichtes Entertainment, sondern viel, viel mehr erwarten würde)
Alles in allem wurde vieles in ein letztlich sehr verzeihliches Licht gerückt, ohne die ursprünglichen Mißstände zu legitimieren.
Dafür mag - nein: liebe ich den Film!
Auch du interpretierst meines Erachtens viel zu viel in eine seichte und billig geschriebene Hollywood komödie hinein. Diese tiefe Gesellschaftskritik in einen so billiges und nicht durchdachtes Drehbuch zu lesen ist mehr Ehre denn Ehre gebührt.
Ich denke die Optik des Films ist sehr gut und passt zu Barbie. Klar wurde der Begriff Patriachat gefühlt 150 mal gesagt, und einige Filme greifen diese Klischees auf und auch an. Aber sonst ist der Film nur eine Aneinanderreihung von Szenen. Der Film hat sich nicht mal die Mühe gemacht konsistent zu überlegen, wie ich von einer Szene, die ich zeigen möchte zur anderen zu kommen ohne die schlimmsten Widersprüche zu beseitigen und da frage ich mich, wie man dann auf die Idee kommt, dass er sich die Mühe gemacht hat, tiefgründige Gesellschaftskritik einzubauen.
Wenn ich eines in den Film reinlesen würde, dann, dass das Patriachat die einzige sinnvolle Lösung ist, weil die Barbies unfähig und unwillig sind und nur wirklich Glück waren, als Sie unterdrückt wurden. Das kann aber nicht die gewollte Botschaft sein. Also sollte man den Film so betrachten wie er ist. Ein netter Hollywood Blockbuster, der nette unterhaltsame Szenen hat und einige Scherze auf kosten des Patriachats macht die witzig sind. (nicht alle)
Sonst erkläre mir, wie alle Barbies, die die ganze Ausbildung und macht inne haben binnen 5 minuten von den Kens (die nicht mal eigene Wohnorte hatten sondern jeden tag einfach nur auftauchen) übernommen werden können, dann viel glücklicher sind als zuvor (sagt die Präsidenten doch dann selbst). Dann muss eine verbitterte Barbie kommen, um den nun glücklichen Barbies eine Gehirnwäsche zu verpassen, was diese also nochmal unmündiger macht!
Und wie ergreifen die tollen Barbies dann wieder die macht? Indem Sie Ihre Kompetenz und Überlegenheit einsetzen (immerhin sind Sie die einzigen mit Irgendwelchen Ausbildungen und Fähigkeiten, die Kens sind ja nur Kens). Nein, Sie nutzen Ihr Sexappeal um die Kens gegeneinander Auszuspielen...
Dies Stellt die Barbies als unfähig, unglücklich und oberflächlich dar.
Sollte das die Botschaft des Filmes sein? Sicher nicht, weil der Film augenscheinlich gar nicht so tief darüber nachgedacht hat, sondern nur eine kurzes Drehbuch brauchte um die Idee der einzelnen Szenen irgendwie zu verbinden.
Wer hier wirklich ein feministisches Werk sieht, hat ein sehr sehr schlechtes Frauenbild...
viele Grüße
Alex