Worüber wir hier reden, nennt sich die "normative Kraft des Faktischen". Gemeint ist folgendes: Wenn etwas nur lange genug gelebte Realität ist, ändert das auch unsere Normen, also Moralvorstellungen. Ein Beispiel aus dem hier in Rede stehenden Thema:
Lackkleidung, zB Lackminiröcke war in den 80ern stark assoziert mit Rotlicht. Zu sehen gabs die vor allem in Krimis, und sie wurde von Prostituierten, Bardamen etc. getragen. Ende der 80er und frühe 90er wurden Lacksachen stark in der Gothicszene getragen. Somit wurde zumindest ein schwarzer Lackmini, wenn auch das restliche Outfit gothic war, über die Jahre mehr mit Gothic verbunden. Und dann kam Mitte/Ende der 90er die Girlie-Mode, und auf einmal sah man Lack in allen möglichen Farben in Musikvideos und in Vorabendserien und bei Orsay/Pimkie/NewYorker etc. und somit eben auch ganz alltäglich in der Stadt. Lack war zwar immer noch etwas "gewagt", aber klar Mode, und wurde dann nicht mehr mit Rotlicht und auch nicht mit Alterntivszene verbunden. Die Moral, die Normen hatten sich verändert durch Mode und die Kraft der Alltagswirkung von Mode.
Bei Leder ist das schon früher passiert, und bei Latex aber im Grunde noch nicht. Auch, wenn Latex in Musikvideos zu sehen ist und Kim Kardashian und Katy Perry Latex tragen. Ich vermute, dass das schlicht daran liegt, dass Latex deutlich teurer ist als Lack (bzw. Glanzsynthetik) und zudem ganz anders gewaschen/gepflegt werden muss. Somit greift der Mainstream, also die modemutigen jungen Frauen im Alltag, eher auf die viel günstigeren und pflegeleichteren Lackprodukte zu. Die Geschäfte und Online-Shops haben (Lack-)Glanzleggings für 20€ (und verkaufen sie unter dem Suchstichwort "Latex") - warum dann also auf die echte Latex-Leggings für 150€ zugreifen, zumal diese vom Mainstream eben gar nicht erkannt wird - weder beim Einkauf, noch Vorbeigehen im Alltag.
D.h.: Latex kauft, wer auch wirklich Latex will, also im Grunde Fetischist*innen, fetischinteressierte sexpositive people und vielleicht noch ein paar reiche Modefreaks, die was besonderes haben wollen. Somit ist Latex noch nicht wirklich in der Mode und im Alltag angekommen. Allerdings wird dies, wie oben beschrieben, von vielen gar nicht bemerkt, sodass auch die Aussage nur quasi objektiv stimmt, subjektiv ist es ggf. anders. Was allerdings weiterhin gilt, ist dass Kleidung, die sehr auffällig und nicht gerade in Mode ist, weiterhin stark auffällt. Ist ja auch klar, weil sie eben sehr ungewöhnlich ist. Somit fällt natürlich im Alltag jemand auf, die/der farbenfrohe Latex-Komplett-Outfits trägt. Aber mit einem Plüsch-Outfit fällste genauso auf, und ebenfalls fragen sich dann die Leute, wenn nicht Karneval, Halloween, CSD o.ä. ist: Warum? - und dann tippen sie auf Fetisch.
Lackkleidung, zB Lackminiröcke war in den 80ern stark assoziert mit Rotlicht. Zu sehen gabs die vor allem in Krimis, und sie wurde von Prostituierten, Bardamen etc. getragen. Ende der 80er und frühe 90er wurden Lacksachen stark in der Gothicszene getragen. Somit wurde zumindest ein schwarzer Lackmini, wenn auch das restliche Outfit gothic war, über die Jahre mehr mit Gothic verbunden. Und dann kam Mitte/Ende der 90er die Girlie-Mode, und auf einmal sah man Lack in allen möglichen Farben in Musikvideos und in Vorabendserien und bei Orsay/Pimkie/NewYorker etc. und somit eben auch ganz alltäglich in der Stadt. Lack war zwar immer noch etwas "gewagt", aber klar Mode, und wurde dann nicht mehr mit Rotlicht und auch nicht mit Alterntivszene verbunden. Die Moral, die Normen hatten sich verändert durch Mode und die Kraft der Alltagswirkung von Mode.
Bei Leder ist das schon früher passiert, und bei Latex aber im Grunde noch nicht. Auch, wenn Latex in Musikvideos zu sehen ist und Kim Kardashian und Katy Perry Latex tragen. Ich vermute, dass das schlicht daran liegt, dass Latex deutlich teurer ist als Lack (bzw. Glanzsynthetik) und zudem ganz anders gewaschen/gepflegt werden muss. Somit greift der Mainstream, also die modemutigen jungen Frauen im Alltag, eher auf die viel günstigeren und pflegeleichteren Lackprodukte zu. Die Geschäfte und Online-Shops haben (Lack-)Glanzleggings für 20€ (und verkaufen sie unter dem Suchstichwort "Latex") - warum dann also auf die echte Latex-Leggings für 150€ zugreifen, zumal diese vom Mainstream eben gar nicht erkannt wird - weder beim Einkauf, noch Vorbeigehen im Alltag.
D.h.: Latex kauft, wer auch wirklich Latex will, also im Grunde Fetischist*innen, fetischinteressierte sexpositive people und vielleicht noch ein paar reiche Modefreaks, die was besonderes haben wollen. Somit ist Latex noch nicht wirklich in der Mode und im Alltag angekommen. Allerdings wird dies, wie oben beschrieben, von vielen gar nicht bemerkt, sodass auch die Aussage nur quasi objektiv stimmt, subjektiv ist es ggf. anders. Was allerdings weiterhin gilt, ist dass Kleidung, die sehr auffällig und nicht gerade in Mode ist, weiterhin stark auffällt. Ist ja auch klar, weil sie eben sehr ungewöhnlich ist. Somit fällt natürlich im Alltag jemand auf, die/der farbenfrohe Latex-Komplett-Outfits trägt. Aber mit einem Plüsch-Outfit fällste genauso auf, und ebenfalls fragen sich dann die Leute, wenn nicht Karneval, Halloween, CSD o.ä. ist: Warum? - und dann tippen sie auf Fetisch.