Wir
möchten mal etwas von unserer Beziehung schreiben, wo ein Punkt, ein Umbruch ganz brutal war.
Und in diesem Umbruch sehen wir einen Schlüssel für unsere Beziehung.
Wir waren 6 Jahre verheiratet und haben in Schleswig-Holstein an der Ostsee gewohnt. Wir waren beide im öffentlichen Dienst, hatten ein Haus, ein gutes und sicheres Einkommen.
Wir haben uns entschieden, unsere Bedürfnisse in Richtung BDSM und Fetisch auszuleben. Und da wir keine halben Sachen mögen, hat sich etwas in unserem Sexualleben verändert. Und auch unser Auftreten nach außen hat sich dadurch verändert. Nein, wir sind nicht rumgelaufen und haben es erzählt. Es hat sich ergeben, Lederkleidung, ein Fetisch, Menschen kennen gelernt, die ebenfalls Leder, Latex und Gummi getragen haben. Es ließ sich irgendwie nicht verheimlichen, nicht verstecken. Und dann kamen eben Fragen und die haben wir halt offen beantwortet.
Und wir haben uns öffentlich dazu bekannt. Wir haben unser Ding gelebt. Das ist bestraft worden.
Plötzlich waren wir die "Bösen", die Perversen, die Schweine. Die Gesellschaft duldet keine Offenheit. Daraus resultierten Probleme im Beruf, mit den Kollegen, mit Nachbarn, unser gesamtes privates und berufliches Umfeld hat uns plötzlich abgestoßen, ausgeschlossen. Selbst gute Freunde haben sich von uns abgewandt, was uns am meisten enttäuscht hat.
Kurze Rede langer Sinn, die Gesellschaft, das Umfeld hat uns gezwungen, alles aufzugeben.
Unseren Beruf, unser Haus, unser Umfeld.
Aber nicht unsere Bedürfnisse!
Wir haben ganz konsequent alles hinter uns gelassen. Gekündigt, beide, das Haus verkauft und 570 km weit nach Oberhessen umgezogen.
Es war sehr schwer, wir waren wirklich hart getroffen. Diese Entscheidung hat unser Leben völlig vom geplanten Weg abgebracht. Wir haben uns aber nicht aufgegeben, wir haben einen Neuanfang gemacht ohne uns zu verstecken. Wir haben uns einen neuen Job gesucht, ein altes kleines Fachwerkhaus gekauft und sind unseren Weg gegangen. Unsere Bedürfnisse waren uns wichtiger als die Akzeptanz der Gesellschaft.
Im nachhinein war unsere Entscheidung richtig Wir haben heute ein Umfeld, dass uns so akzeptiert wie wir sind. Wir haben nur noch Freunde, die uns verstehen wie und warum wir so sind. Wir haben sie gefunden, unsere eigene Harmonie.
Aber der Umbruch, die Enttäuschung, wie wir von Menschen, die Kollegen und Freunde waren, behandelt worden sind, war sehr tief. Unsere Ehe ist daran aber nicht zerbrochen, ganz im Gegenteil, sie ist gewachsen, sie ist tiefer und stabiler geworden als zuvor.
Nun, warum schreibe ich das?
Ich denke, viele Ehen und Beziehungen scheitern an Konventionen, an der Moral der Gesellschft, an der Angst etwas auszuleben, was die Gesellschaft und das Umfeld nicht akzeptiert.
Es ist nicht immer einfach, einen eigenen Weg zu gehen. Aber es ist sehr schön, immer einen Partner zur Seite zu haben, auf unserem eigenem Weg.