„Äpfel und Birnen, sorry.
Sex ist im Gegensatz zu Alkohol nicht per se etwas toxisches. Und im Gegensatz zu Alkoholsucht kann für Sexsucht die Therapie nicht darin liegen, "trocken" zu werden, denn Sexualität ist ein menschliches Bedürfnis, dass an sich weder schädlich noch problematisch ist und sogar wichtig für die psychische Gesundheit ist.
Und ja, ich glaube, es ist einfacher, die Ursachen zu finden für eine soziale Sucht, wenn man nicht zusätzlich noch moralisch verurteilt und stigmatisiert wird.
Das niemand aus einer erkennbaren Sucht einen Vorteil ziehen sollte, ist doch selbstredend. Dazu reicht es aus, kein Arschloch zu sein.
Sucht ist Sucht, da gibt es keine Äpfel und Birnen….
Wenn etwas deinen Alltag und deine Gedanken im griff hat ist das immer ein Problem, ich finde es eher problematisch wenn bestimmte Süchte herunter gespielt werden.
Es macht ja auch psychisch etwas mit einem Menschen und die TE schreibt ja das sie unter der Situation leidet.
Dazu kommt noch die „Beschaffungskriminalität“ bei Süchten. Wie reden hier von einer Frau, die es relativ einfach hat ihr ständiges Bedürfnis trotz allem immer irgendwie befriedigen kann, aber zu welchem preis und wie ist es aber bei Männern?
Würdest du ihnen das selbe raten und glaubst du er würde so ganz einfach, auch seine Sucht nachgehen können?
Dein Vorschlag ist einfach keine Lösung für das Problem, niemand sagt das man mit Sex komplett aufhören sollte, aber es bräuchte erst einmal Abstand und jemanden der zusammen aufarbeitet was dahinter steckt, wenn man da allein nicht weiter kommt.
Das hat nichts mit Stigmatisierung oder moralischer Verurteilung zu tun, warum auch? Sex soll ja vor allem etwas sein das man genießt und nichts bei dem man sich getrieben und hinterher schlecht und trotzdem nicht erfüllt fühlt….
Erst einmal: Soweit ich das sehe, ist das Thema "Sucht" hier nicht von der Fragestellerin eingebracht worden, sondern im Rahmen der Diskussion als Topos entstanden. Ich will damit gar nicht sagen, dass das falsch ist, und diese Frage stellt sich natürlich. Ein Forum kann aber keine psychologische Anamnese ersetzen und - vielleicht noch wichtiger - keine Selbstdefinition eines Menschen. Die "Knowledge of the common" kann vieles, aber keinen professionellen Therapeuten ersetzen. Ob es hier also tatsächlich um Sexsucht geht, können wir vermuten (und das wird ja hier recht intensiv getan), aber wir wissen es nicht, und sollten nicht so tun als wüssten wir es.
Wo genau spiele ich eine Sucht herunter? Aber es ist nun mal ein Fakt, dass es einen Unterschied macht, ob man von einem nachgewiesenen Nervengift süchtig ist, oder von einem an sich völlig normalen Teil des menschlichen Lebens. Diesen Unterschied kann man nicht ignorieren und Therapeuten tun dies übrigens auch nicht.
Btw der Begriff "Sexsucht" ist ein Begriff aus der Alltagssprache, die Medizin/Psychologie kennt ihn überhaupt nicht. Die WHO hat den Begriff der Hypersexualität sogar 2015 als Diagnoseschlüssel gestrichen, und geht davon aus dass es sich um verschiede Formen sexueller Funktionsstörungen mit nicht organischer Ursache handelt. Der Begriff Sexsucht ist insbesondere von konservativ-religiösen Kreisen und boulevardesken Medienberichten popularisiert worden. Einen medizinischen Konsens, wie eine Sexsucht zu diagnostizieren ist, gibt es offenbar nicht (Zur Transparenz: Ich musste das googlen, ich bin selbst kein Mediziner o.ä.)
Selbstverständlich ändert das nichts an dem Leiden, das Menschen empfinden, und das möglicherweise ähnlich wie eine Sucht empfunden werden kann. Aber die antworten sind halt nicht ganz so einfach, wie hier manch eineR nahelegt.
Und warum ich denke, ein sexpositives Umfeld macht es eher leichter als schwerer ein Problem dieser Art zu erkennen und bearbeiten, erkläre ich gerne nochmal. Ja, negativ ist möglicherweise der vereinfachte Zugang zum "Suchtmittel" (ich benutze den Begriff hier, obwohl er s.o. unwissenschaftlich ist). Aber - wie dieser Thread beweist - gibt es hier im Gegensatz zu einem Standardsetting (Kollegen-, Freundeskreis) überhaupt erst die Möglichkeit, offen und vorurteilsfrei über das Thema zu sprechen. Und wie man am Verlauf der Diskussion sieht, ist es ja keineswegs so, dass das Problem nicht erkannt wird.
Und was die - mir unterschwellig unterstellte Absicht - ein Problem ausnutzen zu wollen, betrifft. Glaubst Du das gibt es nur in einem solchen Forum? Anders als hier wird aber "hypersexuelles" Verhalten, insbesondere von Frauen, in einem nicht sex-positiven Umfeld moralisch-charakterlich konnotiert (ich benutze hier jetzt keine Begriffe die belastend sein können um das zu illustrieren). Und das hilft sicher am wenigsten bei der Lösung des Problems.