Zitat von **********ucher:
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Ich finde schon, dass die sexuelle Orientierung ein wesentliches Merkmal in dem Zusammenhang ist. Ein schwuler Mann ist zwar immer noch biologisch ein Mann, aber eben nicht mehr typisch männlich, wozu nach meinem Verständnis die sexuelle Orientierung als Differenzierungskriterium durchaus tauglich ist. Eine Wertung der betreffenden Person als Mensch ist damit selbstverständlich nicht verbunden.
Rot ist nicht mehr rot, wenn es zu gleichen Teilen mit Blau gemischt wird. Es ergibt eine schöne Farbe, nur eben nicht typisch Rot.
Du vermischst, wie gesagt, zwei komplett unterschiedliche Kategorien. Biologisches Geschlecht steht in seiner Definition in keinem Zusammenhang mit der sexuellen Orientierung. Biologisches Geschlecht steht in seiner Definition in keinem Zusammenhang mit der Soziokultur. Sexuelle Orientierung steht in ihrer Definition in keinem Zusammenhang mit der Soziokultur.
Für dich sind biologisches Geschlecht und sexuelle Orientierung zwei Farben. Rot und Blau. In Wirklichkeit wäre die Definition aber so, dass biologisches Geschlecht eine Farbe und sexuelle Orientierung eine Form ist. Und Soziokultur vielleicht eine Helligkeit. Drei unterschiedliche Kategorien, die innerhalb ihrer Definition nicht von der jeweils anderen abhängig sind. Ein schwuler Mann kann maskulin oder feminin sein, kann "typisch männlich" oder nicht sein, oder sich graduell zwischen diesen Spektren bewegen. Hinzu kommt ja noch, dass soziokulturelle Phänomene, wie der Begriff schon andeutet, extrem von der jeweiligen sozialen Gesellschaft und Kultur abhängen.
Die Vorstellung von einem "typischen Mann" vereint hier mehrere, voneinander unabhängige Kategorien und ist deswegen so schwammig und meines Erachtens nicht geeignet für eine allumfassende Definition von "Männlichkeit".
Ein "typischer (biologischer) Mann" hat bei der menschlichen Spezies den Karyotyp 46XY. Sein Karyotyp definiert aber nicht sein Geschlecht (sondern determiniert es nur), denn es gibt auch Männer mit 46XX Karyotyp (durch eine Translokation des SRY-Gens) oder mit dem Karyotyp 47XXY (Klinefelter Syndrom). und trotzdem sind es zu 100% waschechte, biologische Männer.
Ich halte es nicht für hilfreich, mehrere unterschiedliche Kategorien (Karyotyp, Geschlecht, sexuelle Orientierung, soziokulturelles Auftreten, Gender-Rolle, etc.) in einen derartigen Zusammenhang zu stellen, dass sie einander bedingen würden, denn das tun sie nicht.
Natürlich gibt es in jeder Kategorie - und auch bei der Verbindung von Kategorien - Häufungen und Tendenzen. Die meisten Männer haben den Karyotyp 46XY, sind heterosexuell und werden in ihrer jeweiligen Soziokultur als maskulin wahrgenommen. Innerhalb einer dieser Kategorien "aus der Reihe" zu tanzen ändern aber nichts daran, wie sich die jeweils anderen Kategorien definieren. Ein Mann ist nicht weniger Mann, wenn er einen abweichenden Karyotyp hat. Ein Mann ist nicht weniger maskulin, wenn er auf Männer steht. Ein Mann ist nicht weniger Mann oder maskulin, wenn er unfruchtbar ist. Er ist nicht weniger Mann, wenn er feminin ist, wenn er Hausmann ist, etc.