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Daher mal die Frage, ob ein Tabubruch ok ist, wenn das Ergebnis auf jedenfall positiv für den Anderen ist und das Festhalten am Tabu ihm schaden würde?
Nein, ist es nicht. Ist es nicht. Ist es nicht. Ist es einfach nicht.
Wer auch immer behaupten würde, dass das Brechen eines Tabus, bzw. des Metakonsens "gut" ist, weil ja eventuell am Ende doch alles gut wird, dem gehört der Satz "Nein, ist es nicht!" laut entgegen gebrüllt.
Immer wieder und wieder und wieder.
Ein artikuliertes Tabu ist zunächst genau das: Ein Tabu.
Der Bruch eines Tabus ist ein sexueller Übergriff, denn diese Person hat einer Praktik nicht zugestimmt. Sie hat ihr sogar widersprochen und sie abgelehnt.
Natürlich kann es sein, dass jemand etwas als Tabu definiert, weil er oder sie einfach Sorge davor hat oder sich nicht traut. Ja, vielleicht findet diese Person wirklich gefallen daran, würde sie sich darauf einlassen.
Es ist aber an dieser Person die Bereitschaft dazu zu signalisieren.
Es ist nicht an einem anderen Menschen einfach mal ein Tabu zu brechen und mit der Psyche (Unversehrtheit) eines Menschen zu experimentieren, hoffend, dass ihr das eventuell ja doch gefällt.
Wenn es das nicht tut klicken hoffentlich die Handschellen.
Das mag drastisch klingen, aber juriistisch gilt:
Gibt ein Mensch zu einer Praktik kein okay (Tabu ausgesprochen) und ich mache es trotzdem, dann vergewaltige ich gerade.
Da mögen einige jetzt wieder Schnappatmung wegen diesem Wort bekommen. Juristisch ist das aber einfach so. Sagt eine Partnerin, dass sie kein Anal will, ich drücke meinen Schwanz aber trotzdem in den Arsch, weil ich denke, dass sie sich einfach nur nicht traut aber hinterher sicher sagen wird, dass es doch Spaß gemacht hat, dann habe ich sie gerade vergewaltigt. Punkt. Das ist ein nicht einvernehmlicher sexueller Übergriff und der ist strafbar. Da gibt es nichts zu romantisieren.
Und trotzdem würde ich meine Frau auch mit einer Wasserphobie vom brennenden Steg schubsen, sie in der Wüste zwingen Urin zu trinken, bevor sie verdurstet, oder ihr Blut spenden, selbst wenn sie Fremdblut ablehnen würde.
Alles Tabubrüche, die aber aus der Not heraus entstehen.
Natürlich ist das so auf sexuelle Tabus nicht anwendbar. Hier gibt es keine Notlage, die bewältigt werden muss. Trotzdem ist das eine Perspektive die das Wort Tabubruch aus dem assoziiertem negativen Blickfeld herausnimmt.
Tabubrüche: Vergewaltigung, Zwang, emotionale Erpressung, Übergriffigkeit ...
Ja stimmt, kann es sein, ist in diesem Zusammenhang auch entsprechend der Entrüstung hier verwerflich.
Tabubrüche können aber auch positiv sein, entweder dem Ergebnis nach, oder durch den beschrittenen Weg zum Tabubruch - Überzeugung
Homosexualität war bei uns lange Zeit ein Tabu, in vielen Ländern ist es das noch.
Durch Tabubrüche wurde unsere Gesellschaft gezwungen sich damit auseinanderzusetzen.
Durch diesen Zwang ist die Gesellschaft überzeugt worden, Homosexualität zu entabuisieren.
Ein toller Tabubruch!
Das eigene ich ist die kleinste Form von Gesellschaft. Dort stellt jeder für sich seine eigenen Regeln auf, seine eigene Tabus. Höchst individuell und selbstbestimmt.
Selbstbestimmt? Ist das immer so?
Nein, denn wenn ich schon davon ausgehe, das sich die arme devote Frau durch umgarnen oder durch emotionale Erpressung dazu bewegen lässt zu ihrem Schaden Tabus aufzugeben, gehe ich ja nicht immer von selbstbestimmten Persönlichkeiten aus.
Wenn mir bewusst ist, dass nicht nur rein selbstbestimmte Persönlichkeiten Tabus haben, muss ich mir eingestehen, dass viele Tabus fremdbestimmt sind, den Personen aufgezwungen wurden, durch Erlebnisse, Erziehung, Umfeld.
Ich muss also grundsätzlich erstmal unterscheiden zwischen den Tabus, ob man es "nur" respektiert oder ob man es auch akzeptiert.
Wenn ich mit einem Menschen keinerlei Verbindung habe, kann ich bei dem Menschen jedes Tabu akzeptieren, sofern es sich nicht negativ auf mein Leben auswirkt (z.B. Entstehung eines gesellschaftlichen Tabus. Veganer haben die Neigung Fleischkonsum zu tabuisieren und nennen Fleischesser Tiermörder und Leichenfresser)
Je enger ich mit dem Menschen bin, desto mehr betreffen Tabus auch mein Leben. Dann muss man einen weg finden, diese Tabus zusammen zu bekommen. Das kann, wie hier vorgeschlagen der kleinste gemeinsame Nenner sein, was für einen schnellen Quickie durchaus ausreichend sein kann.
In einer Partnerschaft, in denen aber beide Partner ihre ganz eigenen Tabuebenen haben, führt der kleinste gemeinsame Nenner dazu, dass einer oder auch beide nicht mehr selbstbestimmt leben können, denn die Tabus des anderen, bestimmen über das Leben des Anderen.
Ich bin der festen Überzeugung, dass solche Partnerschaften in den meisten Fällen irgendwann auseinanderbrechen, wenn die Tabus sehr unterschiedlich ausgeprägt sind.
Daher empfinde ich es als unabdingbar, dass man sich auch über Tabus unterhalten muss.
Klar, in einem Beitrag wie vom TE kann schnell der Eindruck entstehen, dass Tabus weder respektiert noch akzeptiert werden. Da entsteht schnell der Eindruck, dass Tabus gleich im Getümmel missachtet werden. Dem wurde aber vom TE widersprochen, sollte man dann einfach auch mal glauben und man muss seinen Beitrag auch gar nicht so negativ lesen, wenn man es objektiv tut.
Ich respektiere Tabus.
Mir ist bewusst, dass niemand Tabus einfach aus Lust und Laune hat, nur um andere zu ärgern.
Tabus entstehen immer aus irgendwelchen Bedürfnissen.
Häufig wirken diese Bedürfnisse auf andere sehr prüde, verklemmt oder kleinlich.
Das kann abwerten, kann aber auch ein Zeichen sein, eventuell mal über meine Einstellung dazu nachzudenken (der erste Schubs).
Und wer ehrlich zu sich ist, wird irgendetwas auch prüde und verklemmt halten (natürlich nicht sich selbst
)
Tabus können nur von der Person, die sie innehat gebrochen werden ...
Nein, das können viele Menschen eben nicht aus sich heraus. Der Weg zu Veränderung ist hart und viele machen sich von sich aus noch nicht mal auf den Weg.
In einer Partnerschaft kann ich nicht unverändert weiterleben, wie bisher. Die Partnerschaft selbst ist ja schon Veränderung.
Wenn ich aber schon das Tabu habe über ein Tabu zu sprechen, wird es schwierig für Veränderung und für die Partnerschaft.
Das einfache unbegründete Nein mag für die schnelle Nummer ausreichen und ist tatsächlich zu akzeptieren. Und einem ONS muss ich bestimmt nicht begründen, warum ich etwas nicht machen wollte ...
Aber bei einem festen Partner würde ich das evtl kleinlich und verklemmt halten.
Tabubruch wird hier immer mit der Dampfhammermethode gleichgesetzt.
Mir hat mal jemand einen Rat gegeben, zu südeuropäischen Geschäftspartnern.
Wenn du eine Idee umgesetzt haben möchtest, sorge dafür, dass dem Anderen die Idee kommt.
Viele mit einem suboptimalen BMI haben den Clubbesuch als Tabu, da sie sich für ihren Körper schämen.
Wäre es dann nicht gut ein besseres Körpergefühl anszuschubsen, damit das Tabu gebrochen werden kann. Nicht Dampfhammer, sondern langsames klöppeln.
Ich betrachte Tabus und Tabubruch deutlich differenzierter.