Hm … Wenn ich mir das so ansehe, kommen mir zwei Dinge in den Kopf:
1. Ich finde es überraschend, dass der Partner darauf beharrt, heterosexuell zu sein. Das ist er nämlich definitiv nicht, wenn er – und sei es auch noch so geringfügig – auf Männer steht, bzw. auf Sex mit ihnen. Damit wäre er bi. Bisexualität umfasst eine sehr große Spannweite und bedeutet nicht automatisch, dass man auf beide Geschlechter gleichermaßen steht. Ich bin ebenfalls bisexuell, aber mein Hang zu Frauen ist so geringfügig, dass ich immer dazu sage: mehr hetero.
Die Lüge fängt also imho schon da an. Er belügt sich selbst und damit auch automatisch sein Umfeld, um genau zu sein: seine eigene Partnerin.
Der Selbstbetrug ist also keine gute Basis für eine funktionierende Beziehung. Was man ja nun auch deutlich sehen kann. Er belügt sich weiter, verdrängt und verbucht es unter "ist ja nicht schlimm, weil es ein Kerl war".
2. Am Ende geht es aber als der betrogene Part nicht darum, warum, wieso, weshalb, sondern darum, was es mit mir selbst macht. Die Gründe, wie es zu dieser Geschichte kam, sind absolut nachrangig. Ich, als Betrogene, muss mir jetzt die Frage(n) stellen: Kann ich das? Will ich das? Wie will ich damit umgehen? Was macht es mit mir?
Betrogen zu werden, bedeutet immer einen Vertrauensbruch. Einige Paare können daran wachsen, andere hingegen scheitern. Nicht jeder kann oder will einen solchen Riss in der Partnerschaft kitten. Und das ist auch vollkommen legitim. Ich muss nicht jede Kröte schlucken.
Betrogen zu werden, geht auch immer mit einem Rückschlag für das eigene Selbstbewusstsein einher. Die Frage nach dem Warum führt i. d. R. immer auch zu der Frage: Welche Schuld trage ich?
Kurz gesagt: Nein! Du hast keine Schuld. Ja, es mag sein, dass ihr eine Durststrecke hattet. Dass aufgrund Stress/Kinder/scheiß Sternenkonstellation die Beziehungsebene bei euch zu kurz kam. Aber die Entscheidung, dich zu hintergehen, hat dein Mann getroffen. Und sein zuvor erwähnter Selbstbetrug hat dazu geführt, dass er es nicht mal als solches erkennen kann und der "Sache" entsprechend wenig Bedeutung beimisst. Erheblich weniger Bedeutung, als du es tust.
Es gilt also für die TE jetzt gar nicht mal, sich zu fragen, wie andere eine solche Situation empfänden, sondern darum: Was will ich jetzt?
Also deswegen mal ein paar Fragen zum Selbstbeantworten:
Bin ich gewillt, diesen Konflikt (unterschiedliche Bedeutungsschwere, Vertrauensbruch etc.)mit meinem Partner zu bewältigen?
Bin ich psychisch/emotional überhaupt in der Lage, diesen Konflikt zu lösen?
Will ich das?
Kann und will ich mit der Erinnerung an diesen Moment diese Beziehung aufrecht erhalten?
Ich denke, im ersten Moment brauchst du, liebe
@****da, erstmal die Zeit, in dich zu gehen und diese Fragen für dich zu klären. Erst danach kannst du eine Strategie entwickeln, in welche Richtung euer Schiff steuert.
Ich wünsche dir wirklich starke Nerven und alles Gute dabei