„@********iebe Naja, generell bleibt es auch heutzutage wichtig, dass Menschen ein Coming-Out machen, und ihre alternative sexuelle oder Geschlechts-Identität sichtbar machen. Man sieht doch in vielen Internet-Kommentaren (auch hier im Joy), wie verbreitet Homophobie noch ist. Und eine Forderung oder Argumentation homophober Menschen ist ja oft "Warum müsst ihr uns eure Sexualität aufdrücken? Macht doch was ihr wollt privat, aber belästigt nicht die normalen Menschen damit." Und so etwas ist sehr gefährlich. Denn zB ein Küssen zum Abschied, die Angabe, XY ist mein Partner, usw. ist zwar etwas privates, aber eben auch etwas, was man öffentlich machen möchte oder was öffentlich abgefragt wird. Sodass eben Homosexuelle ohne Coming-Out zum Verheimlichen und Verstecken gezwungen sind. Insofern bleibt es wichtig, dass Homosexuelle zeigen, dass es sie gibt und dass sie genauso ganz normale Sachen machen können. Und das gleiche gilt für Bisexuelle, und man könnte sogar sagen - weil es ja viel mehr Bisexuelle als Homosexuelle gibt - es ist sogar sinnvoll, wenn Bisexuellle ein Coming Out machen, weil es der Gesellschaft zeigt, dass es nicht nur um eine kleine Randgruppe geht.
Gleichwohl bleibt auch die Entscheidung, ob man ein Coming-Out macht, Privatsache, und ich bin nicht der Meinung von Rosa von Praunheim, dass man den gesellschaftlichen Wandel durch Outings (also durch andere erzeugt) verschnellern soll (Rosa von Praunheim hat in einer RTL-Sendung Hape Kerkeling und Alfred Biolek geoutet, die bis dahin eben kein Coming Out gemacht haben). Dehalb denke ich: Auch wenn es gut für unsere Gesellschaft wäre, wenn auch alle Bisexuellen ein Coming Out haben würden, haben Menschen, die nur gelegentlich ihre Bisexualität ausleben, aber die Freiheit und den "Luxus", sich zu überlegen, ob sie das machen wollen, weil der Verzicht aufs Coming Out bei diesen Leuten oft keine großartige Einschränkung ist.
Das wollte ich gerne noch beantworten, bevor ich mich hier vertschüsse:
2 Punkte meinerseits, die vielleicht etwas verdeutlichen, worum es mir geht.
1. Ist ein Outing etwas Formelles oder Alltägliches? Man kann es auf beide Arten machen. Aber es braucht vielleicht nicht immer eine große Bühne und Ansage durchs Mikro, wenn auch ein einfacher Kuss oder ein Händchenhalten genügt.
2. Geht es beim Outing um die Lebenseinstellung oder die sexuelle Vorliebe? Ersteres kann und soll man durchaus outen, Letzteres nur solchen Leuten gegenüber, die das auch wissen wollen. Wozu ich natürlich besondere Vertrauenspersonen zähle.
Vielleicht bin ich da alleine, aber "bisexuell" ist jetzt nicht wirklich etwas, das man outen müsste, um die Welt zu verbessern. Das geht bei Homosexualität, bei TS, von mir aus auch bei BDSM (wenn man es wirklich lebt und nicht spielt - soll nicht wertend gemeint sein, nur beschreibend). Bi sein - nö, eher nicht.