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Genau hier würde ich nicht unterschätzen, wie schnell Herzen brechen können.
Herzen können brechen, so kann man das poetisch ausdrücken. Ich habe den analytischen Weg gewählt, mit ähnlichem Ergebnis. Nach dem wohl üblichen Zyklus aus schierer Verzweiflung, „ich halte es nicht mehr aus“, unbändiger Wut, „ich schmeiße ihn raus, egal was für Folgen das hat“, viel Selbstmitleid „ich werde niiiieeee wieder glücklich sein, wein seufz schluchz, und ER ist schuld!!!“ und wüsten Rachephantasien (nein, hier nichts konkretes, aber Nemesis könnte meine Schwester sein) übernahm immer öfter wieder mein erwachsenes Selbst. Ich stürzte mich ins Lernen, die Zeit war günstig, ich hatte mir kurz zuvor den vorzeitigen Ruhestand geschenkt, machte Seminare, investierte in Coachings, tat alles mögliche um in meinem neuen Leben anzukommen. Ich entschied mich, ihn nicht zu verlassen, sondern mit mir selbst unabhängiger zu werden, egal in welchem Personenstand. Alleinsein üben … Können Singles kaum verstehen, aber ich war in meinem ganzen Leben eigentlich nie mehr als ein paar Wochen allein, da ist das echt schwer so schnell umzuschalten plötzlich nicht mehr im Wir-Raum sich zu bewegen, sondern sich selbst als eigene Person wieder zu entdecken. Doch, es geht. Ist aber nichts wünschenswertes, langsamer wäre besser.
Mein „gebrochenes Herz“ ist, dass ich die vorher nie in Frage gestellte Loyalität von meiner Seite aufgekündigt habe, so wie ich das von seiner Seite erlebt und habe und verarbeiten musste. Dass ich meinen Weg gehe, ihn informiere, ehrlich und schonungslos, aber dass er nicht erwarten kann, dass ich wegen seiner Befindlichkeiten etwas anders mache oder auf etwas verzichte. Wenn ein neuer Herzensmensch in mein Leben tritt, dann wird das kommuniziert, und fertig. Was er dann damit macht, ist seine Aufgabe. In das Monokorsett gehe ich nicht mehr zurück.
Um die Arglosigkeit und das Vertrauen, die sich über die Jahrzehnte entwickelt haben, und die jetzt verloren sind, trauere ich. Aber sie kommen nicht zurück, nicht zu ihm und so schnell auch nicht zu einem anderen Menschen, der in mein Leben tritt. Manchmal muss man ziemlich alt werden, bis man erwachsen wird.
„I count my blessings, and there are many of them“ Die Sache ist noch frisch genug, dass ich mich an die Dramen und den Schmerz erinnere. Aber sie ist inzwischen auch weit genug weg, dass ich darüber ohne ins Drama zu fallen schreiben kann. Vor einem Jahr war mir das noch nicht möglich. Und das Leben geht weiter, mit sehr viel mehr Ups als Downs.
With joy
Jinja.