Mal ein anderer Gedanke. So wie ich euren Kontext verstehe, habt ihr noch nicht lange die Konstellation, dass es Sex auch mit anderen gibt, mit Partnertausch, etc. Über die Beweggründe und darüber wie und von wem aus die Beziehung geöffnet wurde, hab ich ebenfalls keine Kenntnis.
Es mag so sein, dass man diesen Öffnungsprozess bewusst und intellektuell vollzieht, womöglich ausdrücklich auch als einvernehmliches Kommitment, also nicht dem Partner zuliebe oder gar aus einer mehr oder weniger Zwanghaftigkeit oder Erpressung heraus. Ich geh davon aus, dass ihr es beide wollt, sowohl dass jeder Sex mit anderen will, also auch dass ihr es dem Partner uneingeschränkt gönnt, dass er/sie Sex mit anderen hat.
Der Punkt ist, das mag alles intellektuell völlig in Ordnung sein, gewollt, bewusst, genussvoll, gegönnt. Nur haben wir Prägungen, die tief in uns verwurzelt sind, die uns, wenigstens teilweise, nicht bewusst sind. Da mag der Verstand sagen, dass es völlig in Ordnung geht, in deinem Fall Sex mit anderen Frauen zu haben. Das nützt nur nicht viel, wenn dir deine inneren Werte ins Ohr flüstern, dass das doch eigentlich verboten ist, dass es Betrug an der eigenen Frau sei, dass sie es eigentlich nicht billigen würde, dass Du ihr wehtun würdest, dass Sex ohne Liebe nicht in Ordnung sein, … Unter diesen Umständen kann es dann eben schon so sein, dass der Körper den Werten folgt und die Kooperation verweigert, und eben nicht dem Verstand, der meint, alles sei okay.
Aus dem Dilemma kommst Du raus, in dem Du mit deiner Frau redest, Transparenz schaffst hinsichtlich der Gefühlslage. Es mag sich banal anhören, aber offen auszusprechen, dass es völlig okay ist, dass der Partner mit anderen Sex hat, das mag da schon helfen, wenn es dir deine Frau quasi offiziell „erlaubt“. Dieses sich gegenseitige Bestätigen, das überschreibt dir diese Prägungen, und aus einem konventionellen „das macht man doch nicht“ (das uns seit frühester Kindheit eingetrichterte und als Definition unserer Kultur vorgelebt und eingefordert wurde) kann ein neues „wir geben uns die Freiheit dazu“ werden.
Dinge zu tun, die uns richtig erscheinen, die gut und „erlaubt“ sind, fällt uns deutlich leichter, als Dinge, die uns falsch erscheinen.