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Neigung nicht ausleben/offene Beziehung

******und Frau
4.541 Beiträge
Zitat von *******991:
Ich frage mich aus eigenem persönlichen Interesse: Kann man wohl auch irgendwie zufrieden/glücklich sein, wenn man seine Bedürfnisse unterdrückt bzw nicht auslebt?

Daher nun meine Problematik.
Ich traue mich nicht genau diesen Punkt anzusprechen.
...
Und "lohnt" sich das alles, weil ich selbst ja erstmal noch mit meinem inneren klar kommen muss und Chaos in mir herrscht und noch gar nicht so ganz genau weiß, was ich alles so will und ersehne . Aber eben auch nicht erfahren kann, wenn ich es nicht lebe und kennen lerne. Ich habe so einen inneren Druck und Verlangen. Es zerreißt mich in manchen Momenten fast.
...
Wie sind eure Erfahrungen und Meinungen? Habt ihr für euch Wege gefunden eure Neigung irgendwie zu kompensieren oder in einer Art und Weise für euch allein auszuleben ?
Eigentlich gibt es für mich nur die 2 Optionen Beziehung öffnen oder ich unterdrücke es, wenn er nicht pari damit ist. Aber ob man bzw ich dann so damit leben oder glücklich sein kann?
Meine Meinung:
Nein, echte Neigungen kann man nicht dauerhaft unterdrücken ohne zu leiden.
Ich könnte nicht mehr ohen BDSM leben, würde unzufrieden, unausgeglichen und unausstehlich für meine Umgebung werden.

Offene Beziehung käme für mich als monoamorem Menschen nicht in Frage. Das könnte ich nicht, weil mir da die Verbindung zum Partner dann fehlt. Es gibt jedoch viele Paare, die BDSM mit externen Spielpartnern leben, weil entweder einer kein Interesse an BDSM hat oder beide nicht miteinander kompatibel in Bezug auf ihre Neigungen sind.

Dennoch finde ich es extrem wichtig, mit dem Partner zu reden. Kommunikation ist das A&O. Und dann versuchen eine Lösung zu finden, die für beide paßt. Wenn ich mit meinem Partner nicht offen und ehrlich reden kann, mit wem dann?

Unterdrücken ist jedenfalls keine dauerhaft gangbare Variante, ohne daß man daran zerbricht, wenn es eine echte Neigung ist.
****78 Mann
83 Beiträge
Ich kann meiner Vorrednerin nur zustimmen. Es bringt überhaupt nichts auf Dauer seine Neigungen zu unterdrücken. Versuche mit deinem Mann über deine Neigungen zu sprechen. Vielleicht findet Ihr ja gemeinsam einen Weg damit umzugehen.
Und falls er nichts davon wissen will, kannst du ja immer noch überlegen wie du damit umgehen willst.
**du Mann
1.100 Beiträge
Hallo Bambi

Nun, ich habe mir Dein Profil angeschaut. Da sind doch einige BDSM-typische Vorlieben unter "Unbedingt" oder "Steh ich drauf" aufgeführt. Zu Bondage äusserst Du Dich ausführlich. Du bezeichnest Dich selbst als eher masochistisch. Da glaube ich mind. z.T. nicht an unklare Vorlieben oder an Fantasie nur im Kopf. Was m.E. eher sein kann ist, dass weitere Vorlieben noch nicht "greifbar" sind.

Ich habe Dir keine Lösung, wie Du Dich denn ausleben solltest. Mit dem Partner dürfte es nicht möglich sein, für Dich passend BDSM weiter zu erleben, gerade (aber nicht nur) angesichts Deiner masochistischen Ader. Allenfalls ist es eine beidseitig geöffnete Beziehung, wobei Du da ein Bedenken aus Deiner Sicht äusserst. Eine einseitig geöffnete Beziehung ist für Dich aktuell kein Thema. BDSM ist für Dich zwingend verbunden mit Sex, und dafür müsste konkret eine offene Beziehung vorliegen (siehe dazu oben).
Du kannst in Dich hineinhorchen, als wie gross und wichtig Du die Gefahr Deiner Eifersucht siehst.

Bitte sehe mir nach, dass ich nicht auf Deine konkreten Fragen eingegangen bin.

Lg Pidu
*******991 Frau
19 Beiträge
Themenersteller 
Oh vielen Dank für so viele und vorallem ausführliche Antworten und so viele verschiedene Sichtweisen und Gedankengänge ... *herz2* Am liebsten würde ich gerade jedem einzelnen von euch antworten und hier in Zitat setzen... Das ist so viel Input, den ich mir jetzt erstmal zu Herzen nehmen und drüber nachdenken muss. Es ist wirklich so schwierig...
*****lia Frau
35 Beiträge
Ich wünsche dir viel Kraft und nimm dir alle Zeit die du brauchst.
*****a_S Mann
8.139 Beiträge
JOY-Angels 
Vor dieser Problematik bzw. Entscheidung stehen viele BDSMer*innen irgendwann einmal, also einen Partner zu haben, der nicht darauf steht bzw. nicht auf passende Sachen steht, und daher zu überlegen, ob man seine Neigung für die Beziehung unterdrücken sollte oder auf eine Veränderung drängen, also zB Beziehungsöffnung oder Trennung.
Wichtig ist vielleicht noch die Aussage, dass es meist wenig nützt, zu hoffen, dass der Partner irgendwann doch noch Spaß daran findet. Also, wenn es nur um einzelne Praktiken geht, die man quasi als Vorspiel hin und wieder mal einbindet, dazu bekommt man auch Partner, die die Neigung nicht haben, aber einem gern den Gefallen tun. Aber wenn man sich grundlegend eine BDSM-orientierte Sexualität wünscht oder vielleicht sogar ein bdsmiges Machtgefälle in der Beziehung, dann klappt das nicht - aus eigener Erfahrung und dem, was ich von anderen BDSMer*innen gehört habe.
Und dementsprechend: Es gibt BDSMer*innen, die können verzichten und unterdrücken, und andere, die leiden unter Verzicht und Unterdrückung. Das ist individuell und liegt an der Stärke der Neigung und auch an den Kompensationsmöglichkeiten. Und somit können wir von außen nicht sagen, ob das bei dir geht, sondern das musst du selbst erfühlen, und ich denke, dass man das kann:
Wenn man also merkt, dass man immer wieder mit Leid daran denkt und immer mehr versucht, sich Befriedigung über Lesen im Internet, Pornos, Chats usw. zu holen, diese Befriedigung aber natürlich nicht voll wirkt, sodass sich Dosis und Leiden steigern, dann ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass man seine Neigung nicht unterdrücken kann bzw. sollte.
*********r_01 Paar
304 Beiträge
Wir sind seit 35 Jahren ein Paar (seit wir 17 Jahre alt sind)
Wir hatten in unserer Beziehung alle erdenklichen Höhen und Tiefen, inkl. unserem Normalo -Sexleben - an einem Punkt hatten wir ca. 3 Jahre überhaupt keinen Sex mehr.
Trotzdem haben wir die Integrität der Beziehung immer über alles andere gestellt und niemals geöffnet - es gibt wichtigeres im Leben als Sex und der Schuss einer offenen Beziehung kann sehr schnell nach hinten losgehen und potentiell mehr Zerstören als man gewinnt.

Ich hatte lange Zeit unerfüllte Sehnsüchte und Wünsche, und ja, das trägt man als Sehnsucht mit sich, mal stärker, mal weniger.
Ebenso meine Frau, wobei sie diese nie klar artikuliert hat.

Seit ein paar Jahren hat alles komplett gedreht.
Der Ausschlag war spielerisch, meine Frau kam als Fantasy Fan mal mit dem Vorschlag, dass wir unsere eigene Religion definieren sollten.
Ich fand die Idee witzig, habe dies aber als Steilvorlage „ausgenutzt“ und nebst vielen anderen Sachen / Themen ein Gebot definiert, dass die Erfüllung sämtlicher körperlicher Wünsche und Neigungen gegenseitig als Pflicht vorschreibt und das kompromisslose gegenseitige Dienen diesbezüglich. Ebenso, dass die Ablehnung eines Wunsches nur möglich ist, wenn unmittelbar ein Kompromiss- oder Alternativvorschlag von der ablehnenden Seite unterbreitet wird.
Zusätzlich, dass täglich eine rituelle Messe stattzufinden hat, wo dies zelebriert wird.

Sie hat dann das ganze Pamphlet gelesen, nur gelächelt und unterschrieben.
Zwei Stunden später haben wir unsere erste „Messe“ abgehalten und seither nie mehr zurückgeschaut.

Gewachsen sind wir gemeinsam als Switcher - als „Meister“ und „Herrin“ - immer auf Augenhöhe. Wir praktizieren heute Sachen, die noch vor 3 oder 4 Jahren absolut undenkbar und unaussprechbar gewesen wäre.

Das Ganze beflügelt und befriedigt auch mental, zu wissen dass man sich absolut ohne Tabus komplett fallen lassen kann.

Zusätzlich haben wir uns als Partner und Menschen komplett neu kennengelernt - nach 35 gemeinsamen Jahren keine Selbstverständlichkeit.

Für uns war der Initialzünder wie erwähnt spielerisch, aber wir fühlen uns in der Zwischenzeit tief verpflichtet, gegenseitig zu dienen.

Den klassischen GV davon abzugrenzen ist bei uns absolut kein Problem, oft sogar erwünscht, da wir aus anderen Spielarten in der Zwischenzeit mehr Lust und auch viel tiefere Befriedigung erfahren als aus der klassischen Penetration.
*******987 Frau
9.060 Beiträge
Was mir noch einfällt:
"Neigung", das kann so vieles sein. Manches muss man extra "herbeiführen" um es zu erleben, anderes "passiert" einfach, weil man einfach existiert und so handelt, wie man eben ist.

Um mal ein Beispiel aus meiner Erfahrung zu geben: Ich bin in jeder Beziehung dienstbar. Ich lasse in jeder Partnerbeziehung das Gegenüber mehr entscheiden. Ja, das kann man auch im Bdsm nutzen/sehen, aber selbst mit einem Partner, der mit Bdsm nichts am Hut hat oder selber devot ist, bin ich so. Einfach, weil ich so handle, dass ich mich wohlfühle. Diesen Teil von mir kann, will und muss ich nicht unterdrücken, egal ob ich oder der Partner es Bdsm nennen, was passiert.
Etwas anderes ist es zum Beispiel mit meinem Masochismus. Da muss man zuerst einen gewissen Rahmen schaffen und eine bestimmte Geisteshaltung und einen passenden seelischen Zustand herbeiführen, damit ich das Erleben von Schmerzen genießen kann.
Und dann gibt es noch viel dazwischen.

Je mehr etwas bei mir herbeigeführt werden muss, desto eher kann ich darauf verzichten, da eben die Bedingungen nicht vorhanden sind. Schwierig wird es, wenn der Partner nicht will, dass ich bin, wie ich bin und mein persönliches Verhalten verändern will. Mein Partner muss nicht unbedingt auf Bdsm stehen, aber wenn Aussagen kommen wie "es nervt mich, immer entscheiden zu müssen" oder "sei doch nicht so ein Ja-Sager" oder mir das Gefühl gegeben wird, meine Art zu sein ist dem anderen lästig, dann passt einfach etwas nicht.
***ly Frau
8 Beiträge
Ich möchte was zum “inneren Chaos” sagen. Hier zu lesen und sich auszutauschen hat mir geholfen, rauszufinden was genau fehlt bzw. ersehnt wird. In solchen Fällen muss man sich vllt einfach ein bisschen mehr Zeit geben um sich selbst besser verstehen zu können. Ich habe viele Wochen gebraucht um mir innerlich klar zu werden aber danach fällt es viel leichter alles andere abschätzen zu können -> wegen der Frage ob es sich “lohnt”.
*******991 Frau
19 Beiträge
Themenersteller 
Hallo ihr lieben,
Ich danke euch allen sehr *knuddel*
@***ly , das stimmt. Der Austausch hier tut mir wirklich gut *g*

Ich möchte noch etwas ergänzen bzw auf etwas aufmerksam machen *g*

Wie es der Zufall so will, findet unter der sexeducation ein Livestream zum Thema "Unterdrückte Sexualität und deren Folgen" am 16.10 statt *g* Ich dachte mir, dass das für den einen oder anderen außer mir vielleicht auch interessant sein könnte.
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