Ich habe in meinem Leben schon Sex gehabt, der wie ein Abenteuerurlaub mit kulturellem Input, schönem Wetter und tollen Stränden war. Wenn eine Partnerin ähnlich genussfähig war wie ich. Entschleunigte Momente inklusive.
Einer meiner tatsächlichen Urlaube, der ein ähnliches Potential wie dieser methaphorische Abenteuerurlaub hatte, war letztlich einer meiner Schlimmsten, weil meine Partnerin nicht fähig war, nur eine Stunde anzuhalten und zu genießen. Momente der Stille holten jedesmal irgendwelche Dämonen der Vergangenheit hervor, die sie nicht aushielt. Im Urlaub und auch sonst.
Wenn Sex seine Spontanität und somit auch seine natürliche Sinnlichkeit und das Animalische verliert, weil er speziellen Zwecken (kurzzeitige Kompensation von was auch immer) dient, dienen muss, fehlt mir die Leichtigkeit, es zu genießen. Für meine Libido das totale KO.
Für mich gäbe Coaching Sinn, wenn es genau diese Funktionalisierung verhindert und den Sex von Aufgaben und Zwängen befreit. Ich bin ein Fan von Urlaubsfeeling beim Sex. Ich hasse es und habe es tatsächlich einige Male erlebt, unmittelbar nach dem Sex (allerdings ausschließlich im BDSM) evaluiert zu werden, als hätte ich einen Workshop oder ein Seminar abgehalten. Im Job lasse ich mir das gefallen, es gehört dazu. Im Bereich des sinnlichen und triebigen Miteinanders definitiv nicht. Sex hat für mich kein Ziel, er ist ein Weg, dessen Ziel anfangs im besten Falle unbestimmt ist.
Immer wenn ich Zwänge in einer Beziehung erlebt habe, die Einfluss auf den Sex nahmen, lagen deren Ursachen weit weg von der Beziehung, die wir hatten. Niemals wurden irgendwelche Kausalitäten kommuniziert, obwohl sie vermutlich bekannt waren. Das Bedienen dieser Zwänge funktionierte niemals wirklich lange und ich war alsbald raus, ersetzt, ausgetauscht. Eine wirlich hässliche Seite von Sex und Beziehung.
Ich bin im BDSM unterwegs und seit vielen Jahren lese ich und höre davon, dass Doms als Heiler und vermeintliche Horizonteerweiterer gesucht werden, die etwas ganzmachen sollen, das nicht ganz ist. Ich finde die Suche danach so falsch, wie ich das Angebot dominanter Protagonisten unredlich finde, derartiges zu bewirken. Ernsthafte Probleme gehören in die Hände von Psychotherapeutinnen und -therapeuten.
Das Ankommen in einer liebevollen Beziehung halte ich für gesundheitsförderlich. Deshalb halte ich es für wichtig, daran zu arbeiten, ganzheitlich mit einem Partner ankommen zu können.