„Antwort der Verfasserin auf die vielen Reaktionen!
Hallo liebe Community.
Hier Kristina Marlen, die Verfasserin des Ursprungspost. Ich möchte mich zunächst entschuldigen, dass ich in den letzten Tagen nicht verfolgt habe, wie sich das Thema hier auf der Seite entwickelt hat. Mein erster Beitrag war wesentlich zu kurz formuliert und wird der Komplexität des Themas nicht gerecht - kein Wunder, dass hier so viele und unterschiedliche Kommentare entstanden sind und ich verstehe auch die teilweise Empörung. Danke aber auch für Eure beherzte Teilnahme an der Diskussion, das Thema scheint zu berühren!
Ich möchte nachholen, was berechtigterweise nachgefragt wurde: Kontext, Erläuterung, Beispiele. Was genau meinte ich?
"Sex als Heilung" - ich würde sagen, ja, dass das möglich ist. Was ist damit gemeint? ich glaube, dass es heilsam ist, wenn wir die eigene sexuelle Energie als Ressource, als Quelle , als Lebensenergie erschließen und für uns verfügbar machen. Häufig ist das nicht der Fall, weil Scham und Schuldgefühle dem im Wege stehen und wir auch wenig Räume haben, dies in einer Art und Weise zu tun, die nicht zu sozialen Verstrickungen führt oder total banal ist. Das Sexuelle, wie ich es meine, hat auch etwas Spirituelles - aber ganz geerdet. Wer Freude an und mit sich selbst empfindet, und wer sich mit anderen verbinden kann und in die Intimität abtauchen kann, ohne Ängste und Vorbehalte, ist beschenkt. Es geht um bedingungsloses, lustvolles Sein. Das Sexuelle verbindet mich radikal mit mir - und ist umgekehrt auch eine Form, sich mit der Welt oder anderen Menschen tief zu verbinden. Auch das ist mit Risiko verbunden, und wer es wagt, erschließt sich ein Stück mehr Lebensglück. Dieses Wagnis, wenn es gelingt, kann auch alte Wunden heilen.
Ja, es gibt nicht umsonst die Lehren des Tantra, Quduschka, Sacred Kink, die Ecosex bewegeung und andere.
Ein zweiter Aspekt , den ich meine, ist dass ich in meiner Arbeit regelmäßig mit der Heilung sexueller Wunden zu tun habe. Ich arbeite unter anderem auch mit Menschen, die sexuelle Traumata haben, insbesondere Frauen. Durch behutsame, ressourcenorientierte Körperarbeit kann das klein gewordene "Toleranzfenster" wieder geöffnet werden. Stück für Stück trauen sich Menschen wieder mehr zu, beginnen zu vertrauen. Berührung, auch sexuelle Berührung kann dann mehr als viele Stunden Gesprächstherapie - es geht darum, sich den verwundeten oder tauben Bereich wieder anzueignen. Dies geschieht, wenn meine Haltung als Berührende komplett im Dienste der berührten Person ist, mit unbedingtem Respekt für ihre Grenzen und Selbstbestimmung.
Als Sexarbeiterin kenne ich beides. Sex als "Bloßes Genuss" (und das kann durchaus heilsam sein, vor allem wenn sich Menschen dies lang nicht erlaubt haben und aufstehen gegen ihre Dämonen aus Schuld und Scham) und eine traumasensible, schrittweise Heilarbeit.
Wer mehr erfahren will, ich spreche auch zB in diesem Podcast darüber:
Kristina Marlen bei "Geliebte auf Zeit" Lena und Louisa
https://www.marlen.me/sexarbeit-ist-heilarbeit-kristina-marlen-im-gespraech-mit-zwei-kolleginnen/
https://open.spotify.com/episode/6LV8uT6ZG3AZSvVd9UTxlM?si=DXiQfZ5AQOe2BKg5ZbeL3Q
ich hoffe, ich konnte den Unmut etwas abwenden. Werde mich in Zukunft bedachter in Foren äußern
Finde ich mega unsympathisch und unseriös.