Der Ansicht bin ich für mich persönlich auch.
Ich habe mit Bindungstrauma zu tun, mit Dissoziation. Das heißt ich bin oft gar nicht wirklich da, sondern funktioniere nur. Zwischenmenschlicher Kontakt ist Hochstress für mich.
Der Bereich, in dem ich Lebendigkeit überhaupt erstmals kennengelernt habe, ist der sexuelle Bereich. Da habe ich erstmals ganzheitlich die Erfahrung gemacht, "gewollt" zu sein.
in den letzten Jahren haben bestimmte Erfahrungen im sexuellen Kontext (jenseits des klassischen Penis-in-Vagina-Heterosex) viel weiter gebracht, als jahrelange klassische Gesprächstherapien das vermochten.
Ich glaube, das war die Unmittelbarkeit, in der ich mich selbst im Kontakt mit mir und einem Gegenüber spüren konnte. Das "mich nackt (und damit verletzlich) machen" und mich damit gewollt fühlen. Das Auslösen von Hochgefühlen bei einem lieben Menschen, was mein Bedürfnis auf total tiefgehende und überzeugende Weise befriedigt hat, einem anderen Menschen Gutes zu tun.
Irgendwie so. (Klingt vielleicht alles etwas gestelzt, aber so kommt es mir jetzt gerade in den Sinn.)
Andererseits habe ich mich beim Suchen nach solchen Erfahrungen auch schon selbst überfordert und getriggert. Da braucht es eine gute Introspektionsfähigkeit, eine Spürfähigkeit für die eigenen Grenzen - und ausdrücken können muss man die auch erstmal... Gerade im BDSM-Bereich ist das super wichtig. Gute Kommunikation ist da super wichtig, glaube ich. Und dass man gut prüft, welche Menschen man nahe an sich heranlässt.
Fazit: Ja, Sex hat für mich Heilungspotenzial, das erfordert aber einen sicheren, achtsamen Rahmen, der erstmal hergestellt sein will. Daran müssen alle Beteiligten arbeiten (wollen).
Super spannendes Thema auf jeden Fall - lieben Dank für den Thread!