Demnach wäre jemand, der am Anfang nicht direkt klein bei gibt, Widerworte gibt, sich erstmal der Souveränität des Gegenübers versichern möchte, bevor er sich dem- oder derjenigen hingibt, dann aber die Führung anerkennt, keine Brat.
Jemand, der aber immer wieder auch im Spiel aus der scheinbaren Folgsamkeit ausbricht, nicht nur einmalig überzeugt werden möchte, sondern immer wieder Reibung sucht, das würde für mich eine Brat ausmachen.
Das ist jetzt aber nur meine ganz persönliche Interpretation.
Die ich aber auch ich als Start ganz überzeugend finde: Diesen ersten Unterscheidungsversuch von "Dominant im Alltag und Submissiv im Bett" finde ich wenig geeignet, weil sie (und das dockt an mein Unbehagen mit den stereotypisierten BDSM-Rollen an anderer Stelle an) zwei Dinge vermischt:
-Auf der einen Seite Neigung, also ein ziemlich klares und eindimensionales Konstrukt. Erregt Dich X, bist Du Y. Die genauen Grenzen und Portionsgrößen sind dann sicher knlifflig, aber die Dimension ist klar.
-Auf der anderen Seite Persönlichkeit, ein weitaus komplzierteres und immer mehrdimensionales Konstrukt.
Weiß jemand von einer validen Zuordnung, also einem Zusammenhang von Persönlichkeiten zu Neigungen? ich wüßte weder aus persönlicher Erfahrung noch Beobachtung noch Theorie einen, aber ich bin auch nicht vom Fach. Wenn es jedenfalls keinen gibt, taugt der Ansatz m.E. zur Einordnung.
Das direkt an der Handlungsweise und der Wiederholung von Widerborstigkeit festzumachen, scheint mir schlauer. Eine Eingrenzung vielleicht noch:
Der Reiz bei Submission ergibt sich ja aus den Grenzen, wenn ich das richtig verstehe. Grenzen der erlaubten Handlungen ("Ich darf WAS nicht??") , eigene Grenzen, an die man gebracht wird ("Ich soll WAS? HIER? Hast Du 'ne Macke?"), dessen, was man aushalten kann ("Ey, ds tut WEH!"), Grenzen der Bewegungsfreiheit. Damit Grenzen aber einen Reiz ausüben, muss man sie spüren. Ich habe noch keine Person mit Fesseln erlebt, die still liegt und nicht kräftig daran zieht. Sich also zwischendurch zu vergewissern, auch immer wieder mal, dass die Grenzen noch da sind, scheint mir daher eher normal. Wenn man sich sehr gut kennt und sehr vertraut ist und die Persönlichkeit dafür, reicht es vielleicht auch, an die Grenzen einfach nur zu glauben, aber in allen anderen Fällen würde ich immer wieder gewissen Widerstand erwarten.
Ergänzter Vorschlag daher:
Brat ist, wer regelmäßig testet, ob die Grenze auch hält, und nicht nur, ob sie da ist.