„ich beschäftige mich aktiv im Kopf immer mit dem Thema ( bin vielleicht ein bisschen „oversexed“). Wenn ich also an einer tollen Location vorbeikomme, denke ich darüber nach, wie man diese zukünftig einbauen könnte. Das gleiche gilt für Spielzeuge, spannende Anregungen in Podcasts, Porn etc.
Bei meiner Herrin und mir ist das ungefähr ausgeglichen. Manchmal bin ich diejenige, die ständig nur an sowas denkt, manchmal sieht sie in jedem tief hängenden Ast und jeder Brennnessel eine Session und manchmal gucken wir uns an und grinsen, weil wir beide das gleiche denken.
Solange uns beiden klar ist, dass ein Gedanke, auch ein ausgesprochener, noch kein Zwang zum Handeln ist, auf keiner Seite, haben wir beide auch kein Problem damit.
Schlimm wäre, wenn einer oder beide erwarten würden, dass das, was man da gerade spinnt, auch passieren muss. Wenn Sub das ständig erwarten würde, wäre sie natürlich auch oft enttäuscht. Wenn Dom das ständig erwarten würde, dann hätte ich als Sub keine Lust mehr, sowas zu erzählen, weil ich das Gefühl hätte, Dom damit zum Handeln zu zwingen.
haltet ihr diesen Teil ebenfalls für „Top-immanent“?
Nein. Überhaupt nicht. Wenn es etwas gibt, was ich absolut nicht für reine Topsache halte, dann dieses unverbindliche austauschen von Kopfkino. Natürlich nur, solange es tatsächlich unverbindlich ist.
Das gleiche wäre aber auch potentiell langfristig problematisch, wenn immer nur der eine Partnermensch Vorschläge für Unternehmungen/Aktivitäten/etc. macht und der andere nur mitläuft, aber keinen drive hat, da auch eigenständig drüber nachzudenken und (im nächsten Schritt) Vorschläge zu machen.
Genau. So sehe ich das auch. Das ist kein BDSM-Problem und auch kein Sexdrive-Problem, sondern ein Problem, das auf allen Ebenen einer Beziehung vorkommen kann. Nur einer macht Pläne für den Urlaub und muss den anderen mitziehen. Nur einer macht Vorschläge zur Renovierung des Hauses und der andere lässt sich mitziehen. Nur einer sagt, was er essen möchte und der andere lässt sich mitziehen. Lebensplanung, Finanzen, Einkaufen, Sexualität, Freizeitgestaltung und so weiter, alles kann von dieser unguten Dynamik betroffen sein.
In Ordnung ist es dann noch, wenn der Mitgezogene wenigstens mit Begeisterung dann dabei ist oder zumindest zeigt, dass es ihm damit gut geht. Dann kann es zwar auch schon ziemlich nervig sein, aber wenn man selber jemand ist, der gerne bestimmt, noch machbar.
Richtig problematisch wird es, wenn der Mitgezogene aber dann hinterher und hintenrum Unzufriedenheit äußert mit den Entscheidungen.
Ganz übertrieben gesagt: wenn man Wochen später von einer anderen Person erfährt "du, dein Mann wäre doch so gerne nach Italien gefahren und nicht nach Norwegen. Warum darf er nicht auch mal bestimmen? Er sagt, du suchst immer aus." Meistens ist es natürlich nicht sooo extrem, aber dann wird genörgelt oder passiv verweigert oder mit genervter Miene mitgelaufen, sodass man weiß, eigentlich will derjenige was anderes, bloß was, das weiß man nicht und wenn man fragt, bekommt man ein "doch, ist doch gut so" zu hören.
Diese Dynamik ist im Übrigen nicht nur auf Partnerschaften bezogen, sondern in allen Arten von Beziehungen zu finden.