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Raven

*******Ness Mann
104 Beiträge
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
*****169 Frau
6.194 Beiträge
Zitat von ****012:
Es klingt wie eine Feier des Lebens: Übermütig. Wild. Ungezähmt. Und voller Magie.

... raunte sie mit leiser doch wortgewaltiger Stimme und schloss das zweite Kapitel ab.
Zeitverzögert drang der Nachhall der letzten Worte in das Bewusstsein der Leser und ...
Zitat von ****012:
Die Stille zersplittert in tausend Scherben
... als donnernder Applaus aufbrandet *zugabe*
Standing ovations *zugabe*, liebe Kea, du Meisterin des Spannungsbogens *hutab*


Zitat von ****012:
Eine Inszenierung aus Reif und Glut.
... Wortgewalt gefesselt in Buchstaben und erbarmungslos auf die Leinwand des Kopfkinos gebrannt *spitze*

*abgedreht* wie ich mich jetzt schon auf Kapitel 3 freue *cheerleading*
Me 2
*********ld63 Frau
8.565 Beiträge
Was für ein grandioses Finale, liebe @****012! *wow*

*zugabe* *bravo*
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****012 Frau
517 Beiträge
Themenersteller 
Ich danke Euch allen: Fürs Mitfiebern, fürs Feedback und für Eure tollen Kommentare! Das alles motiviert mich sehr! *love*
Also, bis demnächst in diesem Theater!
**********pioGJ Mann
788 Beiträge

* lächelt und verneigt sich *
Autoren Dezember 2022
*********ieven Paar
741 Beiträge
Sie längst erschien verloren,
aus Leidenschaft geboren,
Naturmagie war versteckt,
während Liebesakt entdeckt,
raue Schreie erklingen,
und auf nachtschwarzen Schwingen,
Kea und Dougal fliegen,
als Raben sie besiegen,
Grenze zwischen Mensch und Tier,
Danke Kea fürs Pläsier.
Profilbild
****012 Frau
517 Beiträge
Themenersteller 
Preview: Eine neue Episode
So, Ihr Lieben,

es gibt mal wieder etwas Neues aus der Rabenwelt: Die neue Episode ist fast fertig und wird in den nächsten Tagen "schlüpfen".

Neugierig? Dann seid Ihr herzlich eingeladen, am nächsten Dienstag (28.5. ab 20 Uhr) hier vorbeizuschauen:

Wortzauber von Kea Ritter

Die wunderbare @**********light liest die neue Geschichte im Livestream - und ich bin sicher, das wird wieder ein besonderes Erlebnis! Wir freuen uns auf Euch!

Natürlich werde ich die Geschichte anschließend auch wieder hier posten - Häppchen für Häppchen. *g*
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****012 Frau
517 Beiträge
Themenersteller 
Was bisher geschah...
Für alle, die rasch neu einsteigen oder ihre Erinnerung auffrischen wollen, gibt es hier erstmal eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse. Und dann geht's auch gleich los... *zwinker*

Ihre verflixte Neugier hat Julias Leben komplett umgekrempelt. Nach ihrem Umzug in ein malerisches Dorf wollte sie ihre neuen Nachbarn eigentlich nur zu einer Halloween-Party einladen – und war enttäuscht, als diese mit fadenscheinigen Ausreden absagten. Also hat sie sich ihnen in der fraglichen Nacht an die Fersen geheftet – und Beunruhigendes herausgefunden: Offenbar halten sich diese Leute für Gestaltwandler, die in Vollmondnächten zu Tieren werden! Nicht in erotischer Hinsicht, sondern buchstäblich! Und sie haben irgendetwas vor, um diese Macht besser kontrollieren zu können. Eine Wahnvorstellung? Eine harmlose Spinnerei? Oder nichts als ein bisschen Halloween-Folklore?

Bevor sich Julia eine abschließende Meinung gebildet hat, überschlagen sich die Ereignisse: Sie verbringt eine äußerst leidenschaftliche Nacht mit Dougal, dem vermeintlichen Teilzeit-Raben in dieser seltsamen Crew. Die Sinne fahren Achterbahn, der Sex lässt nichts zu wünschen übrig. Und die kleinen Wunden, die ihre wilde Balgerei hinterlässt, ließen sich ganz sicher verschmerzen… Zu ihrem Entsetzen muss sie allerdings feststellen, dass das fließende Blut etwas in ihr verändert hat: Auch sie besitzt jetzt eine zweite Natur mit einem schwarz glänzenden Gefieder!

Es dauert, bis sie diesen Schock verkraftet hat. Doch sie hat keine Wahl, als ihr neues Leben irgendwie in den Griff zu bekommen. Genau wie Dougal. Der muss zu seiner Enttäuschung feststellen, dass er seine Verwandlung zunächst nicht besser kontrollieren kann als zuvor: Bei Vollmond wird er zum Raben, ohne es verhindern zu können. Sonst nicht. Dabei hat er doch alles getan, was die alten Quellen beschreiben: Er hat einen Menschen verführt, Blut ist geflossen, und aus einer normalen Frau ist „Raven“ geworden. Warum reicht das nicht?

Auf allen Seiten herrscht Frustration, bis Julia schließlich eine Idee hat: Was, wenn das entscheidende Quäntchen Macht in der sexuellen Leidenschaft liegt? Wenn man die Energie erotischer Lavaströme nutzen kann, um zum Tier und wieder zum Menschen zu werden? Spontan ergibt sich für die beiden die Gelegenheit, diese gewagte Theorie zu überprüfen: Nach der ungeplanten „Vögelei“ auf einer Waldlichtung bleiben nur zwei unordentliche Kleiderhaufen zurück. Und zwei Raben schwingen sich in die Luft…

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****012 Frau
517 Beiträge
Themenersteller 
Raven - Episode 3
Kapitel 1 / 7: Luftrausch

Luftrausch... Ein besseres Wort für meine Empfindungen fällt mir gerade nicht ein. Die letzten Minuten sind mit nichts zu vergleichen, das ich je erlebt habe. Ich bin natürlich schon öfter geflogen, in Jumbo-Jets und in kleinen Propellermaschinen. Einmal saß ich sogar in einem Ultra-Leichtflugzeug mitten in einem Vogelschwarm. Für Filmaufnahmen hatte die Crew den geflügelten Hauptdarstellern beigebracht, so einem Fluggerät zu folgen. Und ich durfte mit einsteigen und abheben. Ich konnte Gänsen beim Fliegen in die Augen schauen! Doch selbst diese spannende Erfahrung verblasst gerade. Ich habe damals zwar die Welt aus der Vogelperspektive gesehen. Doch ich hatte dabei Metall und Kunststoff unter dem Hintern und einen Motor als Krücke.

Wer so etwas braucht, kann nicht einmal ahnen, wie sich der Luftrausch anfühlt. Wie es ist, wenn man nur die richtigen Muskeln bewegen muss, um sich emportragen und wieder absinken zu lassen. Mir fehlt natürlich die Übung. Beinahe krampfhaft versuche ich, mich auf meine Bewegungen zu konzentrieren. Wie ein Kind, das schwimmen lernt und um alles in der Welt nicht untergehen will. Und doch: Sich aus eigener Kraft in der Luft halten zu können… was für ein Geschenk! Was für eine Macht, wenn man mit Windstößen und Luftwirbeln spielen kann! Ich fühle mich, als habe jemand mein Blut gegen Champagner ausgetauscht. Voller Bläschen, die prickelnd zerplatzen. Und aus jedem einzelnen schießt ein Hauch Übermut in meine Adern.

Ich möchte gleichzeitig lachen und schreien und vielleicht auch ein bisschen heulen. Es ist ein Schauer von Emotionen, der auf mich einprasselt und aus dem ich wohl nicht mit trockenen Federn wieder herauskommen werde. Aber was macht das schon? Ich genieße jeden einzelnen Moment! Und den Anblick der schwarzgefiederten Gestalt an meiner Seite. Dougal.

Ob er ähnlich empfindet? Oder ist das hier Routine für ihn? Er muss ja schließlich schon hunderte Stunden in der Luft verbracht haben. Tausende sogar? Jedenfalls ist er sichtlich in seinem Element. Rasante Sturzflüge hat er ebenso im Repertoire wie schwindelerregende Loopings. Und manchmal dreht er sich sogar im Flug auf den Rücken!
Dann wieder umkreist er mich spielerisch, kommt näher und lässt sich wieder ein Stück zurückfallen – nur um mich im nächsten Moment mit ein paar mühelosen Flügelschlägen zu überholen. Es ist wie ein Tanz in drei Dimensionen. Und ich komme mir vor wie die Ungeschicklichkeit in Person. Ein Huhn neben einem Falken.

Die mangelnde Erfahrung seiner Tanzpartnerin scheint Dougal allerdings nicht im Geringsten zu stören. Wenn er mir wieder mal ganz nahe kommt, sehe ich es in seinen Augen. Darin glitzert die pure Freude. Und eine Art aufgeregtes Staunen über die Wunder der Welt. Fragt mich nicht, wie ich das im schwarzen Blick eines Raben erkennen kann. Ich muss gar nicht darüber nachdenken, ich weiß es einfach. Instinktiv.
Ich wundere mich selbst darüber. Denn die Gesichter von Raben haben für mich bisher immer ziemlich gleich ausgesehen. Unpersönlich und eher ausdruckslos. Aber jetzt stelle ich fest, dass ich keine Ahnung hatte. Neben mir fliegt eine Persönlichkeit, die zweifellos Dougal ist. Nur eben in schimmerndem Schwarz.

Es ist natürlich unmöglich, mit einem Schnabel zu lächeln. Doch das muss er auch nicht. Denn seine momentane Miene ist für mich nicht schwerer zu lesen als sein menschliches Gesicht: Auch Dougal ist im emotionalen Ausnahmezustand. Von Routine keine Spur.

„Davon kannst Du getrost ausgehen!“
Seine spöttische Stimme kommt nicht etwa aus seinem Schnabel. Sondern irgendwo aus den Windungen meines Gehirns. Und das erschreckt mich dermaßen, dass ich unwillkürlich zusammenzucke. Keine gute Idee für eine unsichere Fliegerin wie mich! Von wegen Beherrscherin des Windes: Mein Gleichgewicht ist beim Teufel, und ich fange hektisch an zu flattern. Scheiß auf Eleganz und Souveränität! Hauptsache, mein erster Flug endet nicht mit einem Genickbruch! Ich habe nicht vor, mein Leben heute zu beenden – am besten noch zu Füßen des schwarzgefiederten Ganoven, der mir das Ganze eingebrockt hat. „Die beklagenswerte Tragödie von Dougal und Julia“ – ein Stoff, an dem Shakespeare seine helle Freude gehabt hätte. Aber ohne mich!

An meiner Entschlossenheit liegt es ganz sicher nicht. Doch der Boden der Lichtung nähert sich in bedrohlichem Tempo. Knapp neben mir strecken alte Eichen und Kastanien ihre Äste nach mir aus. Und unter mir kann ich schon fast die einzelnen Grasbüschel erkennen. Verdammt! Ich kriege den Auftrieb nicht unter Kontrolle. Mir fehlt definitiv die Erfahrung. Und ich denke…
„Hör auf zu denken! Spreiz die Flügel! JETZT!“


... Fortsetzung folgt ...

© Kea Ritter, Mai 2024

Me 2
*********ld63 Frau
8.565 Beiträge
Magisch und betörend schön geschrieben, liebe @****012. *wow*

Diesen neuen Teil deiner Geschichte live zu hören, gelesen von der erotischen Stimme von @**********light war gestern das Sahnehäubchen auf dieser spannenden Fortsetzung deiner RAVEN-Geschichte. Einfach nur *wow*!

*bravo* *zugabe*
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****012 Frau
517 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank für dieses zauberhafte Kompliment, liebe @*********ld63! *love4* Und Euch allen für die Motivation zum Weiterschreiben! Diese Raben entwickeln langsam ein Eigenleben...

Ich freue mich sehr, dass auch der dritte Teil der Geschichte so gut ankommt! Dann wollen wir mal sehen, ob sich der drohende Absturz noch abwenden lässt... *smile*

Schönes Wochenende und viel Spaß beim Lesen! *les*
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****012 Frau
517 Beiträge
Themenersteller 
Raven - Episode 3
Kapitel 2: Stumme Stimmen

„Geh aus meinem Kopf, verflucht nochmal!“ Vielleicht bin ich wirklich undankbar. Aber die Vorstellung, dass Dougal meine Gedanken liest und sich in aller Selbstverständlichkeit darin breit macht, irritiert mich doch gewaltig.
Er würdigt mich erstmal keiner Antwort, bleibt nur dicht an meiner Seite und dirigiert mich mit knappen Anweisungen Richtung Boden. Was angesichts der Situation wahrscheinlich eine ziemlich kluge Idee ist.

Erst als ich mehr schlecht als recht und mit zitternden Füßen im Wintergras am Rand der Lichtung lande, mustert er mich mit einer Mischung aus Spott und Sorge: „Alles okay?“
„Ich habe Dir doch gesagt, Du sollst…“
„Ich soll mich aus Deinem Kopf verziehen, schon klar. Aber ist Dir schon mal aufgefallen, was DU gerade machst?“

Der Spott wird lauter. Und ich muss zugeben, er hat nicht ganz Unrecht. Auch aus meinem Schnabel ist kein Laut gedrungen. Kein krächzender, kein menschlicher. Trotzdem habe ich keine Mühe, mich mit Dougal zu verständigen. Auf eine schweigende, aber keineswegs wortlose Weise. Irgendwie scheint das Gespräch nur in unseren Köpfen stattzufinden. Abgesehen davon unterscheidet es sich aber nicht grundsätzlich von unseren sonstigen verbalen Gefechten. Selbst die Klangfarbe seiner Stimme ist die gleiche. Auch wenn seine Sätze meine Trommelfelle nicht berühren. Rätselhaft.

„Was ist das hier?“, erkundige ich mich ratlos.
Malstrun“, gibt er zurück, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt.
Meine Augen schleudern Fragezeichen, und wenn er nicht gleich ein paar sinnvolle Erklärungen liefert, werde ich ihm schlicht und ergreifend in den Hintern treten. So schwierig das in meinem neuen Teilzeit-Körper auch sein mag.
Offenbar ist auch meine Raben-Mimik alles andere als ausdrucklos. Die Botschaft erreicht den Adressaten jedenfalls mühelos. Sein normales Komm-doch-her-wenn-Du-was-willst-Grinsen hat er zwar im Moment nicht im Repertoire. Aber ich bin sicher, es lauert hinter einer dünnen Schicht aus schwarzen Federn.

Die Stimme in meinem Kopf aber ist plötzlich sanft, fast ein wenig kleinlaut. „Es tut mir wirklich leid, dass ich Dich damit erschreckt habe, Julia. Das war blöd von mir. Ich habe einfach nicht daran gedacht, dass Du das bisher nicht kanntest.“ Er zuckt entschuldigend mit den Flügeln. „Malstrun ist für Gestaltwandler sowas wie ihre zweite Muttersprache. Wir lernen Deutsch oder Englisch oder Französisch wie alle anderen Leute. Aber parallel dazu entwickelt sich auch diese spezielle Art der Kommunikation, die nur unter uns funktioniert.“

„Eine Geheimsprache?“, frage ich fasziniert. Die Idee gefällt mir.
„Na ja, nicht direkt. Alle Gestaltwandler beherrschen Malstrun, also ist es nicht besonders geheim.“ Er schüttelt ein wenig selbstgefällig sein Gefieder. „Aber es ist schon praktisch, sich verständigen zu können, wenn der Rest der Menschheit nur Stille hört.“
„Ja, das kann ich mir vorstellen.“ Ich schiele in seine Richtung. Habe ich mir den anzüglichen Unterton in seiner lautlosen Gestaltwandler-Stimme nur eingebildet? Nein, habe ich definitiv nicht! Die Federn in meinem Nacken sträuben sich angenehm wie unter einer leichten Brise.

„Ich war mir gar nicht sicher, ob Du diese Gabe auch hast“, fährt er fort und schickt ein nachtschwarzes Augenzwinkern in meine Richtung. „Schließlich ist Dir Deine zweite Natur ja nicht angeboren. Aber Deine Verwandlung scheint mir erstaunlich gut gelungen zu sein.“

Er reckt den Schnabel in den Winterhimmel, als gehöre ihm nicht nur diese Lichtung, sondern die Welt. Mindestens. Eine typische Rabenpose. Doch fatalerweise erinnert sie mich an eine andere Situation, die so menschlich war wie nur irgendetwas. Es ist ja noch nicht lange her, dass ich hier auf dieser Lichtung seinen Schwanz habe aufragen sehen… in einem ganz ähnlichen Winkel. Ich verbiete mir energisch, den Gedanken auszuformulieren. Wenn ich das nicht tue, kann er ja auch nicht in Malstrun von Hirn zu Hirn reisen. Oder etwa doch? Kann Dougal auch wortlose Gedanken lesen?
„Leider nicht“, tönt es in meinem Schädel. „Dabei wüsste ich zu gern, was Du gerade ausbrütest. Willst Du nicht vielleicht doch eine klitzekleine Andeutung machen? Hm?“

Ich grinse in mich hinein, was trotz Schnabel problemlos möglich ist. Dann nehme ich meine ganze Eloquenz zusammen und formuliere eigens für ihn einen höchst poetischen Gedanken. Ein Wort aus schillernden Seifenblasen, das meine Gedanken und die Situation angemessen zweideutig zusammenfasst: „FUCK!“

„Stets zu Diensten“, erwidert er trocken. „Gleich jetzt und hier?“
Ich besinne mich meiner neuen Fähigkeiten und verpasse ihm einen leichten Schnabelhieb. Was ihn natürlich nicht im Geringsten beeindruckt. Jedenfalls nicht im negativen Sinn. Irgendwie scheint er trotz meiner gedanklichen Hygienemaßnahmen zu ahnen, in welche Stimmung er mich schon wieder versetzt hat. Denn seine Stimme in meinem Kopf klingt reibeisenrau.

„Ich bin jedenfalls richtig froh, dass Du Zugang zu unserer Sprache hast“, raunt er. „Mir fallen da gerade ein paar ziemlich reizvolle Einsatzmöglichkeiten ein.“
Ich schlucke. „Was Du nicht sagst.“

... Fortsetzung folgt ...

© Kea Ritter, Mai 2024
*******Ness Mann
104 Beiträge
Bin sehr gespannt auf die Fortsetzung.
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****012 Frau
517 Beiträge
Themenersteller 
Raven - Episode 3
Kapitel 3: Schnabelgefechte

Er nickt mit aller Ernsthaftigkeit, zu der seine Rabennatur fähig ist. Aber ich sehe den Schalk in seinen Augen funkeln. Und noch etwas anderes. „Ich könnte Dich in aller Öffentlichkeit in ein läufiges Luder verwandeln“, raunt er. „Ich müsste nur die richtigen Worte finden. Aber wenn wir uns erst besser kennen, sollte mir das nicht schwerfallen…“
Damit liegt er gefährlich nahe an der Wahrheit, fürchte ich. Hoffe ich.

„Niemand würde sie hören außer Dir.“ Er mustert mich mir schräggelegtem Kopf und scheint immer mehr Gefallen an seiner Idee zu finden. „Die Wirkung wäre wie bei einem dieser ferngesteuerten Vibratoren, weiß Du? Nur mit Worten! Stell Dir vor, wir wären im Theater. In einem Restaurant. Oder beim Einkaufen. Ich könnte völlig unbeteiligt tun. Meine Hände in Unschuld waschen, während ich mit Dir spiele. Ich würde die Intensität immer höher schrauben und dann wieder nachlassen. Unberechenbar für Dich. Und dabei genüsslich beobachten, wie Du Dich windest.“

Meine Güte! Wenn er das eines Tages in die Tat umsetzt, habe ich wirklich ein Problem.
„Oh ja, dann hast Du ein echtes Problem…“
Verdammtes Malstrun! Ich muss besser aufpassen, was ich in meinem Kopf so formuliere…

„Ich könnte sehen, wie sich Dein Blick verschleiert. Wie Du um Beherrschung kämpfst…“ Seine Stimme wird noch ein paar Nuancen dunkler. Satz für Satz steigt sie eine Stufe weiter hinunter ins Kellergeschoss. Und zieht mich hinter sich her.
„Du weißt, dass Du diesen Kampf verlieren wirst, oder? Was würdest Du tun, um dieses beinahe schmerzhafte Ziehen in Deinen Nippeln zu lindern? Dieses Gefühl, sie an etwas reiben zu müssen?“
Mein Atem geht schneller.
„Wie weit würdest Du gehen, wenn die Gier stärker wird als die Vernunft? Wenn Dich das Brennen zwischen Deinen Beinen in einen Rausch treibt, der…“

„Oh, Krrraschnosk! Habt Ihr kein Nest? Das ist ja nicht auszuhalten!“
Schlagartig erwache ich aus meiner erotischen Trance. Ich habe keine Ahnung, was der krächzende Laut bedeutet, den ich gerade gehört habe. Sonderlich freundlich klingt er jedenfalls nicht. Eher wie etwas, das „Verdammte Scheiße!“ heißen könnte. Aber was mich deutlich mehr beunruhigt: Er kam ganz sicher nicht von Dougal. Da ist noch eine weitere Stimme in meinem Kopf. Rau, ein wenig heiser und mit einem speziellen Akzent, der nach Gewitterregen klingt.

Hektisch schaue ich mich um. Tatsächlich brauche ich nicht lange, um den Urheber des mehr als indiskreten Einbruchs in unser erotisches Kopfkino zu entdecken: Ein stattlicher Rabe hockt über uns im Geäst und starrt auf uns hinunter. Mit einem ziemlich missmutigen Blick, wie mir scheint. Bevor ich mich zu einer Reaktion aufraffen kann, landet auch noch ein halbes Dutzend seiner Artgenossen in der Krone der alten Eiche. Dougals Kumpane haben den Schauplatz des Geschehens also doch nicht verlassen. Wir waren nur zu beschäftigt mit uns selbst, um sie zu bemerken. Was haben sie gesehen? Und was davon verstanden? Mit Malstrun scheinen sie jedenfalls keine Mühe zu haben.

„Warum sollten wir? Hältst Du uns für beschränkt? Die meisten von uns haben die Sprache der Gestaltwandler schon als Küken gelernt. Von dem Kerl da.“ Der Anführer weist mit einer Kopfbewegung auf Dougal. „Irgendwie will der sich immer mit uns unterhalten. Hören, was wir denken. Erfahren, was wir wissen. Auch wenn ihn das natürlich einen feuchten Katzendreck angeht!“

Der Angesprochene wirkt amüsiert, aber auch ein wenig genervt. „Ich merke gerade, dass das mit dem Sprachtraining ein Fehler war“, gibt er zurück. „Gerade in diesem Moment interessiert mich null, was du denkst, Zastro. Und das gilt übrigens für Euch alle. Merkt Ihr nicht, dass Ihr stört? Gibt es nicht irgendwo ein bisschen Aas zu fleddern oder so?"
„Du glaubst doch nicht, dass wir uns solche Neuigkeiten entgehen lassen würden? Eine frisch gebackene Gestaltwandlerin in unserer Mitte! Das soll uns nicht interessieren?“ Zastro mustert mich prüfend von oben bis unten. „Wobei ich ja ein bisschen enttäuscht bin. Nicht mal richtig fliegen kann sie! Ungeschickt wie ein Raflygg.“

Wenn Ihr Euch je gefragt habt, ob Tiere lachen können: Können sie! Sogar mit einem ziemlich hämischen Unterton.

„Was ist ein Raflygg?“, werfe ich Dougal zu. „Wenn man mich beleidigt, wüsste ich zumindest gern, womit.“
„Ein junger Rabe, der noch nicht fliegen kann“, erklärt der Experte bereitwillig. „Es ist eigentlich keine Beleidigung. Für solche Zwecke hat dieses Volk ein ziemlich buntes Repertoire an echten Schimpfwörtern zur Verfügung, glaub mir.“

„Ist das so.“ Ich halte Zastros Blick und weigere mich, ihm nachzugeben. Soweit kommt das noch, dass ein Rabe mich niederstarrt! Irgendwie habe ich den Eindruck, als stünde ich vor einer Prüfungskommission. So unvorbereitet, dass ich nicht mal ahne, um welche Fragen es hier gehen könnte. Frechheit scheint mir in diesem Fall die einzig mögliche Strategie zu sein.

„Dann also vielen Dank für das Kompliment!“, säusele ich in Richtung meines schwarz gefiederten Jurors. „Der Tag ist gerettet! Es ist eine ganze Weile her, dass jemand mein jugendlich-blühendes Aussehen kommentiert hat. Gestaltwandeln scheint so eine Art Jungbrunnen zu sein. Vielleicht solltest Du es auch mal damit probieren: Sehe ich da ein paar graue Federn an Deinen Schläfen?“

... Fortsetzung folgt ...


© Kea Ritter, Mai 2024

Me 2
*********ld63 Frau
8.565 Beiträge
Zitat von ****012:
„Ist das so.“ Ich halte Zastros Blick und weigere mich, ihm nachzugeben. Soweit kommt das noch, dass ein Rabe mich niederstarrt! Irgendwie habe ich den Eindruck, als stünde ich vor einer Prüfungskommission. So unvorbereitet, dass ich nicht mal ahne, um welche Fragen es hier gehen könnte. Frechheit scheint mir in diesem Fall die einzig mögliche Strategie zu sein.

Köstlich, diese Szene, liebe @****012, Die neugeborene Gestaltwandlerin ist schlagfertig! *spitze* *lol*
Profilbild
****012 Frau
517 Beiträge
Themenersteller 
Danke, @*********ld63! Man kann sich ja nicht von so einem schwarzen Federvieh die Butter vom Brot nehmen lassen, oder?! *pueh*
*********cht76 Mann
927 Beiträge
Ich bin ja gespannt, wann Julia ihr erstes Ei legt *lol*
Profilbild
****012 Frau
517 Beiträge
Themenersteller 
*lol* Es gibt Verhütungsmittel für Tauben. Warum also nicht für Raben?
*********gel65 Frau
229 Beiträge
Das ist dann die sogenannte Ravenpill *lol*
Profilbild
****012 Frau
517 Beiträge
Themenersteller 
*lol* Diese Verwandlung hat tatsächlich noch mehr Konsequenzen, als man erstmal denkt! Ich glaube nicht, dass Julia schon klar ist, dass sie demnächst zum Tierarzt muss…
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****012 Frau
517 Beiträge
Themenersteller 
Raven - Episode 3
Kapitel 4: There and back again

„Das sind die Zeichen meiner Ehrwürdigkeit und unendlichen Weisheit, die ich mit Stolz trage!“ Diesmal scheint er mich nicht aus-, sondern anzulachen. Ich habe offenbar den richtigen Ton getroffen. „Ich bin bereit, Deine Huldigung entgegenzunehmen, Raflygg!“

Dougal verdreht die Augen. „Ich glaube, für den Moment hast Du Deinen legendären Charme hinreichend unter Beweis gestellt, Zastro“, sagt er kopfschüttelnd. „Lass uns heimfliegen, Julia. Ich habe für heute genug von der Bande.“
„Zu Dir oder zu mir?“ Gibt es eigentlich eine klischeebeladenere Frage?

„Bei ihm sieht es aus wie im Saustall“, wirft einer der jüngeren Raben hilfreich ein. „Überall leere Pizzakartons und Bierdosen…“
„Ach, halt den Schnabel, Unstad!“
Plötzlich wirkt Dougal tatsächlich ein bisschen dünnhäutig. Ob an der Beschreibung etwas dran ist? Hat er sich gehen lassen, sein Haus vernachlässigt? Cleo hat mir ja erzählt, dass es ihm nicht gut ging nach meiner Verwandlung. Sie hat sich Sorgen um ihn gemacht. Und meine Nachbarin mit der Luchs-Natur neigt eigentlich nicht zu melodramatischen Übertreibungen. Hat das schlechte Gewissen ihn tatsächlich ein Stück aus der Bahn geworfen? Ich gebe mir Mühe, keinen dieser Gedanken auch nur andeutungsweise in Malstrun zu übersetzen.

„Na gut, dann los!“, bestimme ich stattdessen. „Mein Haus hat stabile Backsteinwände und Fensterläden, an denen sich gefiederte Spione die Schnäbel stumpf hacken dürften. Und es gibt eine Tür, die man abschließen kann.“
Nach ein paar Hüpfern lege ich einen einigermaßen annehmbaren Start hin.
„Ihr habt es gehört“, ruft Dougal seinen gefiederten Kumpanen zu, bevor er sich mühelos in die Luft schwingt. „See you later, Ihr Galgenvögel!“

Schweigend legen wir das kurze Stück bis zu meinem Haus zurück. Es ist keine unangenehme Stille. Doch die Leichtigkeit unserer ersten Flugminuten ist noch nicht wieder zurück. Zu viel spukt durch unsere Köpfe. Fragen. Rätsel. Ängste. Und noch mehr Fragen.

Ich betrachte die Kollektion der Unklarheiten eine Weile und ziehe dann eine der angenehmeren aus dem Hut: „Würdest Du das wirklich machen?“
Er weiß genau, was ich meine. Den verbalen Vibrator für meine Gedanken.
„Was glaubst Du wohl?“ Seine Antwort hängt in tausend schwarzglänzenden Facetten zwischen uns in der Luft. „Ist der Papst katholisch?“

Auch wenn ich mich einer derart öffentlichen Provokation im Moment nicht gewachsen fühle, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Eines Tages…
„Lass uns dieses Spiel mal im Auge behalten“, spiegelt er meine Empfindungen. „Im Moment ist mir auch nach ein bisschen mehr Privatsphäre. Wir müssen ja auch ausprobieren, wie es mit unserer Rückverwandlung klappt. Und dabei hätte ich ungern Zuschauer.“

Gutes Argument. Auch wenn wir erstmal vor einem näherliegenden Problem stehen. Unser Aufbruch von der Lichtung war zugegebenermaßen etwas überstürzt. Und erst jetzt fällt mir auf, dass ich dabei nicht alles bedacht habe. Unsere Klamotten zum Beispiel, die wir bei unserer Verwandlung so mühelos abgeschüttelt haben, liegen dort noch immer in zwei unordentlichen Haufen im Gras. Inklusive des Hausschlüssels in meiner Hosentasche.

„Warum schließt Du denn auch ab?“ Dougal wirkt nun doch leicht genervt.
„Darf ich Dich daran erinnern, dass gewisse Leute neulich unvermutet in meinem Schlafzimmer standen?“, gebe ich zurück. „Danach habe ich das für eine gute Idee gehalten.“
„Na gut. Wie auch immer. Dann kriechen wir also durch die Katzenklappe?“ Sein Sportsgeist ist offenbar erwacht.
„Sorry, aber da gibt’s keine. Allerdings… Ja, das könnte gehen: Am Giebel oben ist so eine kreuzförmige Öffnung im Gemäuer. Da könnten wir vielleicht durchpassen.“
„Na also! Wenn man fliegen kann, sollte das ja kein Problem sein.“

Tatsächlich erweist sich das Unterfangen als weniger schwierig, als ich es mir vorgestellt habe. Die Flügel und Krallenfüße gehorchen mir inzwischen schon deutlich besser als vorhin. Und so dauert es nicht lange, bis ich neben Dougal auf einem Balken sitze. Der große Dachboden dieses Hauses mit seinem alten, aber stabilen Gebälk hat mich schon immer fasziniert. Aber von hier oben wirkt der Raum nochmal ganz anders. Wie der Schauplatz einer alten Geschichte, über deren Ausgang das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

„Was nun?“, frage ich etwas unsicher. Gut, es ist meine Idee gewesen, die Lavaströme anzuzapfen. Die Macht der Ekstase zu nutzen, um unsere tierische Seite zu wecken. Offenbar haben wir tatsächlich eine Möglichkeit gefunden, unsere Verwandlung gezielt herbeizuführen. Wir haben uns sozusagen in ein Federkleid gevögelt. Ganz ohne Vollmond. Die Frage ist nur: Wie kommen wir wieder zurück?

„Tja“, macht Dougal. „Ich weiß auch nicht recht. Müssen wir jedes Mal Sex haben, wenn wir uns verwandeln wollen?“
„Klingt nicht sehr erotisch, oder? Mehr so nach Pflichtprogramm.“
„Och…“ Er schweigt vielsagend, und ich muss zugeben: Jetzt gerade bin ein einem neuen Versuch alles andere als abgeneigt. Und wenn wir erst mehr Erfahrung haben, können wir ja vielleicht auch gedanklich auf die Lavaströme zugreifen. Nicht nur in flagranti. Tatsächlich wäre ich diesen Schnabel jetzt wirklich gerne wieder los. Mir fehlt die Möglichkeit, sinnlich zu lächeln. Mit Lippen, die vor Erwartung schon ein wenig anschwellen…

... Fortsetzung folgt ...


© Kea Ritter, Mai 2024
Me 2
*********ld63 Frau
8.565 Beiträge
Zitat von ****012:
Er schweigt vielsagend, und ich muss zugeben: Jetzt gerade bin ein einem neuen Versuch alles andere als abgeneigt. Und wenn wir erst mehr Erfahrung haben, können wir ja vielleicht auch gedanklich auf die Lavaströme zugreifen. Nicht nur in flagranti. Tatsächlich wäre ich diesen Schnabel jetzt wirklich gerne wieder los. Mir fehlt die Möglichkeit, sinnlich zu lächeln. Mit Lippen, die vor Erwartung schon ein wenig anschwellen…

Von solchen Möglichkeiten kann frau als Normalsterbliche nur träumen... *liebguck*

Du machst es wirklich spannend, liebe @****012! *roseschenk* *bravo*
Profilbild
****012 Frau
517 Beiträge
Themenersteller 
Raven - Episode 3
Kapitel 5: Schwanzrütteln

Ich bin nicht sicher, ob ich mit dem Malstrun wieder unvorsichtig gewesen bin. Oder ob Dougal einfach denselben Impuls hat. Jedenfalls greift er meine Gedanken umgehend auf.
„Bei Raben funktioniert das Spiel ein bisschen anders“, erklärt er leise. Mit schwarz funkelnden Augen, in denen der Schalk hockt. Und das Begehren. „Du müsstest streng genommen vom Nest hüpfen, was bei mir das Imponiergehabe auslösen würde.“
„Das dann wie aussieht?“
„Ich lasse die Flügel hängen und rüttele mit dem Schwanz.“
„Ach?!“
„Mit den SchwanzFEDERN“, korrigiert er, um zoologische Korrektheit bemüht. „Was anderes habe ich ja im Moment nicht zur Verfügung.“
„Und dann?“
„Wenn Du gebührend beeindruckt bist, hockst Du Dich hin, ich springe Dir auf den Rücken. Und dann pressen wir für zwei oder drei Sekunden unsere Kloaken aufeinander. Fertig.“

Hmpf. Ich weiß zwar, dass das anatomisch und biologisch eine durchaus zutreffende Beschreibung ist. Aber irgendwie… so ein Menschenkörper hat doch eindeutig seine Vorzüge!
„Kein Rein und Raus?“ erkundige ich mich vorsichtshalber.
„Nope!“ Er schüttelt den Kopf. „Jetzt guck nicht so! Wo bleibt Deine Abenteuerlust? Du solltest neuen Sexpraktiken gegenüber wirklich etwas offener sein!“

Ich spüre sein Grinsen in meinem Kopf. Aber so allmählich sehne ich mich doch nach seinem menschlichen Gesicht. Also gut. Hinhocken… meinetwegen. Auch wenn ich doch stark bezweifle, dass wir auf diese Weise auch nur einen Funken erotische Energie zaubern können. Geschweige denn genug, um das Federkleid abzuschütteln. Aber was weiß ich schon.

„Wehe, Du lachst!“, warne ich ihn. Probeweise mache ich ein paar Hüpfer auf ihn zu.
„Ich denke nicht daran!“ Tatsächlich tut er sein Bestes, eine möglichst glaubwürdige Imitation eines sexuell interessierten Rabenmännchens abzuliefern – hängende Flügel inklusive.

Leider bin ich es jetzt, die mit dem aufsteigenden Gelächter zu kämpfen hat. Nicht hilfreich! Ich starre auf seine zuckenden Schwanzfedern und versuche, mich zu konzentrieren. Das ist doch alles Blödsinn, oder? Gestaltwandlerin hin oder her: Ich werde niemals empfinden können wie ein Vogel. Schon gar nicht in erotischer Hinsicht. Und ich glaube, das ist auch wirklich besser so.

Wobei… Gerade bilde ich mir ein, dass sich da ganz tief in meinem Inneren etwas rührt. Eine schwarze Präsenz, für die ich noch keinen Namen habe. Außer… „Raven“ vielleicht? Ich bekomme sie nicht recht zu fassen und versuche, nicht weiter darüber nachzudenken. Mehr instinktiv zu handeln. Meine Rationalität geht in die Knie. Ebenso wie mein Körper.

Schon höre ich das Flattern von Flügeln, spüre Dougals Krallen auf meinem Rücken: Eine Art kratzendes Zupacken, verbunden mit einem leichten Schmerz, der sich überraschenderweise gar nicht unangenehm anfühlt. Ein leichter Schwindel erfasst mich. Ich schließe kurz die Augen und sehe seltsame, silberglänzende Linien hinter meinen Lidern. Sie erinnern mich an alte Schriftzeichen. Vielleicht haben sie vor Jahrmillionen einen Sinn ergeben, als der Mensch selbst noch halb Tier war? Buchstabieren sie eine fremde Form von Lust, die längst vergessen ist?

„Halt still, verdammt!“ Offenbar habe ich eine unbedachte Bewegung gemacht, die Dougal auf meinem Rücken aus dem Gleichgewicht zu bringen droht. Ich tue mein Bestes, scheitere aber kläglich. Eher unbeholfen taumeln wir gemeinsam über den Dachbalken, keine Spur von tierischer Eleganz. Eher Slapstick im Federkleid. Zastro käme für Wochen nicht mehr aus dem Lachen heraus, wenn er uns jetzt sehen könnte! Und trotzdem… Ist da nicht doch irgendwo ein Funke, den wir mit etwas mehr Geschick entzünden könnten? Eine verborgene Hitze, die den Lavastrom wieder zum Fließen bringen könnte? Ich halte das zumindest nicht mehr für ganz ausgeschlossen.

Ich spüre Dougals Schnabel im Nacken. Hart. Zweifelsfrei. Selbstbewusst. Er packt dort ein paar meiner Federn und lässt sie nicht mehr los. Ich könnte schwören, dass es ihm nicht darum geht, sich festzuhalten. Stattdessen hält er MICH fest. In einer Geste der Dominanz, die so alt ist wie die Säugetiere. Und die Vögel.

Oh ja, das Begehren ist noch da. Ich will ihn mit jeder Faser, die dazu eine Meinung äußern kann. Auch wenn mir mein eigener Körper so fremd ist wie nie zuvor – von seinem ganz zu schweigen: Es ändert nichts an meiner Gier nach ihm. Nicht das Geringste! Wie kann ich ihm das klarmachen? Ich weiß nicht, ob Malstrun die richtige Sprache dafür ist. Hat es überhaupt ein Vokabular für menschliche Geilheit?

Dougal bringt es offenbar nicht übers Herz, mich über diese wichtige Frage im Unklaren zu lassen. „ARSCHFICKSCHWANZ!!!“, tönt es unmissverständlich durch meinen Kopf. Der trockene Tonfall, mit dem er mir dieses Paradebeispiel erotischer Poesie serviert, ist mein Untergang. Ich verschlucke mich fast an meinem Lachen und schlage heftig mit den Flügeln, um einen Sturz aus dem Gebälk noch abzuwenden. Vergeblich. In einem Gewirbel aus schwarzen Federn taumeln wir gemeinsam in die Tiefe. Und landen ineinander verschlungen auf dem gebretterten Holzboden. Etwas derangiert, doch unverletzt. Vor allem aber in menschlicher Gestalt.

... Fortsetzung folgt ...

© Kea Ritter, Mai 2024

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Das ist eine biologisch absolut korrekte Beschreibung! *lol*
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