Können Gefühle im Internet stattfinden?

Tiefe Gefühle haben es sicher schwer, durch reinen Schriftverkehr zu entstehen. Dass einem jemand sympathisch ist man sich vielleicht sogar hingezogen fühlt, finde ich schon möglich. Das wächst ja auch mit der Zeit. Wenn man sich viel austauscht. Irgendwann auch telefoniert und beschließt sich auch persönlich kennen zu lernen. Wird der Eindruck oft gefestigt. Die große Liebe kann ich mir allerdings nicht ohne persönlichen Kontakt vorstellen.

Zunächst "verliebt" man sich ja in das Bild, das man sich vom Gegenüber aufgrund von Worten, Bildern, evtl. Telefonaten macht. Ob das bei realem Kennenlernen standhält, weiß man nicht.

Ich kann mir keine "großen Gefühle" rein übers Internet vorstellen, weil leider sehr viele Menschen online ein völlig anderes Bild von sich abgeben.

Also bei mir entstehen erst gar keine Gefühle nur allein durch Schreiben oder Bilder. Das einzige was entstehen kann ist Interesse und Neugier. Manchmal auch sexuelle Lust, wenn es dirty talk ist. Aber das sind dann auch nur meine Fantasien die durch diese Person angeregt werden.

Was mir allerdings schon einmal passiert ist, dass ich mich durch einen Livestream den ich mir ansah, mich tatsächlich etwas verknallt habe.
Da hörst du halt die Stimme und siehst wie sich die Person bewegt, wie sie lächelt.
Du kannst in Interaktion treten.

Ich glaube wenn man ein Bild hat plus die Stimme dazu hört, können eher Gefühle entstehen. Allerdings bin ich auch ein Stimmenfetischist. Ich habe schon Dates gecancelt, weil die Stimme nicht schön war.

Meine Gefühle können zwar im Internet entstehen. Aber real stattfinden tun sie nur in mir selbst.

Und sie können auch von einer Sekunde zur anderen wieder zerplatzen, wenn das Objekt der Begierde dann mal vor einem steht und die Chemie gaaanz anders ist, als man sich das so schön ausgedacht hat, und in echt auf einmal gar nicht mehr passt.

Und man darf den Geruch nicht unterschätzen.
Das ist sehr ausschlaggebend . Da kann ein Mensch noch so toll sein, wenn der Geruch nicht passt kann man es vergessen.
Das findet auch unterbewusst durch die Pheromone statt.

Ich finde auch, das man während dem Schreiben mit seinem gegenüber Gefühle entsteht. Man merkt doch dann an der Schreibweise schon, ob man sein Gegenüber interessant und sympathisch findet.
Danach entscheidet man sich, ob man einen intensiveren Kontakt haben möchte oder nicht

Na klar ...
wenn mal wieder so ein Voll-Honk mich zur Weißglut bringt ...
Würde ich die Emotionen nur zu gerne in die Realität übertragen und dort direkt auf die Nase.
Von daher ... Emotionen und folglich Gefühle ... können sehr wohl im Internet entstehen.
In wirklich vielen Bereichen ... natürlich nicht vergleichbar mit den tiefen Gefühlen die entstehen, wenn es um das reale Miteinander geht.
Aber ja ... es geht.

Al

@*****_68

Stimmt ! Ich hatte automatisch nur an das Gefühl von Verliebtheit gedacht.
Aber tatsächlich entsteht oft auch Wut, Unverständnis oder Genervtheit.
Allerdings liegt es ja an dem Inhalt was Jemand geschrieben hat. Ob diese Gefühle die bei mir ausgelöst werden, dann so personenbezogen sind weiß ich nicht.
Wenn ich mir die Nachrichten anschaue, entstehen auch Gefühle, aber die haben nichts mit dem Nachrichtensprecher zu tun.

Ich glaube aber bei diesem Thread geht es doch eher um " romantische" Gefühle.
Vielleicht kann die TE es nochmal genauer sagen um was es ihr geht.

@*******in78

Von diesem Gesichtspunkt her, würde ich sagen, dass Nachrichten, Berichte oder sonstiger schriftlicher Austausch im Internet auf alle Fälle Gefühle auslösen kann.
Sonst könnte es ja auch kein Cyber-Mobbing geben, aufgrund dessen sich Menschen sogar was antun.

Wenn ich z.B. mal einen öffentlichen Kommentar bei Facebook abgebe und es erfolgt daraufhin ein shitstorm, dann löst das natürlich Gefühle bei mir aus.
Oder auch Sachen die ich lustig finde oder schön und spannend.
Das löst alles Gefühle aus.

Aber genauso löst es ja auch Gefühle aus, wenn man Bücher liest.
Selbst Bilder die man in einer Galerie oder Museum betrachtet lösen Gefühle aus.

Das ist also kein reines Internet Phänomen.

Gefühle entstehen und finden statt in meinem Gehirn.
Die Hirnforschung ist sich noch nicht sicher, wo genau, aber es sind nach aktuellem Kenntnisstand mehrere Regionen beteiligt.
Sicher ist man sich auch, dass Gefühle nicht in Füßen, Fingern, Bars, Kellern, Milchflaschen oder im Internet entstehen.

Aber woher auch immer sie kommen: Sie sind echt.

Manche verlieben sich in Tiere, Puppen, Schauspieler, Schriftsteller (und damit Text) und warum soll man sich im Internet nicht echten Gefühlen gegenübersehen? Und seien es Gefühle wie Resignation, Ablehnung, Hass, Wut oder eben auch Liebe.

Die Tatsache, dass Dritte über die Gefühle von anderen Menschen "werten", hat ja mit der Echtheit der Gefühle nichts zu tun. Und im Werten und Abwerten sind wir ja meist recht flott.

Ich sehe da echt üüüüüüberhaupt gar kein Problem oder eine Hürde.

Wir fühlen immer. Und wenn wir nichts mehr fühlen, fühlen wir das, weil wir dann ja immer noch kein Gehirn haben. Wichtig: Kein Gehirn ist was anderes als hirnlos. Letzteres geht problemlos auch mit Gehirn.

Also von mir ein klares, eindeutiges "JA" und es wird verdammt schwer, mich vom Gegenteil zu überzeugen.

Ob das nun aber "sinnstiftend" ist oder "erfüllend", aber auch da würde ich mal ein vorsichtigeres "Ja" meinen, weil das um Auge des Fühlenden liegt.

Versuch mal einem 12-jährigen zu erklären, dass die Liebe seines Lebens in der Schulbank hinter ihm nur eine kindische Entwicklungsphantasie ist. Das sieht der ganz Anders und das mit Recht, weil es sein Leben ausmacht in seiner Welt.

Moin, ich habe ja in einem anderem Beitrag die Gegenposition eingenommen und damit @*******in78 zur Gründung dieser Diskussion angeregt. Meine Position war, dass das Netz eine Fata Morgana ist. Wenn dort Menschen aufeinander treffen, die sich in der Realität nicht kennen, dann löst das keine echten Gefühle zueinander aus - wobei das Thema Ärger und Internettrolle nicht mein Thema war - , sondern es ging ums Dating und positive Emotionen gegenüber Menschen, die man gar nicht kennt und wo man im Netz nur eine Projektionsfläche sieht in die man seine eigenen Wünsche hineininterpretieren kann. Klar, kann man daraus schließen, ob es interessant ist, sich mit einem Menschen real zu befassen und dann tatsächlich eine emotionale Ebene zu finden. Aber wenn man Pech hat, ist es dann eben doch nicht der nette eloquente Kerl mit der großen Empathie, sondern im Extremfall einfach nur der Frauenmörder von nebenan - und alles andere war ein Spiegelbild der eigenen Sehnsüchte und Hoffnungen. Und die bessere Wahl wäre vielleicht doch der Kerl gewesen, den man aussortiert hat, weil ein Nebensatz nicht so gepasst hat, wie man es sich vorgestellt hätte. Real wäre er vielleicht der Hauptgewinn gewesen.

Anders verhält es sich, wenn man sich bereits kennt. Dann kann man über das Netz natürlich die Gefühle zueinander, die bereits da sind, weiter pflegen und genießen. Ähnlich wie beim Telefonieren oder ganz früher durch das Briefe schreiben.

Ich bleibe dabei, dass Du Dich auch verlieben kannst, ohne den Anderen je gesehen zu haben.
Das mag nicht jeder Mensch können, aber es ging auch nicht um "jeden".

@****Do

Was das mit der Verliebtheit angeht, gebe ich dir absolut recht.
Wenn sich ein Mensch nur anhand von Bildern und Schriftverkehr verliebt, ist er noch lange nicht in die reale Person verliebt.
Die vermeintlichen Luebesgefühle können sich dann bei einem realen Treffen sofort in Luft auflösen.
Also war man nur in die Vorstellung der Person verliebt.

Klar entstehen bei mir Gefühle auch online. Mal bin ich genervt, mal kann ich lachen.. Medien egal welcher Art triggern auch Gefühle.
Mich verlieben... das ist mit auch schon passiert. Gottseidank war der Realitätscheck noch mal besser als die Onlinekommunikation.

Stimmt, aber passiert uns das nicht auch gerne mal nach Wochen, Monaten oder Jahren, wenn Blickwinkel sich ändern und man Menschen "besser" kennen lernt?

Das ist eine Frage des "Erkennens", ohne jetzt zu sehr in die Tiefe zu gehen.

Ja na klar.

Wie z.B.: iiiiih was ist das denn?

@**********60326

Dann wären wir wieder beim Thema was Verliebtheit bedeutet.
Das würde sich aber vom eigentlichen Thema zu weit entfernen.

Ich persönlich kann Jemanden vom Bild her super anziehend finden und im schriftlichen Austausch auch interessant, aber als Verliebtheit würde ich es noch nicht bezeichnen.

"Können Gefühle im Internet stattfinden?"

Aber hallo!
Von Zuneigung bis Wut ist alles dabei.

(Ob Verständnislosigkeit ein Gefühl ist, weiß ich nicht abschließend).

Können Gefühle im Internet stattfinden -oder gar entstehen?
Durchaus ja, gleich welcher Art! Denn (in der Regel, so sollte es sein) sitzen immer mindestens 2 Menschen hinter den Tastaturen die sich etwas mitteilen, die auf der anderen Seite etwas bewirken.

Es ist nur schade, wenn eine Seite lediglich eine Rolle einnimmt...

Wenn es um Verliebtheit geht, würde ich sagen, dass man eher projiziert. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, ohne denjenigen je gesehen zu haben, mich zu verlieben.

Was andere Gefühle angeht. Hmmm, klingt jetzt vielleicht hart, aber fremde Menschen im Internet regen mich nicht auf oder sonstwas. Solange ich keinen persönlichen Bezug zu jemanden habe, ist mir dieser Mensch gleichgültig.

Aber spannendes Thema und bin auf andere Sichtweisen sehr gespannt.