Was tut ihr, um alte Beziehungsverletzungen zu überwinden?
In einem anderen Thread wird gerade gefragt, warum man (noch?) Single ist. Manche antworten dort, dass sie mit dem Zustand ganz zufrieden sind, andere sind es weniger, und auch über mögliche Ursachen wird recht konstruktiv diskutiert.In mir ist beim Mitlesen eine andere Frage aufgetaucht. Denn zumindest ich bin mit dem Single-Leben eigentlich gar nicht so glücklich. Sicher, es ist besser als eine ungesunde Beziehung, aber in mir ist nach wie vor dieses Bild eines guten, respektvollen Miteinanders, in dem ausreichend Raum für eigene Bedürfnisse ist und man trotzdem achtsam und respektvoll miteinander verbunden ist und sich auch sexuell viel zu sagen hat.
Aber mir ist es jetzt schon einige Male passiert, dass ich Männern begegnet bin, mit denen so etwas nach meiner Einschätzung durchaus möglich gewesen wäre - aber statt mich daran zu erfreuen, bin ich zurückgeschreckt und habe Angst bekommen. Angst, dass ich selbst dazu nicht in der Lage bin, dass ich mich selbst (ein weiteres Mal) zu sehr verleugne und aufgebe, um "der Liebe wert" zu sein, Angst davor, dann nicht mehr entspannt Freunde und Freundinnen treffen und verreisen zu dürfen ...
Lauter Dinge, die man in einer guten Beziehung eigentlich darf.
Mein Ideal war und ist eigentlich immer, einem neuen Menschen unvoreingenommen gegenüberzutreten. Ein künftiger Partner ist nicht verantwortlich für die Verletzungen aus meiner Vergangenheit. Er verdient, dass ich ihm offen und unvoreingenommen gegenübertrete, bereit für das Gute, was er mir geben will. Es ist nicht seine Aufgabe, die alten Verletzungen zu heilen und zu beweisen, dass er es besser macht, es ist nur seine Aufgabe, er selbst zu sein und mir gegenüber so offen zu sein wie ich ihm gegenüber sein möchte.
Aber aktuell bekomme ich das nicht hin. Ich schrecke zurück, wenn Leute mir zu nahe kommen, zumindest, wenn es Menschen sind, die ich nicht schon seit vielen Jahren kenne und von denen ich weiß, dass nach diesen Momenten der Nähe auch wieder ganz viel Distanz und eigener Raum kommt. Und ich vermute inzwischen, dass das weniger das Resultat ausgeprägter Eigenständigkeit ist, sondern mehr das Ergebnis alter Verletzungen.
Deswegen meine Frage an die anderen: Was tut ihr, um solche alten Verletzungen loslassen zu können? Was tut ihr gegen die Angst beim Kennenlernen, dass man euch übermäßig vereinnahmen oder umgekehrt zu sehr auf Distanz halten will, um auf diese Weise Kontrolle über die entstehende Beziehung auszuüben?
Ich möchte in der Hinsicht gern ein wenig freier werden, und auch wieder offener für das Gute, was ein Mann mir geben möchte. Und ich suche noch nach dem Weg dahin.