Ich will verzeihen und kann es nicht
Hallo, ich habe schon oft gedacht, dass ich vielleicht mal hier schreiben muss. Ich erhoffe mir Hilfe.Vor 6 Monaten habe ich erfahren, dass mein Mann mich vor 15 Jahren (nach 8 Jahren ehe, die Kinder im Kindergarten und ein kleines Kleinkind) betrogen hat. Es war eine Gelegenheit für meinen eigentlich treuen und braven und reflektierten Mann. Eine Verkäuferin hat ihn nach ein paar mal einkaufen bei ihr gefragt, ob er noch Lust hätte, mit zu ihr zu gehen.
Hatte er 😰. Und ich finde das so bodenlos. So krass schlimm. Wer macht denn sowas? Unsere Beziehung war aus meiner Sicht wunderbar. Aber wir hatten definitiv viel zu wenig Sex und ich habe es nicht so gemerkt und auch nicht vermisst. Die Kinder haben mich voll gefordert, ich war klassisch eher für sie da und habe meinen Mann sexuell definitiv vernachlässigt. Gesprochen haben wir darüber, da war nichts zu merken, dass die Situation für ihn unerträglich wäre. Wird schon wieder, dachten wir beide.
Die letzten Jahre hatten wir es auch nicht besonders gut. Eltern krank oder Familienstreitigkeiten mit Verwandten, Kinder vom Feinsten in der Pubertät. Alles anstrengend. Wir waren gemeinsam einsam. Konnten nicht gut reden. Im Frühjahr haben wir uns derrappelt und geredet und geredet. Plötzlich war alles einfach. Haben uns gesagt, dass wir miteinander sein wollen. Dass wir uns lieben. Dass wir uns erzählen über uns. Dass wir uns wichtig sind. Sex ist noch viel schöner als in den Anfangszeiten, die aber auch ganz toll waren. Jetzt ist es ein anderes Level. Mit Innigkeit, Kommunikation, Komplimenten, Sprechen darüber, dass er mit mir der reichste Mann der Welt sei. Es könnte schöner nicht sein. Ich fühle genauso. Leider kam bei der Aussprache auch dieser Betrug raus. Und es ist für mich so schwer. Er ist fast auch untröstlich, weiß kaum, warum er das gemacht hat. Bzw., wir haben rausgefunden, dass ihm die Leidenschaft stark gefehlt hat. Mal schnell Sex, kein Planen, kein Aua, kein Vorsicht. Er nimmt alles Schuld auf sich, sagt aber, dass wir das hinter uns lassen müssen. Wir haben doch jetzt den Himmel auf Erden. Und ich solle ihn bitte, bitte als Menschen sehen. Er war ein dummer, geiler Mann, der nicht nachgedacht hat. Aber dass Menschen eben Fehler machen. Er hätte seine Lektion gelernt. Nie wieder sei irgendwas passiert. Es war auch zu schlimm für ihn, damals.
Und ich sehe mich vor 15 Jahren. Ihn sehr liebend. Denkend, dass uns sowas nicht passieren könne. Wegen echter Liebe und so. Diese Sehnsucht nach Leidenschaft und die männliche Libido habe ich ausgeblendet. Fast ein bisschen unmenschlich. Ich will ihm so gerne verzeihen. Er leidet auch, wenn ich traurig bin. Aber er redet immer mit mir. Ich darf ihn nachts wecken, wenn ich weinen muss. Er sagt, das sei selbstverständlich. Ich könnte wieder denken, dass er der feine, gute Mann ist, in den ich mich verliebt habe. Und dann denke ich, er konnte aber auch anders und in den 30 Minuten war ich ihm sch***egal. Es ist schwer. Kann mir jemand Tipps geben? Müsste ich nicht schon weiter sein? Vor allem, da wir jetzt wirklich ein so schönes Leben haben. Wie kann ich loslassen? Wie aus diesem Gedankenkarussel rauskommen, welches wirklich nur in der Zeit vor 15 Jahren spielt. Jetzt ist alles ok. Oder bin ich unterbewusst doch auf Habacht, weil es früher ja auch super lief in meinen Augen. So wie jetzt. Und dann wurde ich ja traumatisiert. Ich hätte sowas nie gedacht. Wirklich nie. Ich hätte ihm sowas nie zugetraut.
Dazusagen muss ich vielleicht noch, dass ich vor 15 Jahren den Verdacht hatte, er mir aber sagte, dass da nichts gewesen sei und ich das natürlich geglaubt habe, weil mir die Vorstellung, dass er das gemacht haben könnte, völlig absurd vorkam.
Was würde ein Psychologe , Therapeut mit mir machen?