Für mich ist das im Grunde und ganz simpel eine Geschichte der Kommunikation ... eine Frage, wie mensch miteinander spricht ... also so, wie mensch im "normalen" Leben auch macht.
Bloß, weil die Motivation am Ende "eventuell, vielleicht" gemeinsamen Sex im Blick hat, sollte der Einstieg in die Kommunikation am Anfang dieses Thema ganz bewusst erst einmal ausklammern. Und das gilt für mich auch, wenn ich in einem Club bin.
Da sind anfangs die Blicke. M (Mann) findet F (Frau) interessant oder F findet M interessant. Dann versucht die interessierte Person einen kurzen Blickkontakt herzustellen, einzufangen, fast schon "beiläufig" zu erhaschen ... und die andere Person wird darauf reagieren. Sie (die Person) wird merken, dass da jemand ist, der sie interessant findet. Dann braucht sie die Chance, selber zu checken wie die interessierte Person ist, ob sie eventuell auch interessant sein könnte. Dazu beobachtet sie die interessierte Person erst einmal quasi heimlich. Die Blicke können sich wieder treffen. An diesen Blicken kann die interessierte Person merken, ob eventuell ein Gegeninteresse besteht. Wenn die Blicke häufiger werden und dabei vielleicht auch ein sanftes Lächeln zu bemerken ist, kann das ein positives Zeichen sein - muss aber nicht. Wenn nach dem ersten oder zweiten Blick, keine weitere Versuche folgen, einen Blickkontakt herzustellen, dann bedeutet das oft "kein Interesse".
Dann schaut Mensch sich weiter um. Oder stellt die Suche für diesen Moment oder Abend ein.
Wie schon bemerkt, gilt das für mich für alle Situationen ... beim Einkaufen, im Kollegium, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, in einem Tanzlokal/einer Disco oder in einem erotischen Club.
Bei häufigen Blickkontakten, begleitet von einem Lächeln - wird eine Person oder beide Personen dann schon bestimmte Signale und eine - ich nenne es mal - Energie wahrnehmen, die es logisch erscheinen lässt, dass mensch sich näher kommt, also das eine Person die Nähe der anderen sucht - wenn diese Nähe nicht schon gegeben ist, wie z. B. beim Einkaufen in der Schlange vor der Kasse. Dann ist mensch sich also so nahe, dass mensch miteinander reden kann.
Das ist die nächste Stufe. Für viele ... im Grunde für alle ... ist die Frage dann: Was sagt mensch da ? Was passt da gut ? Wie äußere ich mein Interesse, ohne dass es plump oder vielleicht sogar peinlich ist ? Wenn diese Gedanken aufkommen, ist mensch vermutlich für sich schon einen Schritt zu weit gegangen. "Hi", "Hallo", "Schönen Abend" können unverfängliche Begrüßungen sein. Die Beispiele formuliere ich hier mal für meine Altersklasse und mögen manchen vielleicht sehr förmlich erscheinen. Trotzdem: Wenn die Begrüßung erwidert wird, schadet es nie, sich vorzustellen. Und dabei ist es ähnlich wie mit den Blicken: Mensch kann dabei an den Reaktionen und Erwiederungen schon merken, wie die Person des Interesses drauf ist, ob ihr meine Wortwahl, meine Stimmlage, mein Sprachverhalten, meine Gestik beim Reden zusagt, oder nicht. Sympathie ist da oder nicht. Mensch kann sie nicht herbeiführen oder manipulativ erzwingen !
Wenn in diesem Moment gegenseitiges Interesse und Sympathie beiderseitig spürbar und vorhanden sind, dann wird ein Gespräch in Gang kommen. Wenn eine der beiden Personen sich unwohl fühlt, unsicher ist oder Angst hat, wird das schwerer. Wenn eine Person merkt, der/die andere Person ist vielleicht doch irgendwie uninteressant, wird es Gesprächspausen geben. Was ein Zeichen ist. Und was mensch akzeptieren kann. Und dann sagen kann: "Schön, Dich kennengelernt zu haben!" ... und wieder in die Distanz geht. Was passieren kann ... was aber auch nicht heißt, dass dies ein zwingendes Gesetz ist, das in Stein gemeißelt ist.
Die Menschen sind so unterschiedlich und vielfältig, dass sich sogar dann etwas entwickeln kann. Auch wenn (längere) Gesprächspausen meist wie "Killer" in der Situation empfunden werden, bildlich gesprochen, wie "schwarze Löcher", beginnt - eher öfters als selten - eine/r zu erzählen. Und merkt dabei vielleicht, dass dies die andere Person eher langweilt ... oder vielleicht sogar interessant findet! Und dann kommt doch noch eine Unterhaltung zustande. Aus der sich vieles ergeben kann.
Bei mir in einem Fall eine Verliebtheit -> Affäre -> Beziehung -> Ehe, in einem anderen eine Verliebtheit und langjährige Beziehung.
Auf der nächsten Stufe steht der erste Körperkontakt (gemeint ist ganz am Anfang kurzes Streifen z. B. der Schultern, dann/oder Hand auf Hand, Arm oder Schulter legen, im Weiteren auch kurz auf das Knie, und im sehr fortgeschrittenen Weitern auf Schenkel, Hüfte oder Po): Wann ist der angesagt oder sinnvoll? Klares Statement von mir: Wenn ich das Gefühl habe, dass er willkommen ist! Und auch da wird die interessierte Person die Reaktionen wahrnehmen und spüren, ob diese Kontakte auch von der anderen Person positiv erwidert werden. Wenn nicht, behält mensch die Hände erst einmal bei sich! Denn sonst ist es im wahrsten Sinne der Wortbedeutung "übergriffig".
Weil Menschen so vielfältig sind, passiert es hin und wieder - und gar nicht so selten, wie mensch denkt - dass dies (gefühlt) ratz-fatz geschieht, weil es eben passt! Und manchmal braucht es die Aufmerksamkeit und die Zeit des "An-sich-gegenseitig-Herantastens". Beides geschieht und kann mensch "nicht machen". So ein für alle Situationen passendes "Kennenlern-" oder "Flirt-Rezept", bei dem ich bewusst steuern kann, was sich entwickelt, gibt es nicht wirklich.
Die Frage des TE war ja: Wie lernt ihr Menschen kennen?
Auf den Punkt gebracht würde ich sagen, dass ich der Frau zeige, dass sie mich (als Mensch und auch als Frau) interessiert, dass ich darauf achte, wie sie reagiert, dass ich versuche, herauszufinden ob ich für sie auch interessant bin, dass ich aufgrund ihrer Reaktionen und des Gespräches nur das mache, was sie mag, was ihr willkommen ist.
Das bezieht sich auf das allgemeine Kennenlernen im normalen Leben und grundsätzlich auch in einem Club ohne bestimmtes Veranstaltungsthema.
Hier - virtuell - in JOY ist das etwas anders gelagert, weil die Kommunikation hier anfangs nur mittels geschriebener Worte geschieht und die mannigfaltigen Möglichkeiten eines realen Gesprächs (Stimme, Tonlage, Betonung, Blicke, Gestik) nicht verfügbar sind. Und es ist auch anders gelagert, wenn das Kennenlernen im Kontext bestimmter Vorlieben und Spielarten geschieht. Das aber wäre Material für einen anderen Beitrag.