Er schreibt:
Ich würde jetzt mal widersprechen, dass achtsamer Sex nur im nüchternen Zustand möglich ist. Menschen, die soetwas behaupten, haben meines Erachtens nur nicht diese Erfahrung in Kombination mit Substanzen gemacht bzw. idealisieren evidenzlos den Nüchtern-Sein-Zustand als Goldstandard. "Sober-Sex" klingt für mich sehr ideologisch angehaucht.
Mir fällt auch auf, dass die Beiträge bei diesem Thema sich mehr oder weniger primär um Alkohl drehen. Verständlich, als legalisierte Gesellschaftsdroge kann vermutlich jeder etwas dazu sagen. Erfahrungen mit anderen Substanzen sind in der Regel wohl eher selten, zum einen sicherlich weil viele die Schwelle zum Illegalen nicht überschreiten möchten oder ohne eigene Recherche uninformiert der Meinungsmache bezüglich bestimmter Substanzen aufliegen. Oder man spricht einfach nicht darüber, weil man nicht in eine Schublade einsortiert werden möchte.
Alkohol finde ich persönlich auch als eine der schlechtesten Optionen, nicht nur in Bezug auf Sex. Es mag gewisse Hemmungen lösen, die Wirkung auf dem Körper ist aber spürbar negativ. Er wird halt konsumiert, weil er einfach und relativ günstig in vielen Formen frei verfügbar ist. Andere greifen zu MDMA. Dazu kann ich nicht viel sagen, ich habe aber Leute erlebt, die nach längerem intensiveren Konsum ähnlich "kaputt" aussahen wie Alkoholiker. Letztlich wird diese Droge von den meisten auch völlig falsch konsumiert und als Partydroge missbraucht. Da habe ich durchaus Leute kennen gelernt, die das nach ihrer Aussage anders handhaben und auf schlüssige Weise positive Effekte für sich berichtet haben. Die Dinge sind eben selten so schwarz-weiß, wie sie oft dargestellt werden.
Cannabinoide können entsprechend konsumiert durchaus die Achtsamkeit und Intensität beim Sex auf eine andere Weise erlebbar machen. Man sollte es eben nicht auf "kiffen" reduzieren, zumal dies meist mit Nikotin im Tabak in Verbindung steht. Beim Verdampfen beispielsweise wird eine Vielzahl von weiteren Stoffen frei (Terpene z.B.), die beim Rauchen durch die Verbrennung verloren gehen und die die Wirkung in eine entsprechende Richtung lenken können. Man darf nicht vergessen: Schmerzpatienten profitieren heute schon auf Rezept davon.
Letztlich möchte ich Substanzen als Drogen in Verbindung mit Sex weder verherrlichen noch verteufeln. Ich denke, hier ist jeder selbst gefragt, sich entsprechend aufzuklären und zu informieren und dann selbst zu entscheiden. Zu Behaupten, nur die Nüchternheit sei das A und O, ist meiner Ansicht nach aber zu kurz gedacht und widerspricht meiner Erfahrung.