Ist denn wirklich immer eine Person für die Entwicklung eines Gesprächs verantwortlich?
Wenn mich ein Personal-Chef auf meine Fachkenntnisse, meinen Arbeitswillen und meine Pünktlichkeit reduziert, ..kann ich ihn doch zum Beispiel auf das Foto seines Motorrades oder seiner Kinder ansprechen. Oder ich kann ihm von meinen Hobbies erzählen. Erst wenn er nicht darauf eingeht, ist wirklich amtlich, dass er an mir als Mensch kaum Interesse hat.
Ich bin vorgestern auf einer anderen Plattform von einer Frau, die mich angeschrieben hatte, auf mein Auto reduziert worden. Nämlich auf das, das ich nicht besitze. Sie suchte laut Profil einen "Guten Autofahrer". Ich erklärte ihr, dass ich zwar einen Führerschein, doch keinen PKW besitze, und nur höchst ungern fremde Fahrzeuge fahre. Zumal mich im Schadenfall selbst die Selbstbeteiligung in der Kasko Versicherung vor eine Herausforderung stellen würde.
Sie erklärte mir knapp, dass sie selbst schon vor Jahren ihren PKW abgeschafft hatte. Und dass sie deshalb ausschließlich an einem Mann mit Auto interessiert sei. Sie wohne recht ländlich und wäre dort kaum mobil.
Soll ich diese Frau, oder andere die mir genau so klar erklärten, dass ich deshalb nicht in Frage komme, jetzt verurteilen, weil wir gar nicht auf meinen Charakter, meinen Humor, meine Zärtlichkeit, meine Verdorbenheit und meine freundliche Art eingehen konnten?
Ich meine, nein! Denn auch ich habe nach dieser klaren Ansage nicht versucht, sie von meinen Qualitäten als Bahn- und Bus-Fahrgast zu überzeugen.
Deshalb, so schön das Wort "reduzieren" auch klingt, manchmal legt man sich auch selbst auf ein Attribut fest, ..indem man gar nicht versucht, sein Gegenüber in ein Gespräch über etwas zu verwickeln, das einem selbst wichtig ist.