Seid ihr ehrlich zu euch selbst?

So schmerzhsft wie die Wahrheit auch sein mag sie wird immer ein Stück weit frei machen.
Wer die Lüge lebt der lebt in einer Welt voll Selbsttäuschung und je länger die Wahrheit verdrängt wird um so mehr steigt die Angst vor ihr.

Hinter der Aussage stehe ich auch zu 100%.
Denkst du man entwickelt sich zum Positiven indem man sich selbst belügt? Das musst mir mal erklären

Der Unterschied ist, weiß ich, ob ich mich selbst belüge oder weiß ich es nicht? Wenn ich es weiß, bin ich ehrlich zu mir selbst und vielleicht ist es für den Moment auch das, was ich brauche.

Wenn Du es nicht weist dann belügst Du Dich ja nicht, du lebst dann halt in einer Täischung.

Der Unterschied wird wohl darin liegen, ob man sich unbewusst selber belügt - und sich dabei auch noch für ehrlich gegenüber sich selbst fühlt,

oder ob man sich seiner Unzulänglichkeiten bewusst ist, sie ehrlicherweise nicht mag und sich dann selber „belügt“ indem man sich bewusst sich selber und die Widrigkeiten des Lebens ein wenig schönquatscht.


Wir machen das. Schönquatschen. Von uns selber.

Zu dieser bewussten und aktiven „Unehrlichkeit“ uns gegenüber stehen wir auch. Ist quasi unser Hobby. Aber immer mit einem lachenden Swinker Smiley dabei.

Und manchmal, ja manchmal beschwindeln wir auch andere Menschen, zumindest wenn wir wissen, dass wir sie mit zuviel Ehrlichkeit nur unnötig verletzen würden.


Das Leben ist schön. Auch und gerade weil wir absichtlich immer ein bissl unehrlich zu uns selber sind.





Tom & Zarah

Es werden für mich aber auch viele Schritte zusammengepackt. Ehrlich zu sich sein ist erst einmal eine Erkenntnis, nicht mehr und nicht weniger. Der nächste Schritt ist, was fange ich mit der Erkenntnis an und hier wird für mich eher über den zweiten Schritt, als über den ersten gesprochen. Das ganze aus dem Empfinden, was wir meinen, was dann zu tun wäre.

Ich gehe davon aus dass wir wenn wir von "Selbstbetrug" sprechen, schon ein
"etwas nicht erkennen wollen/nicht wahrhaben wollen/verdrängen wollen" meinen. Etwas das man aber insgeheim weiß.

Also ich meine damit in erster Linie wirklich die Selbstreflexion/Erkenntnis

Man "entwickelt" sich so oder so. Was hier "positiv" bei dir bedeutet und ob dein positiv erstrebenswert ist, sei dahingestellt.

Der Kern ist, dass die Selbstlüge ne Schutzfunktion hat. D.h. sie wirkt in dem Moment positiv, weil die Konfrontation mit der Wahrheit schädlicher für die Psyche sein kann. Wenn der Mensch für die Wahrheit bereit ist, dann kommt sie von allein. Dann wirkt die Wahrheit auch erhellend und positiv.
Verständlicher?

Solange man unangenehme Fakten aber leugnet, stagniert man in der persönlichen Entwicklung.
Natürlich braucht man eine gewisse Stärke um sich mit negativen Dingen zu konfrontieren, aber nur so geschieht Persönlichkeitswachstum.
Hier mal Beispielhaft

1. Beispiel; Eine Frau bleibt in einer toxischen Beziehung und redet sich diese lieber schön als sich aus ihrer emotionalen Abhängigkeit zu befreien und den Typen abzuschießen.
Sie stagniert in ihrer Entwicklung... vielleicht geht sie auch psychisch an der Situation zu Grunde, weil sie insgeheim genau weiß dass sie sich lieber selbst belügt als für sich selbst einzustehen....und verliert jeglichen Selbstrespekt.

2. Beispiel; Eine Person mit problematischen Alkoholkonsum. Die sagt sich selber "Ich hab das voll im Griff" anstatt "Ich bin Alkoholiker und brauche Hilfe". Stagniert oder geht daran kaputt.

Gut heißen kann ich sowas nicht.

Aber ;
Dabei geb ich dir Recht. Die Erkenntnis muss schon von selbst kommen

Oder sie ist einfach nur gerne Opfer und macht eine sehr intensive Erfahrung als Opfer. Sie zieht Energie daraus das Opfer zu sein. Aber das ist OT und ich verstehe schon was du meinst

LG

Die Gründe für es sich schon reden können ziemlich unterschiedlich sein, aber das ist doch auch wieder der zweite Schritt?

Nur mal so nebenbei:
Manchmal ist man innerlich für die Wahrheit bereit - und muss nach der Erkenntnis dieser Wahrheit trotzdem noch (etwas) suchen.

Das meinte ich hier mit ☺️

Seid ihr ehrlich zu euch selbst?

Hm.... schwierige Frage.
Muss ich etwas erst mal erkannt haben um es mir schön zu reden?

Ich glaube nicht unbedingt. Vielleicht lasse ich den schmerzhaften Gedanken gar nicht erst zu und verdränge ihn, bevor er wirklich in mein Bewusstsein gelangt, weil diese Wahrheit meine Welt zu sehr erschüttern würde.
Ich ahne es vielleicht aber will es nicht wahrhaben

Das lässt sich so pauschal eben nicht beantworten. In der Traumatherapie ist es nicht selten, dass man bestimmte Themen noch unangetastet lässt, weil diese noch zu krass sein können. Einfach alles aufzureißen in der Annahme, dann heile man besonders schnell ist nicht immer von Nutzen.

Kommt sicherlich drauf an. Wenn ich zum Beispiel immer wieder mit anderen aneinandergerate, dann möchte ich vielleicht nicht wahrhaben, das es an mir liegt. Da kann es wirklich sein, das es einfacher ist, sich zu belügen mit

„Ist doch alles nicht so schlimm, was haben die denn“ oder „das liegt nur an den anderen, nicht an mir“

Kann durchaus sein. Denn die Erkenntnis, das es an mir liegt, würde auch eine Veränderung unter Umständen bedeuten, an die ich nicht ran will.

Ja, aber die Tragik an der Sache wäre halt dass es dein ganzes Leben so weiter geht. Und du würdest dich immer als hilfloses Opfer der "Anderen" sehen, obwohl es eigentlich in deiner Macht stünde etwas daran zu ändern

Du bist mir zu schnell, dass wäre doch dann der dritte oder vierte Schritt 😅

@****87 ich widerspreche dir gar nicht. Momentan sind wir doch einfach nur bei verschiedenen Situationen, die sein können. 😃

Ja ich weiß schon. Ich wollte nur aufzeigen dass man sich selbst keinen Gefallen tut, indem man es vermeidet sich auch mit unangenehmen Tatsachen auseinander zu setzen.

Dass es einen kurzzeitigen Gewinn bringt, ist schon klar (die Wahrheit tut oft weh).
Aber auf lange Sicht gesehen schadet man sich selbst dadurch

Das ist wiederum etwas anderes. Wir möchten halt, das es anderen gut geht und daher fänden wir es schön, wenn sie dann daran arbeiten.

Genau 🙂. Ich denke wenn es sowas wie einen "Sinn im Leben" gibt, dann ist das persönliche Weiterentwicklung im Sinne von charakterlicher Reife ....sodass man irgendwann wirklich weise und mit sich selbst absolut im Reinen ist. Das wünsch ich mir und auch allen anderen. Dann wäre die Welt ein besserer Ort 😄

Es gibt halt noch so viele andere Faktoren eine Rolle. Nehmen wir doch mal das Forum. Solange ich mit meiner Art und Weise auf Zustimmung stoße, warum sollte ich daran etwas ändern? Auch wenn ich für mich vielleicht weiß, dass mein Verhalten oft nicht die feine englische Art ist.

Ich würde mir da auch wünschen, dass diesbezüglich die Erkenntnis zu einer anderen Art und Weise führt, da muss ich aber ehrlich zu mir selbst sein, das dieser Wunsch utopisch ist.