Ich kenne beide Seiten: LAT und das klassische Zusammenwohnen. Ich bin Beziehungs- und Familienmensch. Mein Ex-Mann war der erste Mann, mit dem ich zusammenzog und eine Familie gründete inkl. Hausbau. Ich habe es geliebt, meine Bande täglich um mich gehabt zu haben. Eine Freundin sagte mir mal, ich wäre wie ein Schäfer, der seine Herde trotz aller Widrigkeiten zusammenhält. Mein Mann und ich fungierten als Team. Als wir uns trennten, musste ich mein Leben alleine auf die Kette bekommen. Es war schwer, mir fehlte der Teamgeist. Aber ich habe es hingekriegt und irgendwann kam der Stolz durch, es auch alleine zu schaffen und es mir mit gutem Job und gemütlicher Wohnung heimelig zu machen.
Meine Burg, in der ich das Sagen hatte, in der ich schalten und walten konnte, wie ich wollte. Niemand da, der die Macht über die Fernbedienung wollte, der mich mit der Schnarcherei in den Wahnsinn trieb und der sich nicht über zuviel Salz im Essen beschwerte. Ich liebte mein Single-Leben. Einen neuen Partner hätte ich mir nur als LAT vorstellen können. Und dann war sie da...meine zukünftig bevorzugte Lebensform: living apart together. Wie schön, in der Woche nach Feierabend die Tür hinter sich zumachen zu können und zu sagen: nur ich und nach mir die Sintflut. Wie schön, sich aufs Wochenende mit dem neuen Partner zu freuen, die Tasche zu packen und die Stunden am Wochenende bei ihm genießen zu können oder bei mir alles herzurichten, dass er zu mir kam...
..und dann häuften sich die Sonntagnachmittage, an denen ich traurig wurde, weil wir uns trennen mussten, da jeder am Montag wieder in sein "eigenes" Leben verschwand.
Die Freude, ein intensiv schönes Wochenende gemeinsam verbracht zu haben, wurde überdeckelt über den Frust, ihn wieder für 5-6 Tage nicht sehen zu können. Ich litt bis mittwochs, dann kam wieder die Vorfreude aufs Wochenende. So ging das einige Jahre. Irgendwann zerbrach diese Beziehung, denn ich wollte ihn täglich, er mich wohl nicht...und ich hatte das Gefühl, nicht vollumfänglich in seinem Leben gewünscht zu sein.
Gleiches Spiel irgendwann noch einmal. Kennengelernt, logischer Weise erstmal LAT und wieder merkte ich, ich möchte mehr als nur die Wochenenden. Wieder dieses "Mal sehen" oder "Aber"...irgendwie wollte auch dieser Mann nicht klar Stellung beziehen und so zerlief es sich.
Heute weiß ich: zu mir passt nur ein Partner, der zumindest schon beim ersten Date (möglichst schon im Profil stehen hat), dass er in letzter Konsequenz bereit ist für ein Zusammenleben, genau wie ich.
Ich kann jede/n verstehen, die/der die Vorzüge einer LAT nicht aufgeben möchte. Und ich verstehe jede/n, die/der eine klassische Beziehung mit gemeinsamen Wohnraum für sich möchte. Da ich beide Seiten kenne, bin ich realistisch genug zu sagen, dass beide Formen ihre Berechtigung haben. Für mich ist LAT bestenfalls nur ein Übergang bis zum gemeinsamen Zusammenzug. Ohne Einbüßen von Freiheit aber mit Kompromissen, die sich nicht wie Verzicht anfühlen. Weil ich es gerne mag.