„Der muss ja schon bei beiden katastrophal sein, dass das auf Dauer die Beziehung so sehr belastet.
Ganz und gar nicht!
Viel mehr wäre es zu hinterfragen, was denn das jeweilige Ziel einer Beziehung ist.
Die dafür nötige Ehrlichkeit sich selbst, aber auch dem/den Gegenübern(n) ist meiner Erfahrung nach nicht leicht.
Geht es um langfristige gegenseitige Versorgung, ökonomische Absicherung auch für den Nachwuchs, die Perspektive auf Unterstützung bei Krankheit und im Alter, aber Romantik und Sex stehen nicht an erster Stelle? Das ist der definierte Einsatzbereich von Ehe, und da ist Zusammenwohnen natürlich integraler Bestandteil. Geht es aber um emotionale und langfristigeauch sexuelle Intensität, ist Alltag (empirisch gesehen. Kann jede:r anders sehen, mag im Einzelfall anders sein, ist im Mittel aber nun mal messbar) kontraproduktiv. Vertrautheit und Zärtlichkeit wiederum vertragen sich gut mit dauerhafter räumlicher Nähe, wenn die Beteiligten ähnliche Persönlichkeiten z.B. auf den Achsen Nähe-Distanz und Dauer-Wechsel haben. Sie sind aber erotischer Spannung eher abträglich (erotischer Routine dagegen sehr zuträglich). Bei der persönlichen Weiterentwicklung hängt es wiederum sehr von der Art ab, wie man das ausgestaltet: ohne Verlassen der Komfortzone entwickelt sich nix. Wer aber zwanzig Jahre immer im selben Ort Urlaub und überhaupt alles zusammen macht, verläßt diese Zone praktisch nie. Und so weiter und so weiter …
Nichts davon ist „mehr Wert“, es sind einfach andere Ziele und Perspektiven. Ich halte es nur für schlau, das wahrzuhaben. Alles für die eine Richtung tun, aber die andere erhoffen, geht schief, ebenso wie ungeklärte Widersprüche in den Zielen oder Personen, nicht kommunizierte Ziele (die das/die Gegenüber bitte von den Augen ablesen mögen) etc.